Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 734
(PDF, 206 MB)
Bibliographische Information
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734 Psychische Studien. LH. Jahrgang, 12. Heft. (Dezember 1025.)

dem Gegner gegenüber gab, um so sicherer gelangte er zum Ziel. Es ist
ja ein nicht ganz unbekannter und nur sehr selten versagender rhetorischer
Kunstgriff, sich selbst des Urteils scheinbar bescheiden zu enthalten
, die Dinge aber so zu drehen und zu wenden, daß die Zuhörer
gar nicht umhin können, ihrerseits den klug zurückgehaltenen Spruch
stürmisch zu fordern. Hellwig verließ in seinem Vortrag tatsächlich
kaum die Plattform der bekannten gemeinsamen Sachverständigen-
erklärung. Hätte er, so etwa drückte er sich aus, aus der Literatur oder
aus Experimenten vor dem Prozeß jemals die Ueberzeugung gewonnen,
daß es ein Hellsehen überhaupt gibt, so würde er vielleicht geneigt
gewesen sein, die okkulten Erklärungsmöglichkeiterl in dem einen oder
andern Drost-Falle heranzuziehen. Das Echo der Psychologischen Gesellschaft
auf diese graziöse geistige Schlangenakrobatik aber lautete;
Hellsehen ist Schwindel und Betrug. Moll trumpfte auf: Wo sind denn
die Hellseher und telepathischen Medien? Hier, in dem Sitzungsraum
der ,psychologischen Gesellschaft", hier habe er schon viele Exemplare
dieser angeblichen Spezies untersucht. Sie sollten zeigen, was sie konnten
, aber leider zeigten sie nur, was sie nicht konnten. Sieg des
Negativismus auf der ganzen Linie.

Aber gehen wir der Methode, mit der Hellwig an diesem Aben,d
die Sache der Reaktionäre zum Siege führte, noch etwas näher nach.
Selbstverständlich war es ihm ebenso wie später Tischner versagt, die
Gesamtzahl der 45 Bernburger Fälle eingehend darzulegen und zu erörtern
. So griff er Einzelheiten heraus; und dabei zeigte er wieder einmal
— wer hätte daran zweifeln können — seine geschickte Hand. Nicht
etwa insofern, als er nur von den Fällen gesprochen hätte, die von dem
Sachverständigentriumvirat einstimmig als negativ erkannt worden sind
(diese Taktik wäre, als zu grob, eines Herrn Hellwig nicht würdig), nein,
er holte auch aus den Erfolgen das eine oder andere heraus. So vor
allem den Fall der Gebrüder Braß, die in Westfalen gefaßt wurden
und (sie sind, wenn ich nicht irre, heute beide tot) des Mordes an einem
Magdeburger Eisenbahnbeamten zum mindesten verdächtig sind. "Er
legte dabei den Nachdruck auf die Behauptung des Mediums, daß sich
die Mörder nach Hamborn gewannt hätten und vermerkte das als einen
immerhin beachtlichen Treffer. Als in der Debatte dann aber der Fall
wieder hervorgeholt und auf die verwunderliche Tatsache, daß das
Medium den an sich ja fernliegenden Namm Hamborn richtig erfühlte
, hingewiesen wurde, sagte Hellwig unschuldsvoll, hier läge wohl
ein Mißverständnis vor. Das Medium habe Hamborn genannt, die Verhaftung
aber sei in einem andern Ort Westfalens erfolgt. Es stimmte
also nur die Provinz, nicht der Ört, Man zuckte vielsagend die Achseln,
und der gewünschte Effekt war erzielt. Daß der Akzent bei diesem
Fall an sich nach ganz anderer Seite liegt, daß es gar nicht auf den Ort
der Verhaftung, sondern auf die in Einzelheiten (Doppelmantel, Pistolen
usw.) verblüffend gut getroffene Beschreibung der Verdächtigen
ankommt, blieb unerörtert.

Noch durchsichtiger wurde Hellwigs Taktik bei der Besprechung


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