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saurem Kalk bestehendes Gebilde von einer dem der Knochenfische etwas ähnlicher Form (Fig. 28). Indessen ist
er spröde, nicht so compact wie bei diesen Thieren; er zeigt mehrere Löcher und hervorstehende zerbrechliche
Spitzen; er liegt in ein streifiges Gewebe eingebettet, und in diesem sieht man auch hie und da einzelne zerstreute
Kalkkristalle; deswegen scheint dieser Otolith einen U ebergang von den reinen Concrementen anderer Wir-
belthiere zu der compacten Otolithenform der Knochenfische zu bilden. Anstatt der anderen beiden Otolithen sali
ich nur Ansammlungen einzelner Concretionen.
Die kleine, von Breschet entdeckte, harte, am hinteren Ende des Sacculus im perüymphatischen Räume, liegende
Bildung (Fig. 5 Jena), welche er als ein Ossiculuni auditus (etrier) betrachtete, erweist sich bei genauer Untersuchung
in der That als eine Art Knochensubstanz(!); von einer dünnen faserigen Haut umgeben besteht sie aus undeutlich
concentrischen Knochenlamellen, zwischen welchen Zellen in kleine Höhlen eingebettet liegen, von denen aus zahlreiche
feine Canäle nach verchiedenen Richtungen die Lamellen durchziehen.
Der Nervus acusticus und seine Zweige bestehen aus ziemlich breiten markh altigen Nervenfasern. Sowohl
im Ramus anterior als im Ramus posterior liegen zwischen den Nervenfasern sehr zahlreiche bipolare Ganglienzellen
(Fig. 31) eingebettet.
Das Gehörorgan von Lepidosteus osseus L.
Tafel V. Fig. 1—8.
Unter den sog. Knochenganoiden waren mir nur Lepidosteus osseus und Amia calva, beide in Spiritusexemplaren
zugänglich. Vergebens suchte ich auch anwendbare Exemplare von Calamoichtys und Polypterus zu erhalten.
Das membranöse Gehörorgan von Lepidosteus liegt wie bei Acipenser beiderseits in eine Gehörkapselhöhle
eingeschlossen, welche je eine grössere, unregelmässig gestaltete Grube des Schädels darstellt und nach innen,
gegen das Gehirn hin mit weiter, nur von der Dura bekleideter Oeffnung (Fig. 4) mündet; diese Grube ist von
Knochen, aber noch mehr von Knorpel begrenzt. Mein Material reicht nicht hin, um eine genaue Beschreibung
dieser Kapsel zu geben; wie die Fig. 4 angiebt, liegen der Utriculus mit Sinus superior und der obere Umfang
des Sacculus frei an der medialen Oeffnung der Kapselgrube, also nur durch Dura mater gegen die Hirnhöhle begrenzt
. An dem membranösen Gehörorgan unterscheidet man folgende Theile: Utriculus mit Sinus superior, Recessus
utricuU, Ampulla anterior, Ampulla externa, Ampulla posterior, die entsprechenden drei Bogengänge, Sacculus
mit Ductus endolymphaticus und Lagena cocMece.
Von Nerven endstellen sind sieben vorhanden, nämlich: Macula ac. recessus utricidi, drei Criske ac. ampul-
larum, Macula ac. sacculi, Fapilla ac. lagence, Macula ac. neglecta.
Der Acusticus theilt sich sogleich in einen Piamus anterior, welcher sich in den Ramulus amp. anteriorisr
den Ramulus amp. externa und den Ramulus recessus utricidi verzweigt, sowie in einen Ramus posterior, welcher
den Ramulus sacculi abgiebt und sich dann in den Ramulus lagence, den Ramulus amp. posterioris und den Ramulus
neglectus theilt.
Der Utriculus (Fig. 1, 2, 3 u) ist eine seitlich abgeplattete, horizontal gestellte, aber vorn sich senkende
Röhre, welche nach oben allmählich und mit breitem Fusse in den Sinus superior (Fig. 1, 2 ss) übergeht; letzterer
empfängt die beiden verticalen Bogengänge. Nach vorn-unten-aussen setzt sich der Utriculus in den Recessus
utricidi (Fig. 1, .2, 3 rec) fort, welcher sich stark, blasenförmig erweitert, am schalenförmigen Boden die ovale
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