Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1881-1/0059
43

schrieb er eingehend die Theile des Schädels, welche das häutige Gehörorgan beherbergt, mit den Verhältnissen bei
höheren Vertebraten dieselben vergleichend. Dann gab er eine genaue Schilderung vom Bau der einzelnen Partien
des häutigen Gehörorgans. An der concaven Seite der drei Bogengänge beschrieb er einen aus höheren Epithelzellen
bestehenden Streifen, eine Art von Eaphe, welcher auch am Dach der Ampullen zu finden ist. Die eigentliche
Wand der Bogengänge und Ampullen sowohl wie im ganzen des häutigen Gehörorgans besteht aus dem von
Hasse sogenannten Spindelknorpel; der die Innenfläche bekleidenden Epithelschicht zunächst sah er fast überall einen
Basalsaum, eine homogene Schicht. Am oberen Ende der Commissur der verticalen Bogengänge erwähnt er bei
Perca und Cyprinus einen Blindsack, Appendix commissura?, welchen er mit der bei den Chipeiden beschriebenen
Verbindungsröhre der beiden Labyrinthe zusammenstellt. Am Boden der Ampullen beschrieb er die von M. Schultze
erwähnten Zellen mit sternförmigem Querschnitt (flaschenförmige Pigmentzellen, Hasse). Im Nervenepithel der Crista
? acustica?, deren Gestalt er genauer beschrieb, sah er wie bei den übrigen Vertebraten nur zwei Arten von
Zellen, die haartragenden Stäbchenzellen (Cylinderzellen M. Schultze's) und die dieselben umgebenden indifferenten
Zahnzellen (Basalzellen Max Schultze's, dessen Fadenzellen nach Hasse den Basalzellen als obere Enden angehören).
Die Nervenfasern steigen als dicke Myelinfasern ins Epithel hinauf und biegen sich unter der Stäbchenzellenschicht
um, laufen dann horizontal eine Strecke fort, geben die Myelinscheide ab und theilen sich dann in feinste Nerven-
primitivfibrillen, welche mit den Stäbchenzellen zusammenhängen. Die Zahnzellen bilden unter der Stäbchenzellenschicht
ein protoplasmatisches Maschennetz, in dessen Lücken die Nervenfasern verlaufen. Auf der Crista sitzt die
Cupula terminalis von der von iiim früher geschilderten Beschaffenheit. In den Macula? acustica* des Eecessus utri-
culi, des Sacculus und der Lagena Cochlea? fand Hasse dieselbe Zusammensetzung des Epithels wie in den Crista?;
nur ist es hier etwas niedriger und die Hörhaare kürzer; in deren den Otolithen ansitzenden Membrana? tectoria? sah
er rundliche Oeffnun^en die in blindgeschlossene Bäume hineinführen. Zwischen dem Utriculus und dem Sacculus er-
wähnt er bei Perca eine offene Verbindungsöffnung, bei Cyprinus fand er statt dessen einen sehr engen Canal. Bei
den Cyprinoiden ist die Lagena sehr gross und mit dem kleinen Sacculus durch eine enge Oeffnung verbunden. Der
Sinus impar Webers bei den Cyprinoiden ist nur eine kurze quergehende Verbindungsröhre zwischen den Sacculi
der beiden Gehörorgane ■ er verlängert sich nicht nach hinten zu einem Sack, der mit dem Schwimmblasenapparat
in Verbindung steht. Aquaeductus vestibuli und A. Cochlea1 konnte er bei den Knochenfischen nicht entdecken.
Im ganzen unterschied er bei diesen Thieren zwei Typen des Gehörorgans, nämlich das der Cyprinoiden und das
der übrigen Teleostier.

In demselben Jahre und fast zu gleicher Zeit sowie ganz unabhängig erschien meine1 ausführliche Arbeit
über das Gehörlabyrinth der Knochenfische. In eingehender Weise beschrieb ich hier in morphologischer und histologischer
Beziehung das Gehörorgan von Esox Lucius und im Anschlüsse daran dasjenige von Perca fluviatüis,
Pleuronectes Flesus, Mura?na Anguilla, Abramis Brama, Gadus Morrhua und Coregonus Oxyrhynchus. Nach einer
Schilderuno- der das membranöse Labyrinth umgebenden knöchernen und knorpeligen Partien und des perilympha-
tischen Gewebes beschrieb ich die einzelnen Theile des häutigen Labyrinths, von dem Utriculus ausgehend. Ausseifen
früher bekannten Nervenendstellen, der Macula recessus utriculi, der Macula sacculi und der Papilla lagena? sowie
der drei Crista? acustica? hatte ich (beim Hecht, Aal, Barsch, Brachsen, nicht bei Dorsch, Flunder) noch zwei
kleine, bisdahin unbekannt gebliebene Nervenendstellen gefunden, welche an der Scheidewand des Utriculus und des
Sacculus eben in der Nähe der Communicationsöffnung dieser Gebilde belegen, dem Boden des ersteren zugekehrt
waren; zwei kleine Nervenzweige gingen zu ihnen vom Nervus cochlearis ab; da unter den den höheren Vertebraten
zukommenden, bisher bekannten Nervenendstellen die Pars basilaris Cochlea' diesen Endstellen mir am meisten ähnlich
erschien, hielt ich es bis auf Weiteres für wahrscheinlich, dass in ihnen dass Homologon der Pars basilaris
Cochlea? vorlao- und ich nannte dieselben deswegen Papilla* partis basilaris Cochlea? sowie die Nervenzweige Eamuli
partis basilaris. Diese Endstellen sowie alle die übrigen fand ich nach einem und demselben Plane gebaut; im Nervenepithel
sah ich, ausser den zuerst myelinhaltigen, dann blassen, sich wiederholt dichotomisch theilenden Nervenfasern,
nur zwei Zellenarten, die cylindrischen haartragenden Hörzellen, welche den indifferenten Cylinderzellen Max Schultze's
entsprachen, und die indifferenten Epithelzellen (Stütz- oder Isolirungszellen), welche den Fadenzellen sowohl wie den
Basalzellen Max Schultze's entsprachen. Die Hörzellen sah ich als mit den Nervenfasern verbunden an. An den

1 Gustaf Retzius, Studien über den Bau des Oehörlabyrinthes: Erste Abtheilung: Das Gehörlabyrinth der Knochenfische. Anatomische Untersuchungen
, Erste Lieferung. Stockholm. Klennniuos Antiqvariat 1872 (im Marz).


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1881-1/0059