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Anmerkungen.
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10) Heutzutage ist es merkwürdigerweise nötig geworden, dies aufs
neue zu betonen. Man darf den Bienenwirt nicht zum Diener eines
„Bien" (den es nicht gibt) machen, nur damit gewisse laienhafte Spekulationen
unangetastet, ja verhätschelt bleiben, und sei es selbst um
klingenden Preis. Ob Wachsgewinnung beim heutigen Mobil-Schleuder-
betrieb ökonomisch ist, dazu liefert das Folgende wichtige Aufschlüsse.
n) In Süddeutschland, z. B. Schwarzwald und Schweiz, wurde die
Zeidelimkerei im Korbe betrieben. Die verbreitetste Korbform war
nicht der „Lüneburger Stülper" (Hochwabe), sondern der gedrungene
niedrige „Rumpf" (Breitwabe). (Vgl. auch den Korb mit Oberbehandlung
A. f. B. II, S. 298 und. Berners Ausführungen dazu.) Es ist
leicht einzusehen, daß der Breitwabenstülper zum Zeideln sich vielmehr
eignet, vgl. bes. auch Anm. 16. Diese beiden Namen wurden auch
von Dzierzon übernommen. Nette verbesserte Bienensucht, 4. Aufl.,
Brieg 1855 S. 141. Vgl. Anm. 16.
■*) Die Entwicklungsgeschichte der Schwarmbienenzucht ist merkwürdig
schlecht bekannt. In gewissem bescheidenen Umfang war sie
weit verbreitet, insofern es in den Korbimkerzeiten Honighändler gab,
we lche mit der Tonne im Lande herum fuhren, bei Bienenhaltern Korbvölker
abfeilschten, abschwefelten und den Inhalt in die Tonne stampften.
Der zunftgerechte Sehwarmbetrieb ist wahrscheinlich eine Errungenschaft
der Heidegegenden des nördlichen Mitteleuropa. Wiederholt
habe ich darauf hingewiesen (Die Bienentechnik der Römer, A. f.
B. II, S. 287, Bienenzucht vor 5000 Jahren, A. f. B. III, S. 78), daß
eine kunstgerechte Schwarmbienenzucht nur möglich ist bei mobiler
„Stapelung" der Bienen Wohnungen.
Die Ägypter haben durch die vielen bekannten Jahrtausende hindurch
eine immobile Stapelung, und ihre Ernteweise war auch nach allem,
was wir sonst wissen (vgl. Armbruster 1921, Bienensucht vor
5000 /(ihren, A. f. B. III, S. 78), ein Zeideln. Aristoteles und seine
Zeit kannte das Abschwefeln offenbar nicht (Klek und Armbrüster,
Die Bienenkunde des Aristoteles, A. f. B. I, S. 237), obwohl er wahrscheinlich
in Körben imkerte. Auch die Römer (Klek und Armbruster,
Die Bienentechnik der Römer, A. f. B. II, S. 287) haben uns, trotzdem
ihre Stapelung und Tracht eine Schwarmbienenzucht vielfach erlaubt
hätte, nur Andeutungen über Zeidelbienenzucht hinterlassen.
In der Heimat der Krainerbiene imkerte man offenbar schon lange
vor dem „modernen" Jan sc ha so wie heute noch mit kleinen hoch-
g< stapelten Kästen im Schwarmbetrieb. Aber die „Stapelung" ist nur
teilweise mobil (mit Hilfe von Lattengestellen), und daß die Schwarm-
zucht nie die Höhe der Heidimker erreicht hat, zeigen die erst in
letzter Zeit zurückgegangenen Bienenmärkte in Krainburg und Igg bei
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