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Ramdohhs Versuche im Lichte der heutigen Bienenzucht.
pferde, und mußten die umliegenden Ortschaften die Ackerarbeiten mit
Gespannen als Hofdienst machen, und da blieb der meiste Acker brach
liegen. Außerdem hatte das Amt eine große Schäferei*). Also haben
Unkräuter und Hederich mächtig gewuchert. Dann aber war der alte
Lindenweg schon von dem Havelberger Bischof Johann von Wöplitz 8)
angelegt, und dann die Havelwiesenblumen, auch wohl etwas Spättracht
durch Heide vorhanden.
Die heutigen Tracht Verhältnisse sind außer unserem Linden weg sehr
mager."
Aus Ramdohrs Schrift selbst erhalten wir über die Güte der damaligen
Tracht und ihre zeitliche Dauer, zwischen den Zeilen wenigstens,
eine Reihe von Anhaltspunkten. Am einfachsten ist es, wenn wir die
Zahlenbilder zu Rate ziehen. Das schlechte (Beichlinger ?) Erntejahr
1811 liefert im Durchschnitt an Stockgewicht 17,5 Pfd. im Schwärm
betrieb, 27 Pfd. Zeidelbetrieb; das vorzügliche (Beichlinger ?) Erntejahr
entsprechend 36 und 61 Pfd.
Aus der Havelberger Zeit stammen die Angaben des Zahlenbildes 3.
Es handelt sich dabei um sechs Jahre (1824—26, 29—31), aber leider
liegen keine echten Durchschnittswerte vor, weil ein ausgesprochenes
Mißjahr (1827) und ein Faulbrutjahr (182S) ignoriert werden. Im Zeidelbetrieb
wurden 40 Pfd. Stockgewicht erreicht.
Das vorzügliche Erntejahr 1825 (Zahlenbild 7) brachte 33 Pfd. Stockgewicht
im Sch warmbetrieb, 53 Pfd. im seh warmlosen Zeidelbetrieb.
Bei den mehrjährigen Versuchen des Zahlenbildes 8 erreichten die gelten
Stöcke mit durchschnittlich 38,8 Pfd., die abgeschwärmten Mutterstöcke
24 Pfd., die Vorschwärme 26,3 Pfd. (vgl. ferner die Zahlenbilder 9—13).
Wenn wir uns wiederum kurz klar machen, daß obiges keine Honigerntenzahlen
, sondern Stockgewichtszahlen sind, also je etwa um reichlich
10 Pfd. verringert werden müssen, um mit unseren Erntezahlen
vergleichbar zu sein, dann müssen wir gestehen, Ramdohrs Tracht war
sehr gut, aber keineswegs unmöglich für heutige Verhältnisse.
Wie man damals wahrscheinlich mit einer Zeidelernte von 10 Pfd.
rechnete, so ist auch heute (bei Zuckerüberwinterung freilich!) der
*) Pski;l>o-Akistotei.ks (Tierkunde IX, 40, 627 b), Vsbgii (Georgrica IV, 9) und
Plinius XI, 18, 19 halten zwar die Schafe für Feinde der Bienen (weil sie
sich in deren Wolle verwickeln), tatsächlich liegt die Sache eher umgekehrt:
In der Heide halten die Heidschucken den Wald nieder und erhöhen durch
Abbeißen der alten Calluna-Triebe deren Blütenzahl. Im übrigen finden sich
da, wo Schafe gehalten werden, reichliche Weiden, insbesondere solche mit
Weißklee. Ein Wink für Imker und Landwirte!
**) Regierte 1385—1401. Im Havelberger Dom beigesetzt.
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