Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 662
(PDF, 206 MB)
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662 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 11. Heft. (November 1925.)

uns alle Tatsachen in dem Umfange anzueignen, in welchem die Summe
ihrer Tätigkeit sich als unseren Sinnen zugänglich erweist. Doch welcher
Ausdehnbarkeit die Funktionen, unserer Sinne fähig sind — vermögen
wir dies zu wissen? Deshalb ist es auch schwer, die These anzunehmen
und analytisch zu erklären, welche Prof. Richet in den
Vordergrund stellt. Fürwahr — wenn man die Grenzen der Sinnesfunktionen
nicht zu bestimmen vermag, ist es recht schwer, irgendwelche
Voraussetzungen zu schaffen, selbst wenn man einer solchen
Voraussetzung das Wort ,,schüchtern"*) vorausgehen läßt. Dieses Wort
absolviert mir mein Pariser Freund: Die Schüchternheit bedeutet nämlich
gleichzeitig eine Frage, welche ich beantworten möchte, in der Voraussetzung
, daß ein so hervorragender Geist wie Riebet, diese Frage
nur deshalb mit einer Antwort schließt, weil es anders nicht gut möglich
war.

Sitzung vom 9. Oktober 1922.

Wir wissen, daß die Individualität nicht nur aus manifesten Erregungen
besteht, sondern aus einem ganzen, umfangreichen Komplexe
des Vergessenen, mit demselben ein Ganzes bildend, zusammengefaßt
ist. Denn was ist ein Bewußtsein, wenn nicht ein speziell emp-
pfundenes Durchleben ,,Seines-selbst". Und hier ist es geboten, zur
Kryptästhesie, dem verborgenen Bewußtsein oder Unterbewußtsein
überzugehen, das von Richet in den Vordergrund gestellt wird.

Indem ich auf das oben Gesagte verweise, auf die analytische,
wenn ich so sagen darf, Zergliederung des Bewußtseins, ist es unmöglich
, sich der These von Richet nicht anzuschließen. Augenblicklich
will ich jedoch diese Frage beiseite lassen, deren Erklärung ich mir
weiterhin vorbehalte, um mich mit dem Gedächtnisprozeß zu befassen,
mit welchem Richet sein Räsonnement motiviert und behauptet, daß
wahrscheinlich das Gedächtnis an der scharf markierten Grenze beider
sich gegenüberstehenden Welten zusammenbricht. Die Behauptung, es
sei schwer, die Gedächtnisphase zu bestimmen, die den Momenten des
Ueberganges. und Sichfindens jenseits dieser Linie entspricht, widersteht
nicht einer rationellen Kritik.

Nach der Auffassung des weiland Prof. Abramowski **) ist das
Gedächtnis nichts anderes, als eine Neukonzentration der früher aus
dem Bewußtsein eliminierten Komplexe, die im Unter- oder Ueber-
bewußtsein eingeschaltet verbleiben. Das Gedächtnis schließt sich dem
Molekülarprozesse an, dessen Effekt die Wachrufung der durchlebten
Perioden im Ideenabrisse ist. Kann deswegen von diesem in eine bestimmte
psychologische Form gebrachten Prozesse die Fortsetzung eines
morphologischen Prozesses abhängig gemacht werden? Stockt die Zeit
in ihrem Laufe mit dem Momente des Stillstandes einer Uhr —

*) Das Wort „schüchtern" bezieht sich auf die Aeußerung von Richet,
daß er die spiritistische Hypothese nur mit „Schüchternheit" bekämpfe,
weil er ihr keine ausreichende Gegentheorie entgegenstellen könne

**) Ed. Abiamowski, Prof. der Psychologie an der Universität "Warschau,
der vor einigen Jahren verstorben ist.


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