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Crista frontalis hinausläuft. An der hinteren schmaleren Zone, nach hinten von der grossen ovalen Oeffnung, findet
sich keine entsprechende Grube oder derartige Bildung.

Die schon beschriebene grosse Oeffnung in der unteren Vestibularwand führt nun zu dem von Joh. Müller
zuerst gefundenen sackförmigen Anhang (Fig. 3, 6, 9, 10, 13 s). Dies Gebilde stellt eine ovale, von den Seiten
ein wenig abgeplattete, sonst im ganzen regelmässig und schön abgerundete Blase dar, welche als eine besondere
Ausbuchtung oder Abschnürung der Vestibularwand angesehen werden kann. Der Anhang liegt, wie erwähnt, nicht
symmetrisch, sondern, wie Ketel angiebt, mit etwa 3/4 hinter der frontalen Mittellinie (Fig. 3). An ihrer medialen
Seite sieht man, durch die Wand durchschimmernd, an ihrer Innenfläche eine ovale, knopfförmige Hervorragung
(Fig. 8 sk). Diese (s. auch Fig. 9, 18 sk), im allgemeinen scharf begrenzt, geht aber nach oben hin langsamer
und allmählig sich verflachend in die Anhangswand über, indem sie nach vorn und hinten eine schwache, abgeplattete
Firste gegen die Oeffnung des Anhangs entsendet (Fig. 13 sk). Die mediale Begrenzung dieser Oeffnung
wird hier durch keinen scharfen Band, wie an der lateralen Seite, sondern durch die in die Vestibularwand sich
allmählig fortsetzende, etwas wulstige Anhangswand selbst gebildet.

Nach dieser allgemeinen Darstellung der Gestalt des Petromyzon-Labyrinthes bleibt nun noch der Nervus
acusticus mit seinen Zweigen zu beschreiben. Bei Petromyzon ist indessen das Verhalten dieses Nerven schwieriger
als bei Myxine sicher darzulegen. Ich fand den Acusticus von Petromyzon immer als besonders kurzer, dicker
Stamm in frontaler Eichtung von der Medulla oblongata ausgehend und durch die untere Oeffnung der medialen
Gehörkapselwand in die Kapselhöhle eintretend. Ketel giebt an, dass die bindegewebige Membran cribrirt ist und dass
der Nerv, in mehrere Zweige sich auflösend, durch diese Löcher der cribrirten Membran in die Kapselhöhle eindringt,
wobei derselbe zahlreiche Ganglienzellen, theils vorher, theils während des Durchtritts enthält. Ich fand den Nerven
(Fig. 8 ac) mehr zusammenhängend durch die fragliche Membran tretend, wobei letztere indessen einzelne Faserbündel
zwischen die Nervenbündel hineinsandte; die Ganglienzellen fand ich zu einem relativ bedeutenden Ganghon
vereinigt an der unteren Fläche des Nerven (Fig. 3 g), vor seinem Durchtritt durch die Membran, aber ausserdem
sowohl während dieses Durchtritts als nach demselben, in den Nervenstamm eingestreut. Gleich nachdem dies geschehen
ist, theilt sich der an das membranöse Gehörorgan kaum angelangte Nerv in zwei, etwa gleich grosse Zweige,
von welchen der eine nach vorn, der andere nach hinten geht (Fig. 1, 3 ra, rp); diese Zweige verlaufen bandartig
abgeplattet je in seiner entsprechenden Furche zwischen den beiden Seitenabtheilungen der Ampullen an der medialen
und unteren Seite des Gehörorgans, seiner Wand dicht folgend und von dem perilymphatischen Gewebe bedeckt
. An der eigentlichen Ampulle angelangt theilt sich jeder Zweig in zwei kleinere Zweige, welche in diver-
girender Eichtung die eigentliche Ampulle umfassen, indem sie sich zu ihrer Crista acustica begeben, um in
ihr zu endigen. Ausserdem sendet der Nerv bei seiner ersten Theilungsstelle Bündel zu dem Hügel im sackförmigen
Anhang, welche indessen als besonders kurz sehr schwer zu präpariren sind. Ketel hat dann noch Fädchen
sowohl zu seinem Eecessus utriculi in der medialen Seitenabtheilung der vorderen Ampulle wie zu seinem Eecessus
sacculi beschrieben; in der That scheinen solche Fädchen vom vorderen grossen Zweig abzugehen, um sich zu den
fraglichen Theilen zu begeben; sie sind aber schwer darzulegen. Der von den Anatomen beschriebene Nervus acusticus
accessorius schien mir ebenfalls vom vorderen grossen Zweige abzugehen, um zuerst in der Furche zwischen
dem sackförmigen Anhang einerseits, der lateralen Seitenabtheilung der vorderen Ampulle und der vorderen vestibulären
Abtheiluns: andererseits, dann in dem Sulcus frontalis zu verlaufen. Am letzteren Orte fand ich den aus
sparsamen (etwa 12), breiten Nervenfasern bestehenden Faden in der Furche tief unter dem perilymphatischen Gewebe
liegend; ich sah ihn bis zu der Commissur hinauf verlaufen, habe ihn aber nicht weiter verfolgt. So wurde
er nun hin und wieder gefunden; in einigen Fällen aber gelang es mir gar nicht ihn zu finden. Die Nervenfasern
des Acusticus und seiner Zweige sind, wie bekannt, myelinfrei, aus einem stark entwickelten, aus deutlichen Fibrillen
Zusammengesetzen Axencylinder und einer denselben mehr oder weniger eng umfassenden dünnen, mit zahlreichen
stabförmigen Kernen versehenen Scheide bestehend; sie sind verschiedener Breite, sowohl ganz schmale wie
sehr breite zeigend. Unter den Ganglienzellen, welche dem oben beschriebenen grösseren Ganglion angehören, sind
viele gross, andere wieder sehr klein und von den in der Arbeit von A. Key und mir schon vorher1 beschriebenen
Formen. In den beiden zu den Ampullen verlaufenden Zweigen des Acusticus kommt indessen eine andere und
ganz eigenthümliche Art von »Ganglienzellen» vor. Owsjannikow hat schon eine Abbildung derselben gegeben und

1 Axel Key und Gustaf Retzius, Studien in der Anatomie des Nervensystems und des Bindegewebes, Zweiter Theil, erste Abth. Stockholm 1876.


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