Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 719
(PDF, 206 MB)
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Dreher: Kundgebung eines Verstorbenen.

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auch den Erscheinungen gerecht wird, die eine spiritistische Deutung
zu fordern scheinen, bisher einer Diskussion nicht für wert befunden,
worden ist. Ihre Widerlegung wird allerdings dadurch erschwert, daß
in den Berichten über spiritistische Erlebnisse gerade diejenigen Fragen
, die im Sinne der Theorie entscheidend sind, meist ununtersucht
bleiben.

So berichtet Geldnerth im Oktoberheft der Ps.St. von Manifestationen
des verstorbenen Prof. Ochorowicz abwechselnd durch Vermittlung
einer Frau Domanska und einer Frau Czernigiewicz und zwar
so, daß sich diese Kundgebungen gegenseitig ergänzten.

Obwohl G. selbst von den durch die Psychoanalyse eröffneten
methodischen Perspektiven spricht, begeht er ebenso wie der Verfasser
jener Berichte, Dr. von Habdank, den Irrtum, das Medium als
Komplexträger anzusprechen und als solchen abzulehnen.

Das Medium ist zweifellos (außer für seinen Kontrollgeist
) niemals der Wirt für den seelischen Komplex eines Verstorbenen
. Vielmehr ist in diesem Falle offensichtlich Habdank Träger
der manifestierten Vorstellungskomplexe, was ja schon dadurch nahegelegt
wird, daß Frau D. durch ein anderes Medium ersetzt werden
konnte, ohne daß die Kundgebungen dadurch unterbrochen wurden.

Zur Zeit, wo diese Zeilen geschrieben werden, liegt mir der
Schluß des Geldnerthschen Aufsatzes über die Kundgebung von Ochorowicz
zu dieser Frage noch nicht vor. Vermutlich wird 0. die hier
vertretene Anschauung bekämpft und seine unabhängige Existenz behauptet
haben. Das würde natürlich nur beweisen, daß der seelische
Komplex O. in seinem Wirt Habdank dieser Auffassung ist.

Aber alle wesentlichen Fragen: Welche Auffassung hat 0. zu seinen
Lebzeiten vertreten? Welche Auffassung vertritt Habdank? Welche
seelischen und geistigen Beziehungen haben zu Lebzeiten von O.
zwischen ihnen beiden bestanden? Welche geistigen Bindungen bestehen
zwischen Habdank und den übrigen Personen, die sich ihm
durch Frau D. manifestiert haben? (Es ist belanglos, ob er sie persönlich
gekannt hat!) — Alle diese Fragen werden wahrscheinlich völlig
unerörtert bleiben.

Aus solchen Gründen ist es bisher nicht möglich gewesen, gegen
die eine oder andere Theorie eine sichere Entscheidung zu fällen, weil
in allen Fällen, in denen Berichterstatter der spiritistischen Hypothese
den Vorzug geben zu müssen glaubten, diejenigen Fragen, die einen
animistischen Zusammenhang hätten erweisen können, völlig unbeantwortet
blieben. Erste Voraussetzung ist allerdings, daß der Zusammenhang
da gesucht wird, wo er der Natur der Dinge nach liegen muß,
und das Wichtigste ist in jedem Falle, sich über die Rollenverteilung
klar zu werden: wer ist Medium, wer Komplexträ-
g e r? Diese Frage wäre im Falle O. eindeutig beantwortet gewesen,
wenn an Stelle von Dr. H. ein anderer Versuchsleiter eingetreten
wäre. Vermutlich hätten dann die Erscheinungen aufgehört,


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