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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1881-1/0025
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obersten Lage der Kerne noch manche grosse runde Kerne der tiefer hinabsteigenden Haarzellen. Zwischen den
Haarzellen erscheint an Querschnitten noch eine spärliche körnige Substanz, welche nach unten hin in eine dickere
Schicht übergeht, die eine Menge länglich-ovaler, senkrecht gestellter Kerne in mehreren Reihen enthält (Taf. II, Fig. !,
2 fz)\ diese kernreiche Schicht, welche ungefähr ebenso dick ist wie die der Haärzellen, reicht bis zur häutigen Wand des
Gehörorgans. An gut gelungenen Zerzupfungspräparaten (Taf. H, Fig. 2 fz rechts) erkennt man die Gestalt der die
fragliche Schicht zusammensetzenden Zellen. Ks sind dies die Fadenzellen (die von mir früher bei den Knochentischen
näher beschriebenen eigentlichen Epithelzellen oder Stützzellen); dieselben stehen mit etwas erweitertem Kusse an der
Aussenwand und steigen schmal und zart zwischen den Haärzellen lothrecht bis zur Oberfläche des Nervenepithels hinauf;
sie tragen ihren länglich-ovalen Kern bald in der Nähe des Kusses, bald mehr oder weniger hoch oben von demselben, nie
aber höher als an ihrer Mitte. Durch diese wechselnde Lagerung des Kerns entsteht am Querschnitt der Macula der
eigentümliche Kernreichthum ihrer unteren Schicht. An Zerzupfungspräparaten sieht man zuweilen auch in dieser
Schicht mehr horizontal verlaufende, äusserst feine Fasern, welche wahrscheinlich als Nervenfasern aufzufassen sind,
Über deren näheres Verhalten ich alter keine Auskunft erhalten konnte. Von oben gesehen (Taf. II, Fig. 5) zeigt
die Macula hei Einstellung ihrer Oberfläche kleine rundliche oder ovale, körnig erscheinende Figuren, die in ziem-
lieh regelmässiger Entfernung von einander liegen; heim Senken des Tubus findet man unter jeder dieser Figuren
einen grossen runden oder zuweilen mehr ovalen Körper, der hell erscheint und nach Carminfärbung roth ist; es
sind dies offenbar die Haarzellen •.//.;•. deren sphärische Kerne den grösseren runden Körpern, und deren obere kleine
freie Endflächen den kleinen körnigen Figuren der Oberflächen-Einstellung entsprechen. Zwischen den grösseren Körpern
sieht man eine körnige, übrigens nicht weiter differenzirbare Substanz (fz) der Kadenzellen.

Auf der Macula communis liegt die Otolithenscheibe (Taf. I, Fig. (.) o). Sie wiederholt so ziemlich die Gestalt
der Macula selbst; sie zeigt mehr oder weniger gezackte Ränder, ist dünn und haftet nur schwach an der
häutigen Wand, so dass sie schon bei leiser Berührung sich ablöst und gewöhnlich in Stücke zerfällt. Bei mikroskopischer
Untersuchung findet man sie aus einer Schicht von sehr zahlreichen, dicht beisammen liegenden, grösseren
und kleineren, stark lichtbrechenden, gelblieh glänzenden, in Kosanilin sich färbenden, rundlichen, ovalen oder
oft etwas knolligen und unebenen Körnern bestehend. In Taf. II, Fig. 6 sind einige solche Körner isolirt abgebildet.
Unter denselben finden sich hie und da auch einige hellere, weniger lichtbrechende Körner. Nach Behandlung
mit Essigsäure erblassen die glänzenden Körner, ohne merkbare Grasentwickelung; sie behalten aber nach dem Verlust
ihres Kichtbrechi:ng> Vermögens ihre Gestalt und färben sich auch dann in Ivosanilin. Zwischen diesen Körnern
konnte ich keine eigentliche Bindemasse linden; nur an den Rändern der Seheibe schien mir eine Peinkörnige, hie
und da grössere Kerne tragende Substanz sich zu linden, welche ich als den Anheftungssaum der Scheibe ansah.
Wie aber diese Aniiei'tung sich verhält und in welcher Weise die Scheibe den Ilaaren der Haärzellen anliegt, liess
sich nicht näher ermitteln, da die Scheibe so ausserordentlich leicht abfällt.

In der Ampulla anterior linden wir nun die zweite N'ervenausbreitung, die Ct'ista aCUStlCü ampulloß anterioris
(Taf. I, Fig. I, 2, •) cra . Diese läuft als ein sehr schmaler, dunkel erscheinender Saum oder als ein Band rings um
den Umfang der ganzen Ampulle. Sie geht aber nicht vollständig der Quere nach um dieselbe herum, sondern etwas
schief von vorn-innen nach hinten-aussen. Sie ist auch etwas zur Seite gebogen, indem sie an der unteren Fläche
der Ampulle nach hinten zu eine kleine Abweichung nach aussen macht. Ihre Breite ist nicht überall ganz gleich.
Bei mikroskopischer Untersuchung findet man an Querschnitten (Taf. II, Fig. 3), dass (las polygonale Epithel an
der ('inen Seite unter sehr schneller Erhöhung in die (Yista übergeht; an der anderen Seite senkt sich die letztere
nur aumählig, um in das polygonale Epithel überzugehen. Die feinere Zusammensetzung der (Yista stimmt mit
der der Macula communis fast vollständig überein. Nur ist die Crista im allgemeinen etwas niedriger, indem sie
nicht mehr als 0,036—0,04 mm. Höhe beträgt; hierdurch entsteht eine etwas verschiedene Vertheilung ihrer Kiemente
. Diese sind wiederum dieselben beiden Zellenarten, Haärzellen und Fadenzellen (eigentliche Epithelzellen).
Die Haarzellen sind ganz von der oben bei der Macula communis beschriebenen Beschaffenheit; in Folge der erwähnten
geringeren Höhe der Crista liegen ihre Kerne nicht so verschieden tief, und ihre Länge wechselt nicht so bedeutend
; die Haare scheinen etwa eben so hoch zu sein wie die der Macula; vom unteren Ende der Zellen läuft ebenfalls
eine zarte, feine Faser nach unten hin, lässt sich aber nicht weit verfolgen. Die Fadenzellen (Taf. IK
Fig. I fz) sind auch vollständig denen der Macada ähnlieh; nur liegen ihre Kerne nicht in so verschiedener Tiefe,
sondern bilden eine dünnere Schicht.

G. Jtctzius: Das Gehörorgan der Wirbeltliiere. 2


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