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Umsturz im Bienenzuchtbetrieb?
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der Heideimker die Schwärme und namentlich die vielen Nachschwärme
noch tüchtig bauen läßt, vermeidet auch er den Drohnenbau (wie die
Mittelwand); und wenn er ein paar Holzstäbchen als Speilen durch
jeden Korb steckt, hat er ohne Mühe des Drahtens, des Herstellens
und Einlötens von Mittel wänden auch eine Gewähr für sichere Wanderung.
Uber diese Fragen hat Ramdohr sich nicht ausgelassen, weil er nicht
konnte. Damals gab es eben noch keine Wabenbeweglichkeit, sondern
nur die Magazinbeweglichkeit. Wir können uns vorstellen, welche
W ah] er getroffen, wenn er die heutige Bienentechnik gekannt hätte,
also unsere Mobilwohnungen und die Bewirtschaftung derselben. Denn
er gesteht ausdrücklich zu, daß die Bienen bei guter Tracht nicht so
viel Zellen herstellen, als sie voll zu tragen vermöchten (Anm. 18, 28).
Und dabei ist es Tatsache, daß in vielen Fällen gute Ernten oft das
Ergebnis von ganz wenigen Tagen sind. Die Kurve z.weicr Wagevölker
, beide der Volltracht entgegengehend und beide gleich schwer,
das eine auf jung errichtetem Stabilbau, also ohne alle überflüssigen
/eilen, das andere mit reichlich leeren Waben über dem Absperrgitter,
würde die Frage rasch entschieden haben. In einer wirklichen Volltracht
vermag ein Volk mehrere Tage hindurch je 3 kg einzubringen.
Um diese Sehätze zu bergen, müßten jeden Tag über 8 qdm neue Waben
zur Verfügung stehen, wer wollte behaupten, daß solche Bauarbeit
möglich wäre ohne Beeinträchtigung der Volltrachtausnutzung*)?
Wohl mau man sich an den Fleiß der Schwärme erinnern) die tüchtig
bauen und zudem noch ordentlich sammeln und brüten, aber man bedenke
, daß Schwarmzeit und Volltracht keineswegs zusammenzufallen
pflegen **), und man bedenke, daß die Ausnutzung der Volltracht dadurch
möglich wird, daß auch das Brutgeschäft stark eingeschränkt
wird, und daß der viele Honig mitten im Brutnest deutlich zeigt, daß
Mangel an Vorratsbehältern in der Uaupttracht leicht eintritt.
Man bedenke in dieser Sache ferner: In der Volltracht muß immer
wesentlich mehr Nektar geborgen werden, als hernach Honig geerntet
werden kann. Fließt, wie z.B. bei der Akazienblüte, während sehr
heißer und dafür weniger Tage der Nektarquell zwar sehr reich, aber
*) Dadurch, daß die Stabilbienen im Haupte des Korbes Dickwaben ausziehen
, können sie bis zu einem gewissen Grade und eine gewisse Zeit lang
sich das eigentliche Neubauen ersparen. Der größte Bienen wir t: Baron
v. Eiiükm i i.s, erreichte durch Aufsetzen von vorratigen Honigwaben, daß er in
seinem honigreichsten Jahre (Tannenhonig), „in dem zwei Böttcher gleichzeitig
nicht genug Fässer machen konnten, den Honig einzuschlagen," „mancher Stock
über Tag 10 Pfd. im Gewicht eintrug" {Die Bienensucht usw., Nördlingen
181)H- S. 8U
**) Über den Fall des Zahlenbildes 9 vgl. S. (>ö u. <>(>.
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