Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ramdohr1921/0046
39

völlig mit jungem Volke versehen ist, das heißt bis zur Schwarmzeit.
Man sieht dann beim Abfliegen aus dem Stocke an jedem Morgen eine
Anzahl derselben zur Erde fallen, unvermögend, sich in die Luft zu
erheben *). Vor stark besetzten Ständen gewahrt man solche durch
Altersschwäche gelähmte Bienen, besonders wenn recht ergiebige Tracht
ist, zu vielen Hunderten von der Mitte Juni bis Anfang Juli: [41] die
größere Zahl derselben aber ermattet wohl auf den Fluren während des
Einsammelns, entfernt vom Stocke.

Die Bienen vom vorjährigen Herbste, die im Stocke sind, können
daher wohl nur in der Frühjahrstracht noch Nutzen schaffen, und ich
gebe zu, daß sie in Gegenden, besonders südlich gelegenen, die frühzeitige
Nahrung gewähren, dem Stocke Honig eintragen und sein Gewicht
vermehren können. Allein in den Marken ist die Frühjahrstracht,
der Witterung wegen, vielleicht weniger in Anschlag zu bringen 98)« Das
den Stöcken in einer zu großen Anzahl gegebene Volk stört daher nur
den Naturtrieb der Bienen, nach welchem die Mutter vom ersten Frühjahr
an unausgesetzt beschäftigt ist, das Volk mit jungen Bienen zu
vermehren. Sie sieht sich vielmehr beim Erwachen des Vermehrungstriebes
schon mit einer Überzahl von Arbeitern umgeben, und der Trieb
erschlafft um so eher, je weniger Vorrat im Korbe94) ist und je weniger
die äußeren Umstände, Witterung und Nahrung, günstig sind. So wird
es erklärlich, weshalb der unverstärkte Stock drei Wochen nach der
ersten allgemeinen Höschentracht nun täglich augenscheinlich an Volk
zunimmt, während bei den übermäßig verstärkten Stöcken diese Zunahme
gar nicht so auffallend ist und weshalb der unverstärkte Stock
zur Schwarmzeit dem verstärkten, der im ersten Frühjahr wohl 20 000
Bienen mehr hatte, an Volkszahl gleich ist.

Überhaupt strebt die Natur stets und überall, sich in das natürliche
Gleichgewicht zu setzen und zu ergänzen, was mangelhaft ist. und so
ist es auch bei den Bienen. Ein Stock, der Mangel an Honig litt, wird
bei eintretender guter Tracht um so emsiger bemüht sein, sich Vorrat
zu verschaffen. Ein Stock, der stark beschnitten wurde, wird um so
rascher und eifriger die ihm fehlenden Brutwaben zu ergänzen suchen,
und wenn man ihm noch mehr Raum gibt, im Bauen fortfahren und
darüber oft vom Schwärmen abstehen. Ein Stock, der ein geringes
Volk hat, wendet alle Kräfte auf, um sich zu verstärken, wogegen ein
verstärktes Volk sehr oft der Vermehrung dadurch ganz Einhalt tut,
daß es die Mutter abstichti.

Ein guter Bienenstock muß in allen seinen Bestandteilen im richtigen

*) Knauk hält diese Bienen für junge, die eines Fehlers an den Flügeln
wegen nicht fliegen können. Solche Krüppel sind aber selten, und ich habe
mich vollständig überzeugt, daß es alte Bienen sind92).


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ramdohr1921/0046