http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ramdohr1921/0102
Zooloyische Ergebnisse.
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Äußerstes leisten "Wenn wir nun hier bei Ramdohr klar bewiesen
bekommen, daß der Schwarmzustand, ohne Waben und Vorräte darin,
mächtig den Fleiß der Bienen anstachelt, dann sehen wir wohl klar
ein den Nutzen dieser Tatsache, weniger klar aber ihre Ursache.
Zunächst ist noch klar, daß mehr Bienen sammeln können, wenn gar
keine Brut zu ernähren oder zu erwärmen ist. Auf der andern Seite
aber ist eine große Zahl Bienen festgehalten durch das Wachsschwitzen
und durch das Bauen. Wie kommt es, daß es hier offenbar weniger
untätige Bienen gibt als sonst je im Bienenvolk? Wird hier besonders
Stark geworben? Wir wissen darüber nur so viel, daß die erwähnte
Werbung mittels des Kreiseltanzes hier auf große Schwierigkeiten stößt,
denn innerhalb der Traube kann doch nicht getanzt werden*), und
in dem Falle, wo getanzt werden kann (Sehwarm eingeschlagen auf
Waben), wird weniger geleistet.
Ramdohr selbst weist darauf hin, daß ein Kunstsehwarm anfangs im
Kluge stocke, also als weniger fleißig anzusehen sei. Ramdohr gibt
leider nicht genauer an, wie er den Kunstsehwarm hergestellt hat.
Eigene Erfahrung und die Erfahrung von Züchtern sprechen dafür,
daß es zur Erzielung des höchsten Fleißes bei Kunst schwärmen nötig
ist, den Bienen die Erinnerung an den alten Standort und ein gewisses
Unbehagen („Verlegenheit") am neuen dadurch zu nehmen, daß man
die neue Volksgemeinschaft längere Zeit, bis zu zweimal 24 Stunden,
an einem kühlen dunklen Ort eine Traube um die neue Königin bilden
läßt. Auch glaube ich auf Grund meiner Beobachtungen nicht, daß es
etwa dem Fleiß des Schwanns bzw. Kunstschwarms erheblich schadet,
wenn man, statt dieselben in die ganze leere Wohnung einzuschlagen,
sie (beim Einsehlagen, nicht vorher) auf Mittelwände setzt.
Von den RAMOOHRSchen Ergebnissen zum Schwarmproblem sind, zunächst
für die imkerische Seite, aber schließlich auch für die zoologische,
noch folgende von größter Wichtigkeit:
1. Reiches Schwärmen bedeutet nicht ohne weiteres guten Honigertrag
, ebensowenig bedeutet ein reiches Honigjahr umgekehrt ein
reiches Schwarmjahr. Man besehe sich daraufhin meine Anmerkungen
zu den Zahlenbildern, wo ich jeweilig den Schwarm-
zuwachs in Prozenten anzugeben versuchte. Neue Versuche — in
dieser Frage sehr erwünscht — sollten noch genauer angeben,
inwieweit der Bienenpfleger durch seine Kunstgriffe das Schwärmen
gefördert oder hintangehalten hat.
*) An der Außenseite des am Aste hängenden Schwarmes ist der Kreiseltanz
schon beobachtet worden, z. B. von Herrn Regierungsrat Ku><>ck, Berlin-
Wilmersdorf.
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