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neren Baues des Ductus endolymphaticus findet man, dass seine äussere Wand aus einer unmittelbaren Fortsetzung
der Wand des häutigen Gehörorgans besteht. Es ist also dieselbe aus einigen endothelialen, kernführenden, dicht
aneinander liegenden Lamellen zuzammengesetzt, und diese Lamellen setzen sich auch um das freie blasige blinde Ende
herum fort. Die so gebildete Wand trägt an ihrer Inneimäche überall eine einfache Schicht von Epithelzellen. Schon
an dem trichterförmigen Ansätze am Saccus communis erhöhen sich schnell die Plattenzellen des letzteren zu Cylin-
derzellen. Diese Cylinderzellenschicht bekleidet die ganze Innenfläche des Rohres bis zum blasigen Ende. Die Zellen
haben eine verschiedene Form, und ihre Höhe wechselt ebenfalls ein wenig. In Fig. 14 und 15 a und b habe ich
die gewöhnlichen Formen abgebildet. In isolirter Lage sind sie von einander nicht unbedeutend verschieden. Bald
ist ihr Fuss breit, und dann liegt der ovale Kern in dessen Nähe, wogegen der Zellenleib nach oben hin sich stark
verschmälert; bald ist der Fuss schmal, der Leib aber ist breiter und führt den Kern u. s. w. Ein deutliches,
ziemlich breites Lumen findet sich immer im Bohre. In dem freien blinden Ende ändern sich die Zellen wieder.
Sie erscheinen blasig angeschwollen, hell oder schwach körnig, und nach Zerzupfung findet man sie in verschiedener
Weise gestaltet (Taf. I, Fig. 15 ä,'c). Sie bilden doch immer eine continuirliche Schicht an der Wand der
Blase; im Inneren des Saccus endolymph. findet sich ein ziemlich unbedeutendes Lumen, indem die Blase abgeplattet
ist, und ihre Wände gegen einander genähert sind. Andere Bildungen habe ich an dem Ductus endolymphaticus
nicht angetroffen. Zwar giebt, wie oben hervorgehoben wurde, Ketel an, dass er gleich nach dem Abgange
des Rohres von demselben einen mit Lumen versehenen Zweig abgehend gefunden habe; er sah aber diesen Zweig
nur abgerissen und konnte das weitere Schicksal desselben nicht erledigen. Ich muss gestehen, dass ich diese Angabe
von Ketel nicht bestätigen kann, sogar nicht sicher verstehe, wovon sie herrührt. An den zahlreichen Gehörorganen
der Myxine, die ich in verschiedenster Weise untersucht habe, fand ich keine solche Abzweigung. Das
Rohr lief immer ungetheilt bis zum blinden Ende. Indessen sah ich einmal neben dem Rohre eine kleine kuglige
Blase, die von Cylinderzellen inwendig bekleidet war; es lag hier offenbar eine vom Rohre des Ductus endolymphaticus
abgeschnürte Partie vor. In anderen Fällen könnte ja ein solcher, aber immer bald wieder blind endigender
-Zweig des Rohres vorhanden sein, der nicht abgeschnürt wurde; möglicherweise hat Ketel einen solchen, aber
mit abgeschnittenem, äusserem, blindem Ende, vor sich gehabt. Diese Erklärung scheint mir wahrscheinlicher als
die Vermuthung Hasse's, dass vielleicht ein Blutgefäss den Zweig des Rohres vorgestellt hatte.

In Betreff der Deutung der einzelnen Theile des membranösen Gehörorgans der Myxine im Verhältniss zu
dem der höheren Fische und der Wirbelthiere im allgemeinen, so kann ich mich im ganzen den Ansichten von
Ketel und Hasse anschliessen. Die beiden Ampullen mit ihren ringförmigen Cristse acustica; sind den Ampullen der
höheren Thiere wahrscheinlich gleich zu stellen, und zwar der vorderen und der hinteren; von einer dritten ist bei
Myxine keine Spur vorhanden. Der die beiden Ampullen vereinigende Canalis communis externus lässt sich leider kaum
mit den Bogengängen, wohl aber eher mit dem Utriculus der höheren Fische vergleichen. Der Saccus entspricht wohl
grösstentheils dem Sacculus, indem der Ductus endolymphaticus — denn als solcher ist gewiss das blind endigende
schmale Rohr zu deuten — von hier aus entspringt, und besonders weil die grosse Macula acustica an der Saccuswand
sich findet. Diese Macula erscheint aber bei genauerer Betrachtung als eine zusammengesetzte oder viel richtiger
als eine noch nicht in ihre einzelnen Theile differenzirte Nervenendstelle. Eben aus dem Verhalten der Acusticus-
zweige lässt sich dies etwas näher ermitteln. Wir sehen den vorderen Ast, Ramus anterior, zuerst zwei Zweige zur
Crista acustica der Ampulla anterior senden, den übrigen Theil der Nervenfasern aber zum vorderen Theil der Macula
communis abliefern. Bei den höheren Fischen, z. B. den Teleostiern, giebt zwar der Ramus anterior besonders
oft Bündel zur Macula sacculi ab; es scheint mir aber eher wahrscheinlich, dass dieser Zweig bei Myxine dem
Ramulus recessus utriculi der höheren Thiere entspricht; in Folge dessen würde das vordere Ende der Macula ac.
communis der Macula ac. recessus utriculi entsprechen. Der Ramus posterior acustici schickt seinen vorderen Zweig
zur Mitte der Macula communis; dieser Zweig stimmt vollkommen mit dem Ramulus sacculi der höheren Fische überein,
und die mittlere Partie der Macula communis ist mithin der Macula ac. sacculi gleichzustellen. Der Ramus posterior
acustici theilt sich ferner in einen Ramulus amp. posterioris und einen Zweig, welcher in den hinteren Theil
der Macula communis endigt; dieser letztere Zweig liesse sich nun mit dem Ramulus lagen«? vergleichen, und dann
hätte man das hintere Ende der Macula communis als der Papilla ac. lagense entsprechend zu betrachten. Wie eben
hervorgehoben, stimmt die Verzweigung und die Vertheilung des Acusticus mit dieser Anschauungsweise sehr gut
überein; eine endgültige Entscheidung dieser Fragen lässt sich jedoch kaum finden.


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