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sich oft Blutgefässe dicht an (Taf. II, Fig. 9 hg). Nach aussen hin setzt sich dies Gewebe in das perilympha-
tische unmittelbar fort. Bei Behandlung- der geschilderten Wand mit Säuren (Essigsäure, Salpetersäure) schwillt sie
nicht an; ihre elastischen Fasernetze treten dabei schärfer hervor.
Die ganze innere Fläche des membranösen Gehörorgans ist von einem Epithel bekleidet, welches indessen an
verschiedenen Stellen verschieden gestaltet ist. An der Innenseite des Canalis communis findet man eine ein-
schichtige Lage von polygonalen, platten Zellen mit ovalem Kern; sie bilden aber nicht die einzige Art von Zellen,
sondern zwischen Gruppen derselben (Taf. II, Fig. 8 e) schlingen sich Netze einer anderen Gattung, die aus verzweigten
, grobkörnigen Zellen mit schmalen, spindelförmigen Kernen besteht, und deren Zweige sich in wechselnder
Weise hie und da zwischen die polygonalen Zellen hinein schmiegen (Taf. II, Fig. 8 pe). Diese Epithelbekleidung
setzt sich dann weiter in die Ampullen fort. Hier ist sie indessen in jeder Ampulle rings um von einem schmalen
Saume unterbrochen. Diese beiden Säume stellen Nerven endsteilen, die Cristse acustica) ampullarum, dar, welche
bald näher beschrieben werden. Jenseits dieser Säume beginnt dann die vorher erwähnte polygonale Epithelbekleidung
wieder und setzt sich in dem Saccus communis fort, um den grössten Theil der Innenwand desselben
zu decken, nämlich bis auf eine längliche Partie am inneren-unteren Rande, welche die wichtige Nervenausbreitung
des Saccus darstellt. In Taf. II, Fig. 7 ist ein Stück des polygonalen Epithels des Saccus wiedergegeben; hier
findet man ebenfalls die beiden Arten von Zellen, nämlich polygonale platte Zellen (Fig. 7 e) mit ovalen oder rundlich
-ovalen Kernen und zweitens, Gruppen solcher Zellen umfassend, Netze von verzweigten, grobkörnigeren, schmalen
Zellen (Fig. 7 pe) mit spindelförmigem, in Carmin sich dunkelfärbendem Kern; hie und da sieht man unter den
polygonalen Zellen und besonders in der Nähe der verzweigten Zellen kleinere polygonale Zellen, deren Kerne sphärisch
sind und sich bei Garminfärbung stärker roth färben.
Wir kommen jetzt zur näheren Schilderung der wichtigsten Theile des Gehörorgans, der Nervenendstellen.
Es finden sich, wie Ibsen und Ketel nachgewiesen haben, eigentlich nur drei, nämlich eine grössere im Saccus
communis, Macula acustica communis, und in jeder der beiden Ampullen eine schmale Endstelle, die Crista acustica
ampullce anterioris und Crlsta acustica ampullce posterioris.
Die Macula acustica communis befindet sich, wie oben erwähnt, an der inneren-unteren Seite des Saccus communis
. Sie hat (Taf. I, Fig. 3 mc) eine längliche Gestalt und läuft nach vorn und hinten in zwei ungefähr symmetrische
Flügel aus, ungefähr wie die eines Schmetterlings o. d. In ihrer Mitte steigt sie mit einem breiten Zipfel
ein wenig an der oberen Fläche des Saccus hinauf (Fig. 1 mc), von diesem Zipfel senkt sich ihr oberer Band
zuerst schneller, dann langsam, um endlich weiter hin sich wieder schnell abgerundet umzubiegen und mit einer
stumpfen Spitze bis in die Nähe der Ampullen aufsteigend sich nach vorn wieder fortzusetzen; der untere Band steigt
dann allmählich, um an der Mitte der Macula wieder einen sehr stumpfen Zipfel zusammen mit dem der anderen
Seite zu bilden. Die breitesten Stellen der Macula finden sich mithin in der Mitte und in der Nähe ihrer beiden
Enden. Zwar wechselt ihre Gestalt ein wenig, doch behält sie, so weit ich gesehen habe, immer die angegebene
Grundform. Wenn man nun Querschnitte der Macula communis betrachtet, so findet man, dass das polygonale
Epithel der Umgebung sich schnell nach der Macula hin erhöht (Taf. II, Fig. 1 e), indem es kubisch und endlich
cylindrisch wird, um bald eine Höhe von etwa 0,04 mm. zu erreichen; besonders nach der einen Seite hin
steigt das Epithel schnell. Die Höhe des Maculaepithels ist an verschiedenen Stellen etwas verschieden, von 0,04
■—0,08 mm. wechselnd. An dünnen Schnitten sieht man nach guter Erhärtung schon bei schwacher Vergrösserung
(Taf. II, fig. 1) die Zusammensetzung des Nervenepithels; bei stärkerer Vergrösserung (Taf. II, Fig. 2) und noch
deutlicher nach gelungener Isolirung der Elemente (Fig. .2, rechts) unterscheidet man die beiden von Ketel bei der
Myxine erwähnten Zellenarten, welche übrigens vollständig mit den von mir früher bei den Knochenfischen beschriebenen
Übereinsstimmen. Es sind dies die Haarzellen und die Fadenzellen (eigentlichen Epithelzellen). Die Haarzellen,
von 0,018—0,02 4 mm. Länge, haben eine ausgeprägte Flaschenform mit platt-abgerundeter kleiner Oberfläche, an deren
Mitte ein spitz auslaufender, bis auf 0,009—0,012 mm. betragendes Haar steht, sind ferner mit einem schmaleren Hals
und einem viel breiteren, rundlichen, einen grossen sphärischen Kern enthaltenden Leib versehen, welcher nach unten
hin in einen feinen, Varicositäten zeigenden Ausläufer sich fortsetzt. Die Haarzellen stehen in einfacher Lage
mit ihrer kleinen Oberfläche an der Oberfläche des Nervenepithels; ihr Leib reicht aber, um Platz zu finden, verschieden
weit hinab, wobei besonders der Hals verschieden lang und schmal wird. An isolirten Zellen (Taf II,
Fig. .2 Iii) sieht man dies besonders deutlich, aber auch an dünnen Schnitten erscheinen unter und zwischen der
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