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18 Über die verschiedenen Arten, die Bienenzucht zu betreiben.
Am vollständigsten hat Knauf diese Lehre abgehandelt. In der
ersten Auflage seiner »Behandlung der Bienen ihren Naturtrieben
gemäß« zeigteer, wie man aus jedem Ständer im Frühjahre
zwei Stücke machen und im Herbste beide Völker wieder vereinen
solle'27)- In der zweiten Auflage jenes Werkes will er aber die Vermehrung
im Sommer und demnächst die Verstärkung im Herbste noch
ausgedehnter betrieben wissen, so daß 2, 3 und mehr Völker im Herbste
zusammen in einen Korb kommen. Von diesen starken Völkern treibt
Knauf zur Zeit der Weißdornblüte, also etwa in der zweiten Hälfte
des Mai, Schwärme ab, und da es um diese Jahreszeit wenig oder keine
Nahrung für die Bienen gibt, so bewahrt er für jeden Schwärm einen
bebaueten, zwanzig Pfund schweren Korb vom vorigen Jahre auf, in
den er die Schwärme bringt.
Der Baron von Ehrenfels *) betrachtet das Töten der Bienen nicht
sowohl als unzweckmäßig und für den Ertrag nachteilig, als vielmehr
seinem Gefühl widerstrebend. Indem er sagt, daß er lieber die Bienenzucht
aufgeben als das Totschwefeln anwenden würde, schlägt er zwei
Wege ein, sich der bei jeder Schwarmbienenzucht entstehenden Uberzahl
von Stöcken zu entledigen. Nämlich zuerst treibt er alle Mutterstöcke
, die mehr als einmal geschwärmt haben, nach dem Schwärmen
ab, läßt die Bienen zu andern Stöcken sich verfliegen und setzt den
von Bienen leer gemachten Korb einem sehr volkreichen Stocke oben
auf. Er geht hierbei von der ganz richtigen Beobachtung aus, daß bei
reichlicher Nahrung nach der Schwarmzeit ein Stock mehr Honig einträgt
, wenn er leere Zellen zum Absetzen desselben vorfindet, ohne sie
erst bauen zu müssen28). Im Herbste stößt er dann zweitens diese |15(
aufeinander gesetzten Stöcke mit ihren reichen Honigvorräten aus, vereint
aber vorher die darin befindlichen Bienen mit den Uberständern.
So verfährt der Baron wenigstens mit seinen Wanderbienen, die
er von den Gartenbienen unterscheidet. Die erstem bringt er nämlich
alljährlich nach den Buch Weizenfeldern des March fei des bei
Wien. Die Gartenbienen aber bleiben immer auf ihrem Stande, und
hier findet unser Verfasser das Aufsetzen der Körbe nicht anwendbar.
Wer also die reichen Trachten des Marchfeldes 2y) oder anderer gleicher
Gegenden nicht benutzen kann, für den ist die Ehki nki i ssche Methode
nicht anwendbar; denn ohne außerordentliche Weide tragen die Bienen
jene aufgesetzten Körbe nicht voll Honig.
Noch muß hier eine Art der Bienenbehandlung erwähnt werden, die
hin und wieder angewendet, doch nie in allgemeinen Gebrauch gekommen
ist, wonach die Bienen in oder nach der Sommertracht aus
*) Die Bienenzucht nach Grundsätzen der Theorie und Erfahrung. Prag 1829.
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