http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/rathke1832/0124
114
men, dafs also auch bei diesem Thiere wenigstens die wesentlichsten Stücke
eines Halskorbes, Wirbel und rippenartige Anhänge desselben vorhanden sind.
Eine unendliche Mannigfaltigkeit der Formen bringt die Natur in ihre
Erzeugnisse, wer aber diese Formen unter einander zu vergleichen versteht,
wird gewahr werden, dafs jene grofse und Ehrfurcht erregende Meisterinn
sich der einfachsten Mittel zur Erzeugung ihrer Werke bedient, und namentlich
durch leise, allmähliche Modificirungen ursprünglich einander höchst ähnlicher
Elementartheile in Hinsicht theils der Lagerungsverhältnisse, theils auch
des numerischen Werthes, die wunderbar verschiedensten Formen zu Wege
bringt, dadurch aber eben uns zu der höchsten Bewunderung auffordert.
§. 50. Ueber den knöchernen oder knorpligen Antheil des Kiemendeckels
der Fische sind ebenfalls, was die Analogie desselben mit andern Theilen anderer
WTirbel thiere anbelangt, gar sehr verschiedene Ansichten aufgestellt worden.
Ehe wir nun aber an die Untersuchung des Kiemendeckels selbst gehen,
wird es nöthig sein, zuvor die Bedeutung des Quadratbeines und des Unterkiefers
ausfindig zu machen. — So viel ich an sehr jungen Embryonen
aus den drei untern Klassen der Wirbelthiere gesehen habe, bildet sich für
das Quadratbein einer jeden Seitenhälfte des Körpers und die Unterkieferhälfte
derselben Seite in einem gallertartigen Halbgürtel, der zwischen dem
Munde und den Andeutungen der Kiemen seine Lage hat, ein einziger und
einfacher sulzig-knorpliger Bogen, der in Hinsicht seiner Form, Stellung
und Verbindung die auffallendste Aehnlichkeit mit einer Puppe in ihrem
Elementarzustande hat. Wenn darauf dieser Bogen sich verlängert, weicht
er mit seinem untern Ende nach vorne hin, erhält eine immer schrägere
Stellung, und gliedert sich zunächst in eine untere für den Unterkiefer, und
in eine obere für das Quadratbein bestimmte Hälfte. Der Ort und die Weise
der Entstehung deuten demnach augenscheinlich daraufhin, dafs diese Theile
für den Kopf dieselbe anatomische Bedeutung haben, wie je eines der Rippenpaare
für den Piumpf. Aber, wird Mancher mir hierauf einwenden, bei
keinem Thiere erhält irgend ein Piippenpaar eine solche Zusammensetzung
des Baues, wie die in R.ede stehenden Theile. Dagegen nun wäre zu bemerken
, dafs bei den Vögeln schon die Puppen des Brustkastens aus einer
obern und untern (Rücken- und Brust-) Hälfte bestehen, desgleichen, dafs
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/rathke1832/0124