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hinaufsteigt, und sich mit einer verhältnifsmäfsig nur kleinen Mündung an
der Aufsenfläche des Kopfes öffnet. Die andere und sehr viel gröfsere Nebenkieme
hat ihre Lage an der innern Seite des Kiemendeckels, und besteht
aus einer grofsen Anzahl gefiederter Blättchen, die alle von vorne (vom Qua-
dralknorpel) nach hinten strahlenförmig aus einander fahren, mit ihren Enden
beinahe bis an den hintern Rand des Kiemendeckels reichen, fast nach
ihrer ganzen Länge mit der Haut, die des Kiemendeckels innere Seite bekleidet
, verwachsen sind und eben so viele dünne Knorpelstäbe einschliefsen.
Die Stäbe gehen jedoch nicht etwa in den harten Theil des Kiemendeckels
unmittelbar über, sondern sind nach ihrer ganzen Länge nur durch Haut
und Zellstoff mit ihm verbunden. Die Arterie dieser Kieme ist, wie die
Arterie einer jeden Hauptkieme, ein Zweig der grofsen Kiemenschlagader,
und ihre Vene hilft, wie die Vene einer jeden Hauptkieme, die Wurzel der
Aorte zusammensetzen. Das Gebilde, von dem zuletzt die Ptede war, ist seiner
Lage und Verbindung mit dem Quadratbeine halber wol ohne Zweifel
als das Analogon der Nebenkieme der Gräthenfische zu betrachten, und
unterscheidet sich von diesem Organe, abgesehen von der Gröfse, hauptsächlich
dadurch, dafs es mit dem Kiemendeckel verwachsen ist, und dafs
seine Blutgefässe mit den übrigen Blutgefäfsen des Körpers in etwas andern
Verbindungen stehen. Die kleinere Nebenkieme der Störe dagegen, obschon
sie eine ähnliche Form und eine ähnliche Gefäfsverbindung, als die Nebenkieme
der Gräthenfische besitzt, scheint dennoch ein ganz neues Gebilde
zu sein, da sie nicht — was vorzüglich von Wichtigkeit ist — wie die Nebenkieme
der Gräthenfische mit dem Quadratbeine selbst in Verbindung
steht, sondern vor demselben gelagert und befestigt ist. Der Ursprung ihrer
Blutgefafse kann gegen diese Deutung wol keinen Einwand geben, weil bei
den verschiedenen Wirbelthieren die Blutgefafse hinsichtlich ihres Ursprunges
und ihres Verlaufes so grofse Verschiedenheiten darbieten, wie kein anderer
Theil weiter.
§. 20. Ganz anders beschaffen, als die Kiemen der Gräthenfische und
des Störes, sind die der P/agiostornen und der Cyclostomen. Doch läl'st es
sich nachweisen, dafs sie denen der Gräthenfische lange nicht so unähnlich
sind, als sie auf den ersten Anblick es zu sein scheinen.
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