Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 681
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Wagner: Die Vernunft der Pflanze.

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zu Beginn des neuen Jahrhunderts der Menschheit vorgestellt wurde,
sich von Grund auf wandeln möchte. Die mechanistisch-materialistische
Richtung in der Biologie, bis vor nicht langer Zeit scheinbar so fest
gegründet, muß die schwersten Angriffe aushalten und verliert Schritt um
Schritt an Boden. Der Gedanke eines Zweckgesetzes in der Natur
wurde bisher von den extremen Mechanisten als teleologische Spielerei
verspottet, die Annahme eines überindividuellen Seelischen, einer über
dem Mechanismus der nach chemisch-physikalischen Gesetzen sich vollziehenden
protoplasmatischen Zellenwachstum und Vermehrungsprozesse
stehenden „Vernunft" hätte sich bis vor kurzer Zeit ,'noch das
Urteil mystischer Spekulation gefallen lassen müssen. Heute hat sich
die Lage auf dem Kampfplatz der Biologie stark verschoben. Hans
D r i e sch aus der experimentellen Entwicklungsmechanik entstiegene
geniale Gedankengänge, die zu der Annahme eines überindividuellen
organisierenden Prinzips im Reich der Lebenden, der „Entelechie"
führen, wirken wandelnd und befruchtend in der biologischen Forschung.
Parallel ringt die junge parapsychologische Forschung voll Energie und
mit wachsendem Erfolg um die Anerkennung ihrer bedeutungsvollen
Tatsachenwelt, die als eines der wesentlichsten Erkenntnisse das außerkörperliche
, von Zeit und Raum unabhängige Wirken einer vitalen,
intelligent geleiteten Potenz verkündet. Und rückschauend über unendlich
ferne Zeiträume bucht der Paläontologe nach dem Vorgange
Dacques, auf parapsychologischen Erkenntnissen fußend und anderseits
den wirklichkeitserfüllten \ Grund der Sagen und Mythen ausschöpfend
ein neues, großes Bild vom Werden des Menschen und der
übrigen Organismen zu entwerfen. Vielleicht — ich möchte mir hier
noch kein Urteil erlauben — greift auch die vielumstrittene Glazial-
kosmogonie Hanns Hörblgers bedeutsam und auffallend in den
Prozeß der Wandlung der biologischen Weltanschauung ein. Sicher
ist, daß Drieschs Entelechie, du Preis transzendentales Ich, Erwin
Bechers überindividuelles Seelisches, Kohnstamms tiefstes
Unterbewußtsein, die in den sogenannten okkulten Erscheinungen
sich ausprägende psychobiologische Kraft der Parapsychologen, I) a c -
qiies Natursichtigkeit alle auf den gleichen lebendigen Urquell zurückgehen
.

In diese unaufhaltsam vorgehende Front reiht sich nun Adolf
Wagner mit seinem wundervollen Buche „Die Vernunft der Pflanze"
als mutiger und kraftvoller Kämpfer ein. Von ganz anderer Seite kommend
, kündet auch er den großen Gedanken von der über allem mechanischen
Geschehen im Ablauf des Lebendigen stehenden regierenden
Vernunft. In dem ,,Auf neuen Wegen" betitelten einleitenden
Kapitel prägen sich, obwohl ganz unabhängig erfaßte, so doch im Prinzip
durchaus gleichartige Gedankengänge aus, wie wir sie bei D a c q u e
finden. Er sucht die Notwendigkeit einer künstlerisch-wissenschaftlichen
Naturbeobachtung darzulegen, die sich aus dem großen Gegensatz
zwischen dem wägenden, messenden wissenschaftlichen Forscher
mechanistisch-materialistischer Einstellung und dem Metaphysik treibenden
Philosophen ergibt, wobei er den Typus des „Dichter-Philoso-
phen" herauszuschälen sucht. Neben das wägende, messende Forschen
, das sich schließlich in immer größere Spezialisierung verliert,
um endlich an einen toten Punkt zu gelangen, muß das Erschauen,
Erfühlen der großen Zusammenhänge und Verknüpfungen treten.
Wagner zeigt in geistreichen und temperamentvollen Gedankengängen
, wie er zwangsläufig zu seiner Naturauffassung und Darstellung
kommen muß, die in der Annahme des Primates des schöpferischen
„Seelischen" gipfelt.

„Das Hohelied der Vernunft" nennt sich das nächste Kapitel. In
den Unterscheidungsdefinitionen von Verstand und Vernunft liegen
große Schwierigkeiten. Der gebräuchliche Fehler ist darin zu suchen,


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