Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 583
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Tischner: Ein Mann mit paranormaler Erkenntnis. 583

Schreibtisch und schrieb auf jedes einen Satz. Dann faltete er die
beschriebenen Papiere achtfach zusammen, mischte sie, nahm eins in
die geschlossene linke Hand, eins in die rechte, eins legte er auf den
Tisch vor seinen Augen, und er wußte nicht, wo sich jetzt der einzelne
Satz befand. '

Wieder in das Zimmer gelassen näherte Ludwig K. sich dem Professor
auf 11/2 Meter, schaute nach oben und sagte nach einer Minute
mit dem Zeigefinger auf die linke Hand zeigend, fehlerlos den auff
dem Papier stehenden Satz. Gleich darauf machte er es ebenso mit
dem Papier in der Rechten und mit dem auf dem Tisch. „Eine Art
von Schauder, schrieb später Professor Schottelius, ging mir den Rük-
ken hinab. Ich empfand eine Ergriffenheit wie damals, als ich zum
erstenmal das Zeppelinsche Luftschiff sah. Sonst ist mir das in meinem
Leben niemals vorgekommen."

Zwei weitere Sitzungen unter ganz sicheren Bedingungen gaben
das gleiche unbestreitbare, vollkommene Resultat.

Professor Schottelius war erstaunt und wollte wissen, welche Meinung
die Richter von dieser merkwürdigen Fähigkeit hatten. Er wandte
sich an den Vorsitzenden des großherzoglichen Landgerichts in Karlsruhe
mit der Bitte um Einsichtnahme in die Gutachten der ärztlichen
Sachverständigen, welche seinerzeit in dem Strafprozeß gegen Ludwig
K. über seine Kunst des Gedankenlesens eingeholt waren.

Die Akten zeigten ihm, daß der groß herzogliche Staatsanwalt
durch einen Antrag vom 12. November 1908 den Dr. Haymann, Assistent
an der psychiatrischen Klinik in Freiburg i. B. zum sachverständigen
Zeugen ernannt und ihm aufgetragen hatte, sich über die Fähigkeit
des Gedankenlesens, die sich L. K. zuschrieb, schriftlich zu äußern.

„Dabei wollen Sie — sagte der Antrag — den äußern Hergang bei
den Versuchen, Art und Zahl derselben, die zur Verhütung von Täuschungen
getroffenen Vorsichtsmaßregeln usw. möglichst eingehend
schildern; ich gebe Ihnen anheim, ob Sie sich auch darüber äußern
wollen, wie Sie sich das Glücken mancher und das Mißglücken anderer
Versuche wissenschaf tlich erklären wollen."x)

Zur Untersuchung nahm Dr. Haymann L. K. am 7. September 1908
in die psychiatrische Klinik in Freiburg (nicht wie Osty schreibt, ,,Karls-
rhue") auf.

Am 11. September stellte er das erste Experiment an. ,,Es war
für L. K., sagt er in seinem Bericht, spielend leicht, meine verborgene
Schrift zu lesen." Dieser am 12. September unter strengen Kontrollbedingungen
wiederholte Versuch überzeugte den medizinischen Sachverständigen
von der Gabe des L. K., den geschriebenen Gedanken auf
anderen Wegen als denen der normalen Sinnesempfindung zu lesen.
Er drückt diese Ueberzeugung in seinem Bericht, den er in Freiburg,
den 16. November 1908, machte, aus.

*) Dies Zitat und die folgenden nach dem deutschen Original.

(Der Uebersetzer.)


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