Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: 741
(PDF, 206 MB)
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Kleine Mitteilungen.

741

Baireuth, den 20. November 1733.

Die Leiche des Prinzen ist aus Italien eingetroffen und soll derweilen
beigesetzt werden. Man hat sie mit großer Mühe hergeschafft;
denn die Katholiken sind doch gegen die Protestanten so
aufgebracht, daß sie die Toten ausgraben und auf den Schindanger
werfen . . .

In seinem nächsten Brief kommt der Bruder auf das Argument
mit den Ratten zurück; er berichtet ausführlich ein Erlebnis aus
der jüngsten Vergangenheit:

Berlin, den 26. November 1733.

Die Geschichte von den Ratten ist folgendermaßen: Als ich das
Unglück hatte, in Küstrin gefangen zu sein, saß ich eines Abends —
es mochte etwa neun Uhr sein — hoch oben in meiner Zelle auf einem
Diwan und las. Da "hörte ich plötzlich ein Geräusch, als ob jemand
eine Kanonenkugel rollte. An sich fürchte ich weder Geister
noch den Teufel, aber ich muß gestehen, daß ich etwas erschrak
. Dazu mochten die Einsamkeit und die Vorlegeschlösser meiner
Tür wohl auch beitragen. Dreimal fing das Geräusch wieder an, aber
schließlich wurde es so stark, daß ich nicht mehr wußte, was ich
davon halten sollte, zumal es jetzt auch unter dem Diwan polterte, auf
dem ich saß. Ich sann kurz nach und sagte mir denn: Bist du toll,
jetzt vor etwas Angst zu haben, wovor du nie Angst hattest? Außerdem
wirst du jetzt von so viel Teufeln verfolgt, daß dieser Teufel,
der dich in deinem Gefängnis quälen kommt, besonders boshaft sein
muß. Mut gefaßt! Ich stand auf, suchte unter dem Diwan und den
Stühlen nach und entdeckte mit Hilfe meiner Lampe in einer Zimmer-
%v ecke einen Rattensch warm, der sich ein Lichtstümpfchen streitig
machte. Aber der Lärm vorher war gar nichts im Vergleich zu dem,
der nun folgte. Jede Ratte schlüpfte in ihr Loch zurück und ließ ihre
Beute im Stich. Wie Du siehst, sind die Geister meist Einbildung
. Merkwürdig ist nur, daß die Baireuther Ratten in ihrem
prophetischen Gemüt ihren Lärm gerade zu der Zeit vollführt
haben, wo der Prinz starb. Das Geseufze rührt vielleicht von
einem Windspiel her, das hinaus wollte . . .

Aber die Schwester ist nicht zu bekehren, auch nicht durch Spott:

Himmelkron, den 27. November 1733.

Was die Gespenster betrifft, so steht die Sache ganz fest,
denn sie geht weiter. Zuverlässige Personen, die ich Dir nennen kann,
wie die Sonsfeld, die Marwitz und ihre Leute, haben gesehen, wie
sich die Stühle von selbst bewegten. Ich bin auf seltsame
Dinge gefaßt, und wir lassen ebenso wie der regierende Markgrat
die Sache streng untersuchen. Fest steht, daß sich das gleiche
alljährlich zu dieser Zeit ereignet, und daß es mehr als
tausend Menschen gesehen haben . . .

Die Berichte nehmen bizarre Gestalt an, so wenn Wilhelmine
schreibt:

Himmelkron, den 5. Dezember 1733.

Die Beisetzung meines Schwagers fand vorgestern statt.

Was die Geister betrifft, so geschehen hier so wunderbare
und übernatürliche Dinge, daß ich nicht weiß, was ich davon halten
soll. In Baireuth, im Zimmer der Sonsfeld, spazieren die Stühle
von selbst durch das Zimmer. Selbst ihre Zofe, die darin geblieben
ist, hat deutlich die Schatten zweier Frauen gesehen. Sie trugen
altertümliche Tracht und riefen sie bei Namen, und das um 6 Uhr
abends bei brennenden Lichtern. Das Mädchen fiel vor Schreck wie
tot um und ist noch sterbenskrank. Die Sonsfeld weiß nichts davon,
denn es wird ihr verheimlicht, aber sie hat selbst gesehen, wie die


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