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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1881-1/0031
Leydig1 giebt an, dass die grossen Flimmerhaare, welche dem Epithel des Ohrlabjnrinthes bei den Cvclo-
stomen angehören und von denen je eins jeder Zelle aufsitzt, nach vorhergegangener Aufbewahrung in Chromsäure
mit Natron behandelt und gepresst, in steife Fasern zerfallen.

Reich8 untersuchte dann das membranöse Gehörorgan von Petromyzon und Ammocoetes. In Betreff der''Gestalt
dieses Organs schliesst seine Beschreibung sich ganz der Darstellung Joh. Müller's an. lieberden feineren Bau
theilt aber zuerst er nähere Angaben mit. Das häutige Labyrinth besteht aus einer structurlosen Membran, welche
an der Innenfläche mit einem verschiedenartigen Epithel bekleidet ist, nämlich sowohl Pflaster- als Flimmer- und
Cyhnderepithelium. Das Pflasterepithel findet sich in den beiden halbzirkelförmigen Canälen und in dem sackförmigen
Anhange. Das Fhmmerepithel bekleidet das Vestibulum mit Ausnahme der faltigen Bervorragungen; die
Flimmerzellen sind von verschiedener Gestalt, rundlich, oval, flaschenförmig oder keilförmig und tragen je ein verhält-
aissmässig dickes und langes Flimmerhaar, das, unten breiter, nach oben sich fein zuspitzt; an Chromsäurepräparaten
sieht man häufig das Haar vom unteren Hude an sich zerfasern und in mehrere Haare zerfallen. Zwischen den
Flimmerzellen sitzen an der Membran des Labyrinths Zellen mit breiter Basis und oberem spitzem Hude, welche
»Ersatzzellen» zu sein scheinen. Die Cylinderzellen Huden sich an den vorspringenden Falten des Vestibulum und
der Ampullen und stehen mit den Endigungen des Gehörnerven in Beziehung. Der Gehörnerv enthält zahlreiche
bipolare Ganglienzellen dort, wo er sich in seine Zweige theilt. Die Art der Nervenendigung gestaltet sich folgender-
massen: In den in das Labyrinth vorspringenden Falten laufen feine Nervenfasern zwischen den Bindeffewebslamel-
Len dahin und erheben sich dann, nachdem sie eine kleine Anschwellung erlitten, gegen die freie Oberfläche die
Bindegewebsfasern senkrecht durchziehend. Hierauf zeigt sich, gleich nachdem die Nervenfaser die Falte verlassen,
eine rundliche Anschwellung mit deutlichem, glänzendem Kern. Aus dieser tritt nach oben eine etwas breitere Faser
, welche zwischen den Cylinderepithelzellen verläuft. Tritt sie aus dem Zwischenraum der Cylinderzellen heraus,
so wird sie feiner und ragt wie ein Faden darüber hinaus, welcher eine bimförmige Zelle mit deutlichem Kern und
Nucleolus trägt. Oefters zeigt sich neben dieser noch eine schwächere, längliche Anschwellung. lieber die bimförmige
Zelle ragt noch eine leine, fadenartige Verlängerung hinaus und bildet das äusserste, frei hervorragende Ende.
Von Otolithen fand er nie andere als kuglige Concretionen grösstenteils aus kohlensaurem Kalk, welche theils iso-
lirt, theils in grösseren Massen zusammenhängend vorkommen; sie linden sich in geringerer Menge im ganzen Labyrinth
zerstreut, doch hauptsächlich im sackförmigen Anhange.

In seiner Abhandlung über die Endigungsweise des Eörnerven im Labyrinth8 theilt Max Schultze das Er-
gebniss einer Untersuchung mit. welche er an ganz frischen Exemplaren von IVtromyzon fluviatilis gemacht hatte.
Ks gelang ihm, sagt er. durch Schnitte Xervenleisten so blosszulegen, dass die freie Fläche des hier ansehnlich dicken
Cylinderepithels unverletzt in Eiweisslösung beobachtet werden konnte. Das Spiel der von ecker entdeckten Wim-
perbewegung erhielt sich hierbei längere Zeit. Es fand sich auf einer nicht wimpernden Nervenleiste keine Spur
freier Fortsätze, dagegen konnte sehr gut das Mosaik abwechselnd grosserer und kleinerer kreisförmiger Zellenquerschnitte
wahrgenommen werden. Die kleineren Kreise standen in einfachem Kranze um jeden der grösseren Kreise.
Aul' einer anderen, an einem Chromsäurepräparat isolirten Nervenleiste fand er aber deutliche Spuren von Härchen.
Das geringe Material erlaubte ihm aber nicht, zu entscheiden, ob letzlere einer Ampulle, jene Nervenleiste aber
ohne Haare dem Vestibulum angehorte. Jedenfalls, sagt Max SchüLTZE, bedarf die Darstellung von Reich einer
wesentlichen Berichtigung.

Dann hat OwsJANNIKOW4 eine Monographie über das Gehörorgan des IVtromyzon, besonders dessen feineren
Bau betreffend, veröffentlicht. Fi' untersuchte vorzugsweise Schnittpräparate des ganzen in Spiritus und Chromsäure
gehärteten Gehörorgans. Der A-CUSticus entspringt nach ihm aus der Medulla oblongata von kleinen Nervenzellen;
der Raums aeeessorius acusticus entspringt ebendort von spindelförmigen Zellen. OwsJANNIKOW besehreibt den Hau
der knorpeligen Gehörkapsel, der häutigen l mhüllung und der Grundmembran des häutigen Labyrinthes. Letztere
Membran ist fest, undurchsichtig und fast structurlos; ihre innere Flache ist entweder glatt oder sieht wie <>'ezahnt

1 FRANZ Leydig, Lehrbuch der Histologie des Menschen und der Thiere. Frankfurt ft. MT. 1857.

1 Hrn. Reich, Über den feineren Bau des Gehörorgans von Petromyzon und Ammoartes. Untersuchungen y.ur Ichthyologie angestellt in der
physiol. u. vergl.-anat. Anstalt d. Univ. Freiburg (herausg. v. A. ECKER) 18.">7.

3 Max Schultze, Über die Endigungsweise des Hörnerren im Labyrinth. .Ion. KTüLLER's Archiv für Anatomie, Physiologie und wissensch.
Medicin, 1858.

4 PH. Owsjannikow, Vbcr das Gehörorgan VOTl Petromyzon ßuriatilis. Memoire* de l'Acadünie imperiale des Sciences de St. Petersbourg, VII
Serie, Tome VIII, X:o 7. St. Petersburg 1864.


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