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funden, das er als Ersatzepithel ansah. Wenn man das Flimmerepithel abschabt, findet man zerstreute oder gruppenweise
liegende, rundlich ovale Kerne, von welchen nach den Seiten und auch hie und da nach oben hin zwischen
den Flimmerzellen schmale körnige Ausläufer abgehen. Welcher Art diese Zellen sind, kann ich nicht sicher sagen;
sie ähneln sehr den von A. Key und mir unter der Zellenschicht der Conjunctiva des Menschen gefundenen verzweigten
Zellen. Sie entsprechen möglicher Weise den verzweigten Zellen, welche sonst in der Nähe der Cristse acusti-
cue (s. u.) auftreten und die bei Myxine in grösserer Ausbreitung vorkommen. Die von dem vorderen Vestibulär-
raum ausgehende, dünne Röhre ist mit ziemlich hohem Plattenepithel ausgekleidet.
Die Gommissur ist im allgemeinen von einem polygonalen Platten epithel bekleidet; am schalenförmigen Boden
derselben, nach oben vom schnabelförmigen Fortsatze geht dieses in ein schmaleres, höheres, mehr cylindrisches
über. Auf dem spindelförmigen Zapfen findet sich endlich ein Cylinderepithel, dessen Kerne etwa in der Mitte
der Zellen liegen (Fig. 18). Die dünnwandige, von der Oeffnung im Zipfel der Gommissur ausgehende Eöhre
ist mit sehr niedrigem Platten epithel bekleidet (Fig. 13 at).
Die Bogengänge sind von einem grossen polygonalen Plattenepithel austapezirt; an ihrer Eaphe findet man
aber Cylinderepithel.
In den eigentlichen Ampullen besteht ebenfalls im allgemeinen die epitheliale Auskleidung aus polygonalem
Platten epithel; gegen die Cristse acusticse hin sind diese Zellen klein, und zwischen ihnen bemerkt man verzweigte
Zellen mit länglich ovalem, glänzendem Kern (Fig. 19 pe). Die Cristse acusticse sind von einem etwa 0,05 mm.
hohen Nerven epithel überzogen, welche zwei Zellenarten enthalten (Fig. 20). Die eine von diesen, die Haarteilen
(hz), besteht aus cylindrischen, grobkörnig erscheinenden, einen gewöhnlich sphärischen Kern mit scharfem Kern-
köperchen enthaltenden, nach unten zu, etwa in der Mitte der Epithelhöhe sich verschmälernden und spitz fadenförmig
auslaufenden, nach oben mit glänzender, platter Oberfläche versehenen Zellen, von welchen nach oben hin ein
bis 0,03 mm. langes Haar frei hervorragt. *Die andere Zellenart (Fig. 20 fz) besteht aus dicht gedrängten, schmalen Zellen
, welche nach unten auf der häutigen Wand mit quer abgestumpfter Basis stehen, gleich oder bald nach oben davon
einen 'schmal-ovalen Kern tragen, und dann, schmaler werdend, zwischen den zuerst beschriebenen Zellen bis zur
Epitheloberfläche hervordringen. Von diesen beiden Zellenarten, welche Hasse-Ketel's Stabzellen und Zahnzellen
entsprechen, ist die erste aller Wahrscheinlichkeit nach die die Nervenenden aufnehmende; die zuletzt beschriebenen
aber sind Fadenzellen oder eigentliche Epithelzellen, welche die Haarzellen stützen und isoliren.
An den beiden Enden der Cristse acusticse findet sich je ein Hügel aus langen schmalen Cylinderzellen, welche
Ketel wohl mit Becht als den Plana semilunata anderer Wirbelthiere homolog ansieht.
In den ampullären SeltenaUheilungen besteht das auskleidende Epithel grösstentheils aus polygonalen platten
Zellen, theilweise mit dazwischen liegenden, schmalen, verzweigten Zellen; diese platten Zellen wachsen einerseits gegen
die Cristse longitudinales heran, um an ihnen wahre Cylinderzellen zu werden, andererseits werden sie auch gegen
die Vestibularöffnungen mehr cylindrisch. In der vorderen medialen Seitenabtheilung findet sich aber noch die
schon oben erwähnte, von Ketel gefundene Nervenepithel-Schicht, welche zungenförmig nach innen von der Crista
longitudinalis sich nach hinten ausbreitet, um am Boden des Vestibulum in die dortige kleine Grube sich einzusenken
und dann über den Oeffnungsrand in den sackförmigen Anhang abzusteigen, dessen hügelartigen Vorsprung
zu bekleiden und dann zum hinteren Oeffnungsrand sich zu erstrecken. Es ist dies die zusammenhängende
Macida acusüca Ketel's, . in welcher dieser Forcher drei verschiedene Abtheilungen, Macula rec. utriculi, Macula
sacculi, Papilla Cochleae, unterscheidet. Es ist in der That nicht eben leicht, diese so sehr wichtige Frage endgültig
zu entscheiden. So viel ich an meinem Material ermitteln konnte, kann ich Ketel darin beistimmen, dass eine
Schicht von Nervenepithel ungefähr in der angegebenen Ausbreitung vorhanden ist. Jedenfalls findet es sich so in
' der vorderen medialen Seitenabtheilung und erstreckt sich von dort nach hinten in die kleine Grube am vestibulären
Boden hinein; es kleidet aber gar nicht diese Grube vollständig aus, sondern bildet an ihrer medialen Hälfte
(Fig. 11 rg) eine kleinere, rundliche, hügelartige Partie, während der übrige Theil der Grube von Plattenepithel
überzogen ist; von dort steigt es weiter zu dem Hügelvorsprung des sackförmigen Anhangs in eben erwähnter
Weise hinab, während die übrige Wand dieses Anhangs von Plattenepithel ausgekleidet ist. In der That scheint
somit die beschriebene Macula zusammenhängend, obwohl sehr unregelmässig, zu sein. Sie ist aus zwei Zellenarten gebildet
, welche denjenigen der Crista3 acusticse entsprechen, also Haarzellen von entweder mehr gedrängter oder gestreckter
Flaschenform mit Haaren von etwa 0,015—0,02 mm. Länge versehen, und aus schmalen Fadenzellen (Fig. 21 fz).
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