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32 Die Schwarmbienenzucht, verglichen mit der Zeidelbienenzucht.
werden. Die [32] Folge davon ist, daß das Volk nach dem Beschneiden
kalt sitzt, nicht Bruttafeln genug zu einer frühzeitigen Bevölkerung
behält, daher nicht frühzeitig schwarmgerecht wird, sondern oft erst
in der Sommertracht sich auf die Vermehrung des Volkes legt und zu
einer Zeit, wo der Wintervorrat gesammelt werden soll, den Honig zur
Brut verwendet. Wenn dann diese häufige Brut ausläuft und der Stock
in seiner größten Volksstärke dasteht, ist die Tracht schon meist beendet
, das starke Volk kann nur noch wenig eintragen, wird aber
desto mehr zehren. Auch wird der leergemachte Raum zur Ungebühr
mit Drohnentafeln gefüllt und die häufige Drohnenbrut verzehrt einen
großen Teil des Honigvorrats, der für den Winter gesammelt werden
sollte.
Der Magazinbienenzüchter wrill den Wabenbau erneuern, indem er
oben die Honigtafeln mit den Aufsätzen abhebt und dagegen leere
Untersätze gibt, die mit jungen Raastafeln gefüllt werden. So soll das
Gebäude unten erneuert, das alte oben abgenommen werden und der
.Stock stets jung bleiben. Auf dem Papiere läßt sich dies sehr annehmbar
darstellen, aber in der Wirklichkeit will es nicht so gelingen.
Oft gehen zwei und mehr Jahre hin, ohne daß die Magazinstöcke so
vielen Uberfluß erlangen, um einen Aufsatz entbehren zu können, und
inzwischen wird das Gebäude alt. Kann man aber auch einige Aufsätze
in der Folge abnehmen, so wird dadurch der Wabenbau des
Stockes nur verschlechtert. Der Stock wird nämlich im Frühjahr unten
verkürzt und sobald die Tracht angeht, untersetzt, das starke Volk
baut gewöhnlich in der Mitte rasch Drohnenwaben und führt dieselben
oft durch mehre Untersätze, die man nach der Lehre der Magazinbienenzüchter
den ganzen Sommer über gibt, sobald zwei Drittel des
gegebenen Untersatzes vollgebaut sind. Hierdurch werden aber nicht
allein die schon erwähnten Nachteile des Beschneidens meistens auch
herbeigeführt, sondern die Bienen haben nun auch für die nachfolgenden
Jahre ein schlechtes Brutlager in den neu ausgebauten Untersätzen,
indem mitten in demselben, gerade da, wo sie im Frühjahr die meiste
Bienenbrut haben sollten, Drohnenscheiben stehen. So werden die alten,
auf künstliche Art mit jungen Brutwaben ver[33]sehenen Zeidelstöcke
selten den wirklich jungen Stöcken gleichgestellt werden können.
Wenn der Zeidelbienenzüchter nur bemüht sein muß, von den wenigen
und oft späten Schwärmen, die er erhält, oder durch Ableger und
künstliche Vermehrung die Zahl seiner Stöcke jährlich wieder vollzählig
zu machen, so hat der Schwarmbienenzüchter bei seinen ausgewählten
jungen Stöcken mit jungen Müttern, die eben auf der Stufe der größten
Vollkommenheit sowohl in Hinsicht des Fleißes als des Vermehrungstriebes
stehen, Gelegenheit genug, seinen Stand mit jedem Jahre zu
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