Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 604
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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604 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 10. Heft. (Oktober 1925.)

Geist Jo verantwortlich. Der Erfolg war freilich ziemlich kläglich,
und Jo und Felix scheinen weitere Versuche nicht mehr riskiert zu
haben.

Bei der Seltenheit musikalischer Begabung dürften die Leistungen
Anneliese Knösel-Volkmanns (mit der zu arbeiten ich
seit mehreren Monaten Gelegenheit habe), trotzdem ihnen hier nicht
der Stempel absoluter Vollkommenheit aufgedrückt werden soll, auf
die Beachtung weiterer Kreise Anspruch erheben können. Anneliese,
heute 25 Jahre alt und seit kurzem verheiratet, entstammt aus gutem,
solidem Haus. Ihr Vater ist Hofzahnarzt in München. Sie hat eine
höhere Schule besucht und ist nach mehreren Richtungen hin geistig
lebhaft interessiert. Auch die künstlerische Begabung verteilt sich auf
verschiedene Gebiete. Sie schriftstellert nicht ohne Talent, zeichnet
mit viel Geschick (am liebsten Kinder- und Engelstypen, etwa im Stil
Pletschs und Ludwig Richters) und spielte bereits als vierjähriges Kind
Klavier. Schon damals scheint ihr Spiel völlig inspirativ gewesen zu
sein, und als sie heranwuchs, blieb es dabei, und jeder Versuch einer
systematischen Ausbildung scheiterte schon bei den ersten Anfangsgründen
. Anneliese hat zweimal im Leben, als Dreizehn- und als
Sechzehnjährige je einige Wochen hindurch Klavierunterricht gehabt,
erwies sich aber in beiden Fällen im üblichen Schulsinne als absolut
ungelehrig und unbelehrbar. Tatsache ist, daß sie noch heute keine
einzige Note kennt und auch nicht über das allergeringste theoretische
Musikwissen verfügt. Das Zeugnis, das ihr zweiter Lehrer nach Absolvierung
seiner ergebnislosen Versuche ihr ausstellte, konstatiert ausdrücklich
diesen Tatbestand, spricht weiter von der ..eminent poesie-
und temperamentvollen Gestaltungskraft" der seltsamen Schülerin und
schließt mit den Worten: Solche Musikalität ist angeboren."

Dieses Urteil ist im Kern zweifellos richtig, aber es muß dahin
zurechtgerückt werden, daß diese Begabung Anneliese nur zur Verfügung
steht, wenn sie sich in dem Zustand mehr oder weniger evidenter
Bewußtseinsverschiebung befindet. Die musikalischen Fähigkeiten
ihres Wachbew ußtseins dagegen liegen etwa auf dem
Niveau guter Mittelinäßigkeit und würden sie in keinem Fall zu irgendwelchen
besonderen musikalischen Leistungen prädestinieren.

Ich will ein paar Momente namentlich herausgreifen. Zunächst
das rhythmische Gefühl, um das es geradezu übel bestellt ist. Spielt
man ihr vor, so kann man ohne weiteres einem Takt, ohne daß sie
es merkt, eine Einheit wegnehmen oder hinzufügen. Das trifft sogar
für Fälle zu, bei denen sie vorher ausdrücklich auf das Experiment
aufmerksam gemacht wurde. Auch wenn sie inspirativ spielt, tritt dieser
Mangel zuweilen noch aufdringlich genug in Erscheinung. Häufiger
aber verkehrt er sich in sein Gegenteil, und Anneliese arbeitet dann
mit einer rhythmischen Exaktheit, ja, sogar einem rhythmischen Raffinement
, das verblüffend anmutet. (So verschob sie z. B. zunächst
den Einsatz eines Motivs bei der ersten Wiederholung vom ersten auf
den zweiten Taktteil, später dann vom zweiten auf den dritten, was


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