Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: I
(PDF, 206 MB)
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Beilage zu „Psych. Studien"

(52. Jahrgang.)

Ueber das Fortleben nach dem Tode.

Von Dr. phil. Edgar Dreher (Berlin).

Die Ursache des Unsterblichkeitsgedankens — die psychologische
Erklärung besagt zunächst noch nichts über die Tatsächlichkeit der
Dinge selbst — liegt in unserer subjektiven Welteinstellung
. Wir können die Dinge nicht anders sehen als mit unseren ganz
persönlichen Augen. Wir sehen daher auch den andern Menschen nicht
als wirkliches Objekt. Er ist vielmehr ausschließlich Gegenstand
unserer Empfindungen und Vorstellungen. Diese erfahren
eine stark affektbetonte Modifizierung durch die Vorstellung
des Nichtmehrseins.* Der Affekt läßt mit der Zeit nach, aber unsere
sonstigen Vorstellungen und Empfindungen bleiben unversehrt
, wenn der Verstorbene unser Denken und Empfinden in überragendem
Maße beherrscht hat. Er wird zwar „verklärt", d. h. aus
dem Vorstellungs- und Empfindungskomplex, den der Verstorbene
repräsentiert, eliminieren wir unbewußt Menschlich-Allzumenschliches.
Der Komplex als Ganzes ist indessen solchermaßen Teil unseres geistigen
und seelischen Ich geworden, daß er nicht nur unserm Bewußtsein,
sondern viel mehr noch unserm unbewußten Vorstellung
sieben in unverminderter Stärke erhalten bleibt, zumal
wenn wir es wünschen und die Vorstellungen absichtlich wach
erhalten.

Der Mensch ist also für uns noch so gut da, wie er es je ge/weisen
ist ----- nur daß wir ihn nicht mehr sehen. Er hat nur aufgehört, sauf
unsere äußeren, nicht aber auf unsere inneren Sinne zu wirken. Denn
und das ist das Entscheidende — wir können bei seelischer Konzentration
auf diesen Vorstellungskomplex auch neue Eindrücke von
ihm empfangen. Also — schließen wir — lebt das Objekt dieser Vorstellungen
in anderer Form weiter, die ihm eine Einwirkung auf uns
ermöglicht.

Jeder Vorstellungskomplex hat Eigenleben, bisweilen unabhängig
vom, manchmal sogar gegensätzlich zum wirklichen Objekt, weil
infolge einer Vereinfachungstendenz unseres Vorstellungslebens gleichgerichtete
Komplexe das Bestreben haben, sich zu vereinigen. Wir verbinden
beispielsweise mit einer Persönlichkeit, die uns in irgendeiner
Richtung Eindruck gemacht hat, oft unwillkürlich Vorstellungen gleicher
Gattung. Und oft erfahren wir dann später, daß die Vorstellung,
die wir uns von dem nur flüchtig gekannten Menschen gemacht haben,
eine völlig abwegige ist. Wenn aber der Komplex von großer Stärke
und innerer Geschlossenheit ist, wie stets, wenn sein Stifter (das Objekt
dieser Vorstellungen) überragenden Einfluß auf uns hat oder gehabt
hat, so bleibt er ein geschlossenes Ganzes und erzeugt aus


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