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Die Schwarrnbicnenzucht.
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heutigen Tag erhalten, und hat man gleich in unserm Vaterlande die
Baumstämme gegen die wohlfeilem Strohkörbe vertauscht, so blieb
doch die Behandlungsart der Bienen auf beiderlei Weise bestehen.
Bei uns wird bekanntlich die Schwarmbienenzucht in kleinen, oben
zu gewölbten, glockenförmigen Strohkörben, soge[l 3 (nannten Stülpkörben
(Körbe, Kiepen) betrieben.. Die Bienen füllen diese kleinen
Körbe sehr bald, wenn nur die erste zahlreiche Brut im Frühjahr ausgelaufen
ist, mit ihrem Volke an, und sind gewöhnt, dann alljährlich
ein- oder mehrmals zu schwärmen. Auf diese Art vermehrt sich die
Zahl der Stöcke in jedem guten Sommer um das Doppelte, und man
findet Gelegenheit, eine bestimmte Anzahl von diesen Stöcken im
Herbste zu Überständern zu wählen; den Rest aber, bestehend aus
Stöcken, die zu leicht, zu alt oder sehr schwer sind, auszustoßen und
ihre Vorräte zu gut zu machen.
Nach dem ursprünglichen alten Herkommen werden die Bienen der
nicht zu Ständern gewählten Stöcke getötet. Dieses Töten der Bienen
war es hauptsächlich, gegen welches sich bei den Schriftstellern über
Bienenzucht eine fast allgemeine Stimme der Mißbilligung; erhob. Bald
wurde es als grausam und unmoralisch, bald als unökonomisch verdammt
, und in letzterer Hinsicht wohl der unpassende Vergleich angeführt
, daß man den Obstbaum nicht umhaue, um sich seiner Früchte
zu bemächtigen, oder wie in der Babel, die Henne schlachte, um ihre
Eier auf einmal zu bekommen*). Man verlangte wohl gar, daß die
bürgerlichen Gesetze einschreiten sollten, und ein so allgemeines Geschrei
ließ selbst den erfahrenen Korbbienenzüchter Spitzner sich nicht
mehr öffentlich zu der alten Lehre bekennen. Wenn er in der ersten
Auflage seiner Korbbienenzucht noch vom Töten der Bienen geredet
hatte, so riet er in der Folge, verlegen um einen Ausweg, die
übrigen Bienenstöcke, die bei seiner Schwarmbienenzucht sich ins Unendliche
vermehren mußten, statt zu töten, zu verkaufen. Aber wie
würden sich in einer Gegend, da die Schwarmbienenzucht, allen Schriftstellern
zum Hohn, im Gange blieb und in jedem Herbste Tausende
von Bienenstöcken abgeschwefelt werden, wie würden sich da wohl
Kaufer finden? Käufer, die die Bienen nicht um des Honigs willen
töteten ?2Ö)
|14| Glücklicher schien das Auskunftsmittel gewählt, die Bienen der
•auszustoßenden Stöcke im Herbste mit den Überständern zu vereinen.
Hierdurch wurden alle Bienen erhalten und doch das vorteilhafte und
einträgliche Einbrechen ganzer Stöcke nicht aufgehoben.
*) Noch unpassender ist es, wenn man, statt Gründe anzuführen, die Korbbienenzüchter
mit Schimpfnamen belegt! Kann durch Schimpfen etwas bewiesen
werden?26)
-Armhkuster, Ramdohrs Bienenzucht (Blicherei für Bienenkunde. Bd. V). 2
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