Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 607
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Buchner: Phantasien am Klavier auf medialer Grundlage. 607

Falle bleibt die Erinnerung unvollständig, unzuverlässig, flüchtig, bedarf
einer besonderen Auslösung und stellt sich nur zögernd, nach
Verlauf einiger Zeit schärfere Konturen weisend, ein, ähnlich etwa
der Erinnerung an nächtliche Träume oder an die Vorkommnisse während
einer (nicht von vornherein unter vollständige Amnesie gestellten
) Hypnose.

Es ist unter diesen Umständen begreiflich, daß einzelne Themen,
die Anneliese in medialem Zustand produziert, später in ihr Wachbewußtsein
übergehen und dann willkürlich von ihr reproduziert
werden können. Aus dem flüssigen Zustand schöpferischer
Improvisation kristallisieren sie sich, wenn ich mich so ausdrücken
darf, zu fester Form und gehören dann, sei es als musikalisches
Motiv, sei es zu in sich geschlossenen Kompositionen geformt, zu dem
übrigens nicht sehr umfangreichen Bestand, über den ihr musikalisches
Wachbewußtsein verfügt. Diesen Vorgang, der bei unverständiger Beurteilung
leicht Mißdeutungen ausgesetzt sein könnte, hat Anneliese mir
und auch jedem anderen gegenüber niemals verschleiert, und wenn
man sie darum ersucht, trägt sie gern, natürlich in vollem Wachzustand
, derartige Kompositionen verschiedenster Jahrgänge vor, darunter
z. B. eine hübsche Bagatelle „Schmetterling", die sie als sechsjähriges
Kind improvisiert und dann ins Wachbewußtsein übernommen hat.
Sie beginnt auch wohl einmal ihr Spiel mit einem derartigen stereotypierten
* Motiv, das ihr dann gleichsam als Sprungbrett dienen muß
vom bekannten in das unbekannte Land.

Das Erwachen vollzieht sich bei Anneliese ebenso automatisch
wie der Eintritt in das Stadium ihrer Selbstvergessenheit,. Hat das Spiel
seinen Abschluß gefunden, schlägt sie, noch ehe der letzte Ton so
recht verklungen ist, die dann meist festgeschlossenen Augen auf, gibt
in der Regel, zumal, wenn sie ,,weit fort" war, einen tiefen Seufzer
von sich, springt lebhaft vom Stuhl auf und beteiligt sich schon nach
wenigen Minuten wieder mit der gewohnten Lebhaftigkeit am allgemeinen
Gespräch. Zuweilen lassen sich allerdings im unmittelbaren
Anschluß> an ihr Spiel noch gewisse Ermüdungserscheinungen feststellen
, denen sich, selbst jetzt im Sommer, ein auffallendes Kälteempfinden
zugesellt» Wenn ich in diesem Zusammenhang erwähne,
daß Anneliese bei öffentlichem Auftreten, wenn das Publikum ihr
Beifall zollt, in der Art des Künstlers im Konzertsaal mit einer Verbeugung
quittiert, so geschieht das nur, weil bei der Vorführung des
Mediums in der Münchener „Gesellschaft für metapsychische Forschung
'* (16. Juni) Stimmen laut wurden, die sich über dieses Verhalten
wunderten. Ich finde es durchaus natürlich und selbstverständlich
, da das Medium dann ja bei vollem Bewußtsein ist, hielte es aber
nicht einmal für befremdlich, wenn die Verneigung noch im Rahmen
des hypnotischen oder autohypnotischen Zustandes erfolgte, vorausgesetzt
natürlich, daß in diesem Fall die sinnliche Wahrnehmung der
Beifallsgeräusche nicht irgendwie ausgeschaltet wäre. Es wäre viel eher
auffallend, wenn derartige stereotype Reaktionen ausbleiben sollten, als


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