Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: II
(PDF, 206 MB)
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eigener Kraft in uns Vorstellungen, Impulse, Hemmungen, die
für diesen Komplex charakteristisch sind.

Wir bemerken häufig in uns eine Tendenz, das Vorstellungsbild
, das wir von einem Gegenstande haben, für den Gegenstand
selbst zu setzen. Nehmen wir an, wir könnten vergessen,
daß der Gegenstand unserer Vorstellung gestorben ist, und wir hätten
nach Kinderart nicht gelernt, Phantasie und Wirklichkeit scharf zu
trennen, so würde unser subjektives Erleben uns einen vollkommenen
Ersatz für die objektive Existenz des Verstorbenen bieten, ja uns als
Beweis für sie gelten. Primitive haben daher auch häufiger okkulte Erlebnisse
als Menschen, die gewohnheitsmäßig versuchen, den Schein
vom Sein zu unterscheiden. Für diese bedürfen die subjektiven Vorstellungen
der Ergänzung durch anderweitig begründete Vorstellungen
einer objektiv wirklichen Existenz der Dinge.

Ein Beweis von einem objektiven Fortleben der Seele außer uns

wird voraussichtlich niemals geführt werden können. Es entsteht daher
die Frage, ob auf das „Außer uns" wirklich so entscheidendes Gewicht
fällt — ob nicht vielmehr der Nachweis einer objektiv wirklichen
Existenz der Seelen Verstorbener in unserer eigenen
Seele uns die gleichen Dienste leisten würde wie die ohnehin schwer
zu fassende Vorstellung ihrer körperlos räumlichen Existenz außer uns.

Letztere könnte uns im wesentlichen nur für unser eigenes
Fortleben nach dem Tode interessieren. Aber gerade in dieser
Richtung leistet sie uns herzlich schlechte Dienste, erzieht Menschen,
die nur mit halber Energie an die Aufgaben herangehen, die ihnen das
Leben stellt, weil sie den besseren Teil der Erfüllung ihrer Hoffnungen
und Wünsche vom Jenseits erwarten, hindert sie gleichwohl nicht, zu
tun und zu lassen, was ihrem Charakter entspricht, hindert sie dagegen,
den Tod als Erlösung vom Sein anzusehen und zu lieben — während
die Gewißheit eines Weiterlebens nur in den Seelen anderer sich als
stärkstes Motiv guter Taten erweisen würde, was es in Wirklichkeit
auch stets gewesen ist. Soweit also ein Interesse an einer eigenen objektiv
räumlichen Fortexistenz überhaupt vorhanden ist, ist es minderwertig
.

Es fragt sich also, ob das Weiterleben in den Seelen anderer
als objektiv wirklich angesehen werden kann. Diese Frage ist
zu bejahen, und zwar auf Grund der Tatsache, daß die in uns als
selbständiger Empfindungs- und Vorstellungskomplex fortlebende
fremde Seele Wirkungen hervorrufen kann. Also ist dieser Komplex
— wie der Name sagt — etwas objektiv Wirkliches.

Ein konkretes Beispiel. Eine Persönlichkeit ist gestorben, die uns
zu Lebzeiten stets Rat und Hilfe gespendet hat. Wir waren davon zum
Teil abhängig, weil uns der kluge Rat des Freundes stets zur Verfügung
war. Die Folge unseres Glaubens an das Fortleben der Seele
wird sein, daß wir in einer Lage, in der wir uns nicht zu helfen wissen,
ihn anrufen und um Hilfe bitten, und er wird uns regelmäßig die


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