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Ramdohbs Trachtverhältnisse.
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amtliche Reichsdurchschnitt erheblich unter den Beträgen, die da und
dort tüchtige Imker erzielen. Offenbar werden die R.wnxniRschen
Ernten heute noch bei gleichem Betrieb von zahlreichen Heideimkern
erreicht! Genauere Belege sind leider deswegen schwer zu erbringen,
l, weil die Statistik der Heidebienenzucht, wie ich schon wiederholt
betonte, im argen liegt und 2. weil die Heideimker, wie alle Berufsimker
, gern ihre Geschäftsgeheimnisse wahren.
Ja, ich glaube fast, man könne in Ramdohrs Ernten nicht nur einen
Beweis dafür sehen, daß heute wie früher und früher wie heute Imker
mit gediegenen Kenntnissen und erprobten umsichtigen fleißigen Betrieben
erheblich über den Durchschnitt hervorragten, sondern auch
dafür, daß die unmittelbaren Vorbedingungen (Tracht, Ersatzfutter) für
gedeihliche Bienenzucht früher nicht erheblich besser waren*) als
heute, vorausgesetzt, daß heute die Preisspanne zwischen Zucker
und Honig einigermaßen der der Vorkriegszeit sich nähert.
Überaus wichtig ist es, festzustellen, wie die RAMDOHRSche Tracht
zeitlich über das Jahr verteilt war. Am besten ersehen wir dies für
I lavelberg aus den Witterungsangaben der Tabelle S. 4(). Die Jahre
1828 und 31 weisen „schöne" Tracht bis in den September hinein auf.
Und zwar ist wiederholt bei ordentlichem Wetter eine „reiche" (1828)
oder „außerordentlich reiche" (1829) Tracht im Juni vermerkt. Bei
Zahlenbild 10 ist vermerkt „fortwährend mäßige Tracht". Von der
Frühtracht ist nirgends etwas Gutes berichtet, nur bei Zahlcnbild 12
heißt es: „Das Frühjahr war schlecht," aber dies kann sich auf die
Witterung beziehen; es ist damit nicht gesagt, daß sonst die Frühtracht
gut war. Auf S. 27 wird uns mitgeteilt, daß sie in der „Blüte
des Wintersamens" bestand und am 22. April (1831) begann. Auf
S. 45 erwähnt er ausdrücklich den Raps und S. 3993 hebt er hervor,
daß seine Frühtracht nicht berühmt sei.
Offenbar ist die RAMDOHRSche Betriebsweise erprobt für eine Gegend,
in der eine Spätsommertracht, und zwar eine gute Spätsommertracht,
vorhanden war.
Andererseits müssen wir noch hervorheben, daß Ramdohr auf der
anderen Seite offenbar nicht Heideimker im eigentlichen Sinne war.
Denn Ramdohr selbst erwähnt das Heidekraut nie, auch nie den
*) Zu einem ähnlichen, durch Einzelheiten sehr gut belegten Ergebnis
kommt J. M. Roth in: Bienen und Bienenzucht in Beulen, Karlsruhe
1907 S. 62 f. Nach meiner Berechnung hättr der umsichtige und gutgeschulte
Berufs-Zeid el imker Simon Sohikdlsi von Landeek (Breisgau) im
«sehr guten" Jahr 1802/3 nur etwa 18 Pfd. je Volk (nebst ganz wenig
Schwärmen) geerntet!
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