http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ramdohr1921/0107
100 Ramdohrs Versuche im Lichte der heutigen Bienenzucht.
nur ganz kurz, dann muß für den sehr dünnflüssigen Nektar eine besonders
große Wabenfläche zur Verfügung stehen. Müßten die Bienen
warten, bis ein Teil der Zellen ausgedunstet ist und nachgefüllt werden
kann, dann ist inzwischen die Tracht vorbei. Es gilt also der Graven-
horst-PREusssche*) Satz: Der Bienenwirt muß mit starken Völkern
auf der Lauer liegen, um die Volltracht stets und selbst während der
kürzesten Tracht auszunutzen. Nicht minder muß er aber auch mit
einem außerordentlichen Wabenvorrat auf der Lauer liegen und unter
Umständen zwischen Brut- und Honigraum einen zweiten leeren Honigraum
einschieben deswegen, weil der Honig im ersten noch nicht Zeit
hatte, einigermaßen zu reifen. Denn der Honig, der in das Brutnest
gedrückt wird, ist manchmal eine unerwünschte Bruteinschränkung und
dürfte zum geringsten Teil dem Bienenwirt unmittelbar als Honig zugute
kommen. Auch wenn der Imker den Bienen leere, ausgebaute
Waben in der Volltracht zur Verfügung stellt, so erspart er im übrigen
den Bienen das Bauen nicht ganz, denn es muß eine stattliche Zahl
von Wachsdeckeln gebaut werden. — Noch einen Versuch könnte man
in dieser Frage anstellen: Zwei Kastenvölker werden gleichzeitig je
auf eine Wage gestellt und jedem die Wagstockkurve aufgezeichnet
während der Volltracht. Das eine erhält ausgebaute Waben im Honigraum
, das andere leere, sogenannte Pfundrühmehen. Beim einen wird
die Ausbeute an gewöhnlichem Honig gewogen, beim anderen die Ausbeute
an Scheibenhonig. Hier wäre noch einmal zu erinnern an die
weiteren Vorzüge reiner Honigsorten (z. B. Obst, Akazien-, Linden-,
Fenchelhonig usw.), die man fast nur im Mobilbetrieb gewinnen kann.
Schon jetzt können wir sagen: Wenn auch Ramdohr die Korbbienenzucht
der damaligen Magazin-Kastenbienenzucht vorzog, so ließ er doch
jene Tatsache voll gelten, die für uns heute ein Hauptgrund ist dafür,
daß wir an Stelle des Guten (des umsichtigen Korbschwarmbetriebes)
noch etwas Besseres treten ließen (den Mobilbetrieb). Insofern kann
man unter den schon oft erwähnten Bedingungen den Schwarmbetrieb
empfehlen und unter Umständen eindringlich raten, dabei mit beweglichen
Waben zu imkern. Trotzdem fragt es sich nun : Ist das alles, was
wir nun vom RAMDOHRSchen Standpunkt aus zugunsten des heutigen
Mobilbetriebes anführen können? Nein, wir dürfen nicht gerade nur
auf die vielen Vorzüge des Mobilbaues für die Llonigernte hinweisen,
sondern auch auf die vielen Vorzüge für die gesamte Beherrschung
des Bienenvolkes. Denn wenn der Mobilbetrieb nur sozusagen Vor-
*,) Vgl. Aumukusikk 1919: Emu, Pkkuss und seine Verdiensie. In: Archiv
für Bienenkunde I, S. 48. v. Ehrenfri.s a. a. O. S. 44, 150.
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