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fische und denen der Gräthenfisehe vorfindet, weniger, obschon ebenfalls
in einem verschiedenen Typus derselben, als vielmehr in verschiedenen
Entwickelungsgraden der einzelnen Theile, woraus sie zusammengesetzt
sind, ihren Grund habe.
Ehe ich die Haifische verlasse, mufs ich noch ein Paar Worte über die
sogenannten Schläfengruben oder Spritzlöcher derselben angeben. Man versteht
darunter 2 ziemlich weite Gänge, die in einigen Arten der Haifische von
der Mundhöhle seitwärts nach aufsen führen, dicht vor den Quadratknorpeln
ihre Lage haben, und von einer Schleimhaut umgeben werden, die ganz
deutlich eine Fortsetzung der Haut der Mundhöhle ist. Bei den Embryonen
aus der erstem Hälfte des Fruchtlebens findet man an die vordere Wand
dieser Gänge mehrere lange und bandförmige Kiemenblättchen angeheftet,
die weit nach aufsen hervorragen und den Cilien der übrigen Kiemen durchaus
ähnlich sind *). Allmählich aber werden diese Blättchen wieder resor-
birt, und sie verschwinden, ohne dafs auch nur eine Spur von ihnen übrig
bleibt. Offenbar ist diese Grube das Seitenstück von dem langen Gange,
der bei den Stören jederseits von der Mundhöhle nach aufsen führt; nur ist
bei den Haien der in Rede stehende Gang viel kürzer, dafür aber weiter, als
bei den Stören. Vielleicht liegt in diesem Umstände eben die Ursache, dafs
sich bei den Embryonen der Haifische die zu jenem Gange gehörigen Kiemenblättchen
nach aufsen begeben, anstatt dafs sie bei den Stören innerhalb
der Mundhöhle verbleiben.
§. 21. Aehnlich gebaut, wie bei den Haifischen, ist der Kiemenapparat
auch 1)ei den Rochen. Der Unterschied zwischen beiden liegt nur darin,
dafs bei den letztern Fischen sowol die äufsern, als die innern (und an Mu-
raenophis Helena erinnernden) Oeffnungen der Kiemenhöhlen verhältnifsmäfsig
kleiner sind, und dafs die halbe Kieme nur allein dem Zungenbeine angehört
, indem dieses hinter dem Unterkiefer und dem Quadratknorpei entweder
ganz oder doch beinahe bis an die Grundfläche des Schädels hinaufreicht
. Aller Wahrscheinlichkeit nach entwickelt er sich bei den Rochen,
*) Rathke's Beiträge, Abteilung 4. (Mehrere Jahre später hat auch Lcuckart diese Theile
beschrieben in der Isis vom Jahr 1531. Heft 8 bis 10.)
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