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heftet sind, sich vor den Kiemen befinden, so dürfen wir der Analogie ge-
mäfs schliefen, dafs atich die genannten Skelettheile der Fische keinesweges
den Thorax der höhern Thiere vorstellen und bedeuten.
§. 47. Da nun also weder das sogenannte Zungenbein, noch auch das
innere Kiemengerüste der Fische den Thorax der höhern Thiere, und eben
so wenig auch jenes Kiemengerüste den Kehlkopf dieser letztern Thiere ankündigen
und vorstellen, so wollen wir jetzt untersuchen, welche Bedeutung
denn nun den eben erwähnten Theilen der Fische zukomme.
Fangen wir an mit demjenigen Systeme von Knorpeln oder Knochen,
das von Cuvier mit dem IN amen des Zungenbeines belegt worden ist. —
Aus den Untersuchungen über den Bau und die Entwickelung der Wirbel-
thiere, deren in dieser Schrift schon Erwähnung geschehen ist, geht in Betreff
der Seitentheile oder der Bogen jenes Systemes hervor:
1) dafs solche Bogen nicht blos in den Fischen, sondern auch in allen
über ihnen stehenden Thieren erzeugt werden;
2) dafs dieselben wahrscheinlich in allen Wirbelthieren, mit Ausnahme
vielleicht der Cyclostomen, in der erstem Zeit der Entwickelung eine
ähnliche Form, Lage, Richtung und Verbindung haben;
3) dafs sie alter im Verlauf der Entwickelung in den verschiedenen Wirbelthieren
einander mehr oder Aveniger unähnlich werden, und zwar
hauptsächlich dadurch:
a) dafs sie in Verhällnifs zu andern Theilen des Körpers eine sehr verschiedene
Gröfse erlangen; b) dafs sie in fast allen Fischen mit strahlenförmigen
Anhängen versehen werden, bei allen höhern Thieren dagegen niemals
solche Anhänge erhalten; c) dafs sie in den Vögeln, vielen Schlangen,
und auch einigen Säugethieren ihre ursprüngliche Verbindung mit dem Schädel
ganz aufgeben, bei den übrigen Wirbelthieren aber sie meistens beibehalten
, und (1) dafs jetler von ihnen bei einigen Thieren ganz einfach bleibt,
bei andern dagegen sich in einige, und zwar mehr oder weniger verschiedene
Segmente gliedert.
Da diese Theile also ursprünglich bei allen Thieren — mit Ausnahme
vielleicht der Cyclostomen — in jeder Hinsicht sich einander höchst ähnlich
sind und nur im Verlaufe der Entwickelung einander unähnlich werden, so
dürfte es wol keinem Zweifel unterliegen, dafs, wo sie nur vorkommen, sie
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