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einen nach oben offenen Winkel; sowohl die oberen als die unteren Flächen der beiden Kapseln bilden also einen
Winkel von etwa 80—90°. Die äusseren Bänder der Kapseln stehen deswegen höher als die inneren, und die
Kapseln sind im ganzen schief nach oben-aussen gestellt; die Medulla oblongata findet sich in der oberen Furche
zwischen den beiden Kapseln und liegt überdies auch auf der inneren niederen Hälfte derselben. Die untere-
äussere Fläche der Kapseln ist beinahe platt, nur ein wenig nach den Seiten hin convex. Die obere-innere ist in
ihrer äusseren Hälfte von einer Seite zur anderen mehr gewölbt; nach innen zu findet sich, beinahe die innere
Hälfte aufnehmend, in der Knorpelkapsel ein während des Lebens durch eine fibröse Haut gedecktes Loch von länglich
-ovaler oder schmal-bohnenförmiger Gestalt (Taf. I, Fig. 6, 7 m, 11 o); an dem vorderen Ende des von der
Knorpelkapsel gebildeten Kahmens dieses Loches findet sich oft ein kleiner Einschnitt, in welchen die Haut hineinläuft
, und an dem Aussenrand des Loches läuft in der Mitte ein kleiner Vorsprung des Knorpelrahmens nach innen
hervor. Das Loch führt zum Inneren der Kapsel. Wenn man eine Kapsel durch einen, an ihren Rändern
entlang geführten Schnitt öffnet, also in eine obere und eine untere Hälfte theilt, so findet man, dass der innere
Kaum ungefähr der äusseren Form der Kapsel entspricht. In Taf. I, Fig. 12 findet sich der Boden der rechten
Kapselhöhle; in der Fig. 7 das Dach mit dem von der fibrösen Haut gefüllten Loch. An beiden Figuren sieht
man innerhalb der Kapselwand einen ungefähr viereckig ovalen Kaum und etwas nach aussen von der Mitte desselben
eine stabförmige Säule (co), welche den Kaum vom Boden bis zum Dach durchläuft, sich mit erweitertem
Fusse ansetzend und am Boden nach innen hin in eine kleine Firste fortlaufend. Beim Anblick von oben und
von der Seite her (Taf. I, Fig. 12, rechts) findet man, dass diese Säule ungefähr dem Ansätze der seitlichen Befestigung
des Kopfknorpels entspricht. Nach oben und unten von dem Ansätze der Säule am Boden der Kapselhöhle
findet sich je eine schwache, rundliche Grube. Die Wand der Knorpelkapsel ist nicht überall gleich dick; die Verschiedenheiten
hängen eigentlich von den beiden Ansätzen des Kopfknorpels und dem Aufnehmen der Chorda dor-
salis ab, indem die Wand sich hier direct in den umgebenden Knorpel fortsetzt. Die Dicke der Wand misst im
allgemeinen an den dünneren Stellen (Boden, Dach) ungefähr 0,05—0,1 mm. Die feinere Structur der Kapselwand ist überall
dieselbe. Sie besteht aus einem Knorpel mit dicht liegenden, ovalen oder rundlichen Zellenhöhlen und einer spärlichen
Interzellularsubstanz, welche in concentrischen Schichten um jede Zellenhöhle angeordnet ist und hie und da
auch zwei solche umkapselte Höhlen schichtenweise umfasst; die ganze Interzellularsubstanz zerfällt in solche Schichten.
Die oben beschriebene Säule, durch welche das Dach und der Boden der Kapsel zusammenhängt, bestellt aus demselben
Knorpel, nur mit sehr spärlicher Interzellularsubstanz. Die äussere Fläche der Kapsel ist mit einem fibrösen
Perichondrium bekleidet. Die innere Fläche ist von einer dünneren, elastischen Membran dicht überzogen, welche aus
Häutchenzellen und einem feinen elastischen Fasernetz besteht; mit dieser Membran hängt das später zu beschreibende
perilymphatische Gewebe zusammen. Das nach oben-innen gelegene grosse, ovale Loch in der Kapsel wand
ist, wie erwähnt, durch eine feste, platte, straff ausgespannte, bindegewebige Haut ausgefüllt. Diese Haut wurde schon
von der Dura mater abgeleitet und hängt in der That mit ihr zusammen. Sie besteht aus dichtem, fibrösem Bindegewebe
mit eingelagerten, länglichen, Spindelkerne führenden Zellen. In der Haut finden sich mehrere Locher für
durchtretende Nerven u. d., worüber unten Näheres berichtet wird.

In die Höhle der soeben geschilderten Knorpelkapsel eingeschlossen liegt das membranöse Gehörorgan.
Es bildet im ganzen gewissermassen einen King, aber keinen gleichförmigen, sondern einen unregelmässigen, an dem
man mehrere verschiedene Abschnitte unterscheiden kann. In Taf. I Fig. 1 sieht man in IS-maliger Ver-
grösserung das rechte membranöse Gehörorgan von oben-innen; in Fig. 2 dasselbe von unten-aussen; in Fig. 8
von innen-unten, und in Fig. 4 von aussen-oben. In naher Uebereinstimmung mit Ibsen und Ketel unterscheidet
man am besten an dem Gehörorgan folgende Abschnitte: den Saccus communis (Saccus lapilli cylindraceus Ibsen);
die Amputta anterior, die Ampulla posterior, den Canalis communis und den Ductus endolymphaticus (Aquaeductus
vestibuli).

Der Saccus communis liegt innen und unten; er besteht aus einem ziemlich geraden von vorn-aussen nach
hinten-innen verlaufenden Cylinder, welcher an seinen beiden Enden sich mit queren Ecken schnell umbiegt, um in
die beiden Ampullen überzugehen; in der Mitte des Cy linders senkt sich gewöhnlich der innere Rand ein wenigem
, so dass vorn und hinten davon der Saccus jederseits eine schwache Ausbuchtung zeigt; der äussere Rand ist
dagegen ein wenig eingebuchtet. Der Saccus ist deswegen im ganzen nicht vollkommen gerade, sondern etwas bogenförmig
gedreht. An der oberen Seite, in der Nähe des äusseren Randes findet sich an der Wand eine trichter-


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