Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 718
(PDF, 206 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1925/0728
718 Psychische Studien. LH. Jahrgang. 12. Heft. (Dezember 1925.)

Man braucht also gar nicht anzunehmen, daß in dem von K.
berichteten Falle etwa mit der bei Sterbenden so oft beobachteten gesteigerten
Wunschspannung, die in der spiritistischen Sitzung reproduzierten
Mitteilungen in der Todesstunde auf die Pflegetochter übertragen
worden seien, ohne ihr Bewußtsein zu erreichen (was gleichwohl
möglich und wahrscheinlich ist), .vielmehr kann dies schon zu der
Zeit geschehen sein, als der Pflegevater den Freund bat, die Tochter
nach seinem Tode aufzuklären. (Da das Unterbewußtsein Divina tions-
\ ermögen besitzt — ganz besonders in Hinsicht auf die Vaterschaf t —,
so hätte es einer Uebertragung in diesem Falle überhaupt nicht bedurft,
um den Sachverhalt in einer spiritistischen Sitzung manifest werden
zu lassen.)

Daß übertragene Vorstellungen im Unterbewußtsein latent bleiben
können, hat durchaus nichts Befremdendes an sich. Wir wissen
— oder können es jederzeit leicht beobachten — daß im Falle sexueller
Hörigkeit, wenn also der fremde Personalkomplex ein sehr beherrschender
ist, sich häufig telepathische Ueber tragungen ereignen, die
das Bewußtsein des Rezipienten erreichen. Wenn also in diesem Spezialfälle
die Uebertragung auch nicht sensitiven Personen bewußt wird,
so können wir nicht zweifeln, daß — ohne bewußt zu werden — solche
l ebertragungen sich sehr häufig ereignen und im Unterbewußtsein
gleich zahlreichen anderen unterschwelligen Wahrnehmungen registriert
werden, um sich entweder als unbewußte Motive des Handelns auszuwirken
oder eine Zeitlang als unbewußte Erinnerungen erhalten zu
bleiben und in Träumen oder dgl. früher oder später manifest zu
werden.

Herrn Oberstleutnant K. kann also nicht darin zugestimmt werden
, daß die Hypothese einer nachträglichen telepathischen Auswirkung
zu kompliziert erscheine, stimmt sie doch vielmehr überein mit
unserer Kenntnis von dem Erinnerungsvermögen des Unterbewußtseins,
ja, der unbelebten Materie, wie es durch die Tatsachen der Psycho^-
metrie und gewisse Spukerscheinungen nahegelegt wird und in der Erscheinung
des permanenten Magnetismus eine aufdringliche
physikalische Analogie findet. (Es existiert eine elektromagnetische
Biktiermaschine, die geradezu als ein Modell für das Bewußtwerden unbewußter
Erinnerungen und — beiläufig — auch als Anschauungsmaterial
für das Verschwinden von Spukerscheinungen durch Beschwörung
[Betätigung des Löschmagneten] gebraucht werden kann.
Menschliche Fähigkeiten sind eben durchaus nicht prinzipiell von anderer
Art, als sie auch sonst in der Natur vorkommen.)

Auch Zeller fordert in seiner Kritik von ,,Tischners Geschichte
des Okkultismus" im Oktoberheft der Ps.St. das Anerkenntnis, die spiritistische
Hypothese sei möglich. Ich kann in einem solchen Zugeständnis
nur einen Verzicht sehen, ein Ignorabimus, und bedaure, daß
die von mir a. a. 0. aufgestellte Theorie, die den Personalkomplexen
des Unterbewußtseins eine Art Eigenleben zuspricht und damit einerseits
im Rahmen des Erfahrbaren bleibt, andererseits, soviel ich sehe,


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