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Beleuchtung- der vorgeschlagenen Verbesserungen.
Es frägt sich, was der Zweck einer künstlichen Vermehrung ist, der
sich auf dem natürlichen Wege nicht auch erreichen ließe ? *)
Man will dadurch:
a) entweder überhaupt eine Vermehrung der Stöcke herbeiführen,
da sie nicht freiwillig erfolgt,
b) oder recht frühe Schwärme erzielen, da sie sonst zu spät kommen
würden.
Beides kann aber nur dann nötig werden, wenn man die Schwarm-
bienenzucht nicht richtig betreibt, zu große Körbe [45] hat, die Stöcke
im Frühlinge stark beschneidet oder untersetzt. Hält man dagegen
seine Bienen in angemessenen Körben und beschneidet sie nicht — oder
füttert sie oft, wenn sie beschnitten sind, wie dies in Niedersachsen
geschieht —, so werden nicht nur beinahe alle Überständer schwärmen,
sondern die Schwärme auch zu einer Zeit fallen, die zu ihrem Gedeihen
die beste ist.
Die beste Zeit zum Schwärmen ist aber nicht gerade die früheste,
sondern die, wenn es volle Nahrung 103) gibt. Die meisten Schriftsteller
dringen auf frühe Schwärme 104). Knauf sagt: »Das Schwärmen ist gut,
wenn es früh geschieht.« Standtmeister **) behauptet, daß ein Schwärm,
der 14 Tage früher kommt, um 20 Pfd. Honig besser sei.
Eine dieser Schrift angehängte Tabelle (S. 49) gibt das Gewicht an,
welches einfache Vorschwärme, das heißt solche, welche weder verstärkt,
noch in bebauete Körbe gefaßt wurden, erlangt haben, nach der Zeitfolge
geordnet, in vier aufeinander folgenden Jahren. Zugleich ist das Gewicht
ihrer Mutterstöcke angegeben. Man sieht daraus, daß die frühern
Schwärme ebensowenig Vorzüge hatten als die Mutterstöcke, die früher
scbwrärmten. Man würde daher kaum begreifen, weshalb so sehr auf
frühe Schwärme gedrungen wird, wenn nicht bekannt wäre, daß die
magazinmäßig behandelten Stöcke, nachdem sie vom Mai bis Mitte Juli
fortwährend untersetzt sind, sowie Bienen in großen Lägern und Beuten
häufig erst zu Ende der Sommertracht schwärmen. Diese verspäteten
Schwärme bauen kaum noch einige Wachstafeln, und nur auf der Heide
können sie noch allenfalls Honig eintragen. Als ich die Magazinbienenzucht
betrieb, erhielt ich, aller Vorkehrungen ungeachtet, solche Spätschwärme
zu Ende Juli auch, und es betrug der Gewichtsunterschied
gegen die im Juni gefallenen Schwärme wohl noch mehr als 20 Pfd.
*) Es ist behauptet worden, das Einfassen der Schwärme sei mit Gefahren
und Bienenstichen verbunden. Aber nie werden die Bienen mehr zum Zorn
gereizt als durch die künstliche Vermehrung10a). Dieser Grund, das Schwärmen
zu verwerfen, bedarf also keiner Widerlegung.
**) Entdeckungen und Erfahrungen für Bienenfreunde. Halle 1799. (Hinter
diesem vielversprechenden Titel verbirgt sich t>in wertloser Inhalt.)
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