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ihrem freien Ende sind sie von einem freien Grenzsaum bedeckt, der von einer Zelle auf die andere continuirlich
übergeht. Von diesem Saum erhebt sich mit breiter Basis ein langes Hörhaar, das sich manchmal an der Spitze
auffasert. Das innere Ende der Cylinderzelle reicht ungefähr bis in die Mitte des Epithelstratums, wo es gewöhnlich
mit abgestutztem Ende aufhört. Die Form der Fadenzellen ist verschieden nach der Lagerung des Zellkerns,
indem sie sowohl den Fadenzellen als den Basalzellen Max Schultze's entsprechen. Die Nervenfasern treten in das
Epitelstratum entweder als Axencylincler, die von der Axencylinderscheicle bedeckt sind, oder sie behalten anfangs
die Schwann sehe Scheide und die Myelinscheide bei. Sie gehen, ohne sich zu theilen, an den centralen Fortsätzen
der Fadenzellen und ihren Kernen vorbei. In dem Niveau der unteren Enden der Cylinderzellen theilen sich die
Axencylinder, während die myelinhaltigen Fasern ihre Myelinscheide verlieren und eine horizontale Richtung einschlagen
, um bald darauf ebenfalls Theilungen einzugehen und mit den benachbarten Fibrillenbündeln zu anastomosi-
ren. Dadurch kommt unterhalb der Cylinderzellen ein Plexus blasser Nervenfasern zu Stande. Aus diesem Plexus
treten feine Fibrillenbündel ab, die sich an die centralen Enden der Cylinderzellen begeben; hier legen sie sich an
die Cylinderzelle und verlaufen an ihrer Oberfläche bis an den Cuticularsaum, ohne jedoch letzteren zu durchbohren.
Aus dieser Beschreibung folgt, dass die feinen Nervenfäden, welche die Cylinderzellen umgeben, als Nervenapparat
aufzufassen sind, während die Zellen nur als Träger der Nerven gelten können.
Anatomische Beschreibung.
Tafel IV.
' Zu beiden Seiten des Gehirns findet sich am knorpeligen Schädel des Störes eine weite, aber seichte Grube
von unregelmässiger Form, welche am sagittal durchgeschnittenen, von Weichtheilen reinpräparirten Kopf sich jeder-
seits als eine laterale Ausbuchtung der Schädelhöhle präsentirt (Fig. 4). Diese Grube stellt das Homologon des
knorpeligen oder resp. knöchernen Vestibulum anderer Wirbelthiere dar. Man kann an ihr eine untere breitere,
etwa viereckige Partie als Hauptbestandtheil unterscheiden. Diese zerfällt in einen oberen und einen unteren Theil;
der untere (fs). ist etwas tiefer, vorn und innen durch einen mehr abgerundeten, hinten durch einen etwas schärfer
hervorspringenden Eand von der eigentlichen Schädelhöhle (gti) abgegrenzt. Dieser untere Theil entspricht der
Fovea sacculi et lagena. Nach oben und hinten hin sieht man an ihrem Boden eine mehr oder weniger stark
entwickelte Hervorragung der Knorpelwand und nach hinten davon findet sich am hinteren Umfang der viereckigen
Partie der Vestibulargrube die längliche, ovale, senkrecht gestellte und nach vorn siehende Oeffnung einer tiefen
Aushöhlung (Fig. 4 occ). Der obere Theil der viereckigen Partie ist von hinten nach vorn etwas rinnenförmig vertieft
; vorn läuft er in eine zweite tiefe Aushöhlung über (Fig. 4 fru). Nach oben hin setzt sich der obere Theil
der viereckigen Partie in eine schmalere seichte Einne fort, welche nach oben und etwas nach hinten läuft und
oben am Schädeldach stumpf endigt; vorn und hinten finden sich aber am oberen Ende dieser Einne je eine kleinere
rundliche Oeffnung, von denen die hintere (oep) etwas tiefer steht als die vordere (oca). Von der eben erwähnten
hinteren Oeffnung (Ostium super ins canalis posterior is cartil.) setzt sich im Knorpel ein ziemlich enger
Canal (Canalis posterior, cartil) fort, welcher nach hinten-aussen und dann gebogen nach hinten-unten und zuletzt
nach vorn zieht, um oben-hinten am Boden der Aushöhlung (occ) an dem hinteren Umfang der viereckigen Partie
der Vestibulargrube zu münden (Ostium inferius canalis posteriores cartil). Oben-vorn am Boden derselben Aushöhlung
findet sich eine zweite rundliche Oeffnung, welche die hintere Mündung des äusseren Canals (Ostium posterius
canalis externi cartil.) darstellt; von dieser Oeffnung geht der äussere Canal (Canalis externus cartil) in schönem
Halbzirkel nach aussen-vorn, dann nach innen-vorn und mündet ziemlich stark erweitert (um die äussere Ampulle
zu beherbergen) oben-hinten mit rundlicher Mündung (Ostium anter ins canalis externi cartil.) in die tiefe Aushöhlung
an der vorderen Ecke der viereckigen Partie. Dieselbe Aushöhlung hat nach unten hin eine seichte
Grube (fru), welche die Fovea recessus utriculi darstellt, und oben-vorn öffnet sich mit rundlicher Oeffnung (oc)
die untere Mündung des vorderen Canals (Ostium anterius canalis anterioris cartil.); von dieser Oeffnung steigt
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