Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
52. Jahrgang.1925
Seite: IX
(PDF, 206 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1925/0768
- IX -

Die Aetherkörperhypothese von Oliver Lodge.

Von Rudolf Tischner

Im neuesten Heft der Proceedings der Society for psychi-
cal research (Bd. 34, Teil 90, Mai 1924) finden sich zwei Arbeiten über
das Thema „Für und gegen das Fortleben". Zuerst legt Richet
nochmals seine Gründe dar, warum er das Ueberleben ablehnt, worauf
dann Lodge seinen gegenteiligen Standpunkt begründet. Es sei hier
auf diese Erörterungen etwas näher eingegangen, da Lodge einige
Gesichtspunkte zutage fördert, die neu sind, insbesondere geht er ausführlicher
darauf ein, wie man sich das Ueberleben des seelischen
Individuums denken könne.

Zuerst nimmt Richet in dieser Frage nochmals das Wort und betont
die Schwierigkeiten dieses Problems. Die spiritistische Hypothese
stehe mit einer großen Menge von Tatsachen in Widerspruch. Die
Physiologie zeige, daß zwischen intellektuellen Funktionen und dem Gedächtnis
einerseits und dem Gehirn anderseits ein strenger Parallelismus
herrsche. Eine Schädigung des Gehirns habe immer eine Schädigung
des Gedächtnisses zur Folge, er könne sich kein Gedächtnis usw. ohne
Gehirn denken. Auf die metapsychischen Tatsachen selbst übergebend
meint er, daß die parap s y c h i s c h e n Fähigkeiten der Medien alle
Enthüllungen der Verstorbenen erklären könnten, er gibt aber zu, daß
in sehr seltenen Fällen die Hypothese des Ueberlebens weniger weit
hergeholt (much less far-fetched) ist, als die der Kryptästhesie. Er
könne sich aber trotz allem nicht zu der Hypothese entschließen, zumal
wenn man bedenke, wie unsinnig fast alles ist, was die Madien im
automatischen Schreiben zutage fördern. Die zeitliche Vorschau, das
wohl unbegreiflichste Phänomen, habe mit dem Fortleben überhaupt
nichts zu tun, auch dieses könne nicht zur Erklärung verhelfen; das
Phänomen sei überhaupt völlig unbegreiflich.

Was die para physischen Phänomene angeht, so sieht Richet
nicht, was sie mit dem Fortleben zu tun haben. Wenn Richet weiter
zugunsten seiner Meinung anführt, daß die Formen des Verstorbenen
nach ihrem Tode nicht weiterdauern könnten, da ja ihre Leiber im Grabe
verwesen, so wird man sich über dies Argument verwundern dürfen,
denn welcher Spiritist glaubt denn, daß der frühere Leib des Verstorbenen
wieder erscheint? Er sieht in dem Spiritismus nur ein Wiederaufleben
alter anthropomorphistischer Ideen.

Auf diesen Aufsatz erwiderte Sir Oliver Lodge, der berühmte
Physiker, ausführlich. Als erstes betont Lodge, daß natürlich an eine
„Auferstehung des Fleisches" nicht zu denken sei, darin seien sich alle
vernünftigen Spiritisten einig. Nun werde allerdings in Sitzungen oft
mitgeteilt, daß die Verstorbenen doch Körper hätten, daß sie ihr Aussehen
behalten und sich wiedererkennen. Zur Erklärung legt nun Lodge
eine eigene Hypothese dar. Richet habe recht, wenn er meint, daß
auf dem Boden der Materie diese Phänomene nicht zu verstehen sind.
Es gibt aber Anderes als Materie wie Magnetismus, Elektrizität, Licht
und Aether sowie Leben, Gedanken, Geist, Bewußtsein, Gedächtnis,
Persönlichkeit und Charakter. Alle diese Dinge seien nicht materiell,
aber durch den merkwürdigen Prozeß der Inkarnation seien einige imstande
mit der Materie in Verbindung zu kommen. Ein formatives Prinzip
beherrsche die Atome und Moleküle, aber, wie schon bemerkt,
sei diese Verbindung mit der Materie nicht notwendi g. Dagegen
stellt Lodge die Hypothese auf, daß diese unmateriellen Wesenheiten
in engerer Beziehung zum Aether ständen, daß sie direkt auf den Aether
wirken und nur indirekt auf die Materie, und daß, auch nachdem die
materiellen Teile verabschiedet sind, die Verbindung mit ihrer Aetherbe-
hausung fortbesteht. Diese Aetherwesen könnten wir aber nicht wahrnehmen
, falls sie nicht mittels der Materie auf unsere Sinne wirken.


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