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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1881-1/0029
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Das Gehörorgan des Petromyzon fluviatilis L.

Geschichtliches.

Das Gehörorgan der Petromyzonten ist seit längerer Zeit und von einer Reihe ausgezeichneter Forscher ein
beliebter Gegenstand Für Untersuchungen gewesen. Der Erste, welcher Angaben über dasselbe geliefert hat, scheint
Dümeril1 zu sein. Er giebt an, dass es jederseits in besonderen Cavitäten des Schädels enthalten ist, sowie dass
er in diesen halbzirkelförmige Oanäle wie viele sagt er jedoch nicht — aber keine Concretionen (partie dure ou
amilacee) gefunden hat.

Pohla konnte an den beiden, von Wasser und Nervenpulpe gefüllten Gehörblasen von Petromyzon keine
halbzirkelförmige Canäle auffinden; er glaubte alter an ihrem Vorhandensein, weil sie übrigens in der Thierreihe so
constant vorkommen.

Ernst Heinrich Webeh w idmete dann in seiner betreffenden Arbeit8 den Petromyzon marinus und fluviatilis
ein besonderes Capitel. Die Petromyzonten unterscheiden sieb nämlich von den übrigen Fischen eben durch den Mangel
an halbzirkelförmigen Canälen und Otolithen sowie dadurch, dass ihr Gehörorgan nur aus einem einräumigen Vesti-
bulum besteht. In seiner ausführlicheren Beschreibung giebl er an, dass die elliptische Knorpelkapsel (Vestibulum
cartilagineum) nach der Schädelhöhle zu geschlossen ist, aber mit zwei Oeffnungen, einer oberen kleineren, ein Gefäss
einlassenden, und einer unteren grösseren, von einer Membran geschlossenen, nur von dem Gehörnerven durchzogenen
, versehen ist. Das membranöse Vestibulum, an den der Gehörnerv herantritt, um an dessen Wänden in eine pul-
pöse Masse überzugehen, ist durch einige, in seine Höhle hineinragende Falten in mehrere Zellen, namentlich eine obere
grössere und eine untere kleinere getheilt. Ausserden halbzirkelförmigen Canälen und den Otolithen vermisste Weber
auch den Sack des Labyrinthes. An der äusseren-oberen Fläche des häutigen Vestibulum fand er indessen zwei ge
krümmte Falten, oben durch eine unpaare vereinigt; diese erwiesen sich aber, sowohl bei Quecksüberinjection in das
häutige Vestibulum wie auch bei Untersuchung mit bewaffnetem Auge, als blosse Falten, nicht als Canäle. Er hält es
jedoch für möglich, dass sie als Rudimente der halbzirkelförmigen Canäle anzusehen sind. Webeb hat Abbildungen
des Praglichen Gehörorganes gegeben, an welchen die Andeutungen dieser rudimentären Canäle vorhanden sind.

Blainville* giebt an, dass das häutige Gehörlabyrinth aus einem Vestibulum besteht, welches kaum durch
Falten in zwei oder drei Abtheilungen getheilt ist, und keine Spur eines eigentlichen Sackes oder sogar halbzirkel-
förmiger Canäle zeigt; Kalkconcretionen sind ebenfalls dort nicht zu linden.

Rathke8 fand bei Petromyzon fluviatilis in der knorpelig-knöchernen Ohrkapsel einen von einer Flüssigkeit
ausgefüllten, an seiner Innenfläche einige Falten tragenden Sack.

Breschet6 l'and an dem Gehörorgan von Petromyzon maximus (la Lamproie marine) keine halbzirkelförmige
Canäle, ja sogar keine Falten, welche dieselben vorstellen könnten; das, was man dafür gehalten hatte, sei nichts als
ein Zug von Gehörsand (Otocomen), aus sehr feinen Kristallen bestehend. Das häutige Vestibulum ist nach Breschet
wie eine Kastanie gestaltet, und von Flüssigkeit gefüllt; zu demselben tritt der kurze Gehörnerv, gleichsam abee-
stumpft und ohne weitere Verbreitung endigend. Ein Aquaeductus vestibuli ist vorhanden und öffnet sich in die
Schädelhöhle anmittelbar oberhalb des für den Fintritt des Gehörnerven bestimmten Loches.

Während seiner ausgedehnten und epochemachenden Arbeiten über den Bau der (Velostomen widmete johannes
Müller7 dem Gehörorgan dieser Thiere eine besondere Aufmerksamkeit. Unter den Petromyzonten untersuchte

1 DüMERIL, Mümoires d'anHtomie coniparee, 1800,

' Pohl, Expositio generalis uwtomtca organi auditus per elasses animaliom. Vfiodobona 1818.
:t Ernst Hkixuich WfiBBR, De aure et auditu hominis et animalium P. [. Ltpsue 1830.
1 Dk Blaixyilue, De l'organisation des animaux 00 Principe* d'anatomie compaive. Pftrifl

1 Uatiikk, Bemerkungen über den inneren Bau der Prjcke. Dan/ig 182G. <

■ (i. Buschbt, Recherche* anakmique* et pkytiotog^ve» itr Vorgarne de l'ome de» poinom, Mein. d. l'Aoademio des Sciences T. V, Paris 1838.
: Johannes Müller, Über den eigentümlichen Run de» Geliörorgane» hei den Cyclo»tomen, Forts, d. vergl. Änat. d. Myxinoiden. Abhandl. d.
K. Akad. d. Wiss. /.u Berlin 188*. Berlin 1888.


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