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IV
dere haben zwar yiel sich in der Natur selbst umgesehen,
diese aber einer Hypothese zu Liebe, die sie von einer noch
unreifen Forschung mitgebracht hatten, eingezwängt und hingeopfert
Zum Theil als die Folge der Verfahrungsweise der
beiden letztern Partheien darf man denn wol die literarische
Erscheinung ansehen, dafs einige der vorzüglichsten und geistreichsten
Beobachter neuerer Zeit, indem sie die Hinfälligkeit
der meisten bisherigen philosophischen Forschungen über
die Thierwelt erkannten, die vielfältigen Entdeckungen, die
sie selber über den Bau der Thiere gemacht hatten, fast nur
als blofse Beschreiber und Archivare uns mitgetheilt, und
dafs sie die gewaltige Idee, die durch die thierische Schöpfung
geht, und die gerade sie am fähigsten gewesen wären
uns darzulegen, fast ganz aufser Acht gelassen haben. Wol
aber dürfte es jetzt schon an der Zeit sein, nicht blos noch
immer mehr Stoff anzuhäufen, um den folgenden Generationen
die Verarbeitung desselben zu überlassen, sondern auch
selber sich getrost schon an die Verarbeitung desselben zu
wenden. Nur möge man sich dabei hüten, aus dem vorliegenden
Stoffe mehr noch schaffen zu wollen, als er seiner
Beschaffenheit und Menge nach eigentlich zuläfst.
Stellen wir uns nun aber den Vorsatz, den Gesetzen nachzuforschen
, die der thierischen Schöpfung zum Grunde liegen,
so werden wir nicht lediglich nur die schon völlig ausgebildeten
Thiere ins Auge fassen müssen, sondern wir werden
unsere Aufmerksamkeit auch den noch in der Bildung begriffenen
zuwenden müssen. Denn ein Organ oder System,
das uns bei einem schon ausgebildeten Thiere durch seine
Zusammensetzung, oder durch seine ganz ungewöhnliche
Form, mitunter verwirrt, wird uns in allen seinen Verhältnissen
und Beziehungen nicht selten verständlich, wenn wir
gehörig dessen Entwickelung verfolgen, wenn wir es also von
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