Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 605
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Buchner: Phantasien am Klavier auf medialer Grundlage. 605

der Durchführung des musikalischen Gedankens einen sehr eigenartigen
Reiz gab.)

Ein wenig besser steht es um ihr Merkvermögen. Immerhin bedarf
es geraumer Zeit, ehe sie ein einfaches Thema so auffaßt, daß sie es
auf dem Instrument wiedergeben kann, und vor allen Dingen ist festzustellen
, daß die Aufmerksamkeit, die sie dem Versuch schenkt, diesen
keineswegs erleichtert oder beschleunigt, sondern im Gegenteil, behindert
und unter Umständen unmöglich macht. Hört sie ein Thema,
ohne ihm besondere Beachtung zu schenken, mag die Reproduktion
gelingen; konzentriert sie sich darauf, kommt sie nur sehr schwer oder
gar nicht damit zustande, lieber das u n bewußte Merkvermögen wird
später noch zu sprechen sein.

Auch der Grad der Einfühlungsfähigkeit in die Eigenart eines
Komponisten oder einer bestimmten musikalischen Epoche ist mittleres
Niveau. Sie kann Mozart mit Beethoven und Beethoven mit Bach
verwechseln, und das wirkt dann um so seltsamer, als sie beim in-
spirativen Spiel mit geradezu hellseherischer Sicherheit eine schöpferische
Persönlichkeit in ihrer Totalität und in allen ihren Einzelzügen
zu erfassen pflegt.

Ich breche ab und komme nun auf den Zustand zu sprechen, in
dem sich Anneliese Knösel-Volkmann während ihres Spieles befindet.
Sie führt ihn auto suggestiv herbei, und es bedarf dazu keiner
sonderlichen Anstrengung. Sie braucht nur, wie sie in einer kleinen
autobiographischen Skizze wörtlich sagt, „die Hände auf die Tasten
zu legen und die Augen halb oder ganz zu schließen, und schon beginnt
das Konzert." Es ist der gleiche Vorgang, der sich bei der Mehrzahl
der Malmedien abzuspielen pflegt. Sie nehmen am gewohnten
Arbeitstisch Platz, und der Anblick der in bestimmter Ordnung bereitgelegten
Papiere und Stifte genügt zur sofortigen Auslösung des ihnen
eigentümlichen Trancezustandes. Nun möchte ich bei Anneliese von
einem eigentlichen Trance lieber nicht sprechen, zumal der Zustand
bei ihr äußerst variabel ist und zum mindesten zu Beginn des Spiels
über eine leichte traumhafte Benommenheit nicht hinausreicht. Je
länger sie spielt, desto mehr vertieft er sich, falls nicht etwa Störungen
besonderer Art eintreten; die Augen schließen sich mit der Zeit völlig,
und das Gesicht nimmt einen fremden, abwesenden Ausdruck an.
Charakteristisch sind auch die rhythmischen Schwingungen des Körpers,
die zuweilen so lebhaft werden können, daß das Medium gleichsam
vom Stuhl emporgehoben wird und genötigt ist, eine Weile stehend
weiterzuspielen. Das Spiel selbst ist in der Regel am wertvollsten und
interessantesten, wenn sie der Ilmwelt am weitesten entrückt ist.

Von Interesse für die Bewertung des Phänomens dürfte die Feststellung
sein, ob und inwieweit der Autosuggestivzustand Annelieses
die Aufnahme von Sinneseindrücken unterbindet oder doch einschränkt.
Meine anfängliche auf oberflächliche Beobachtung gestützte Vermutung,
daß im Gegenteil eine Hypersensibilität vorliegen müsse, bewährte sich
nicht und dürfte wohl höchstens für die allerersten Anfangsstadien des


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