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aus Blutgefässen, welche hier und da mit feinen Capillarschlingen die Fettzellen umfassen, zugleich aber von einem
sehr spärlichen, aus endothelialen, feine Fibrillen und Faserbalken führenden Häutchen bestehenden Bindegewebe
begleitet sind. Ausserdem bemerkt man hier und da dicht am häutigen Gehörorgan, besonders in den halbzirkel-
förmigen Canälen kleinere Partien eines homogenen, durchsichtigen Schleimgewebes, in welchem nur zerstreute körnig-
protoplasmatische, runde oder längliche Zellen, zuweilen kleinere Fetttropfen enthaltend, zu sehen sind. Es sind
diese Partien wahrscheinlich Beste des fcetalen, noch nicht oder kaum fettig umwandelten perilymphatischen Gewebes
. Nach dem Gehirn zu wird, wie oben erwähnt, das perilymphatische Gewebe durch eine dünne, Blutgefässe
und Pigmentzellen führende, bindegewebige Haut, abgegrenzt, welche als einer Partie der Dura mater homolog zu
betrachten ist.
Am membranösen Gehörorgan selbst unterscheidet man folgende Theile: Utriculus mit seinem Sintis supe-
rior und Apex, Becessus utriculi, Ampulla und Ganalls m. anterior, Ampulla und Canalis m. externus, Ampulla und (Janalis
m. posterior, Sacculus mit seinem Ductus endolymphaticus, und Lagern Cochlea'.
Es finden sich sieben (resp. acht) Nervenendstellen, nämlich, Macula ac. recessus utriculi, Crista ac. amp.
anterioris, Crista ac. am}), externcc, Crista ac. amp. posterioris, Macula ac. sacculi, Papilla ac. lagencc und die aus
zwei Platten bestehende Macula ac. neglecta.
Zu diesen Nervenendstellen verzweigt sich der Gehörnerv folgendermassen. Der äusserst kurze Stamm theilt
sich sogleich in zwei Hauptpartien, einen Ramus anterior (s. vestibularis aut.), welcher Zweige zur Macula rec.
utriculi und den Crista? der beiden vorderen Ampullen (Ramulus rec. utriculi, Ramulus ampulla' anterioris, Ramulus
ampulla' externcc) sendet, und einen Hamas posterior (s. cochlearis aut.), welcher die Macula sacculi, Papilla lagense,
Crista ampulla1 posterioris und Macula neglecta mit Zweigen {Ramulus sacculi, Ramulus lagencc, Ramulus ampulla'
posterioris und der zweigetlieilte Ramulus neglectus) versorgt. Der sogleich in mehrere Bündel sich verzweigende
Bamulus sacculi scheint — und dies kommt bei Knochenfischen oft vor — einen Theil seiner Fasern vom Eamus
anterior zu beziehen; oder man kann, wie es auch Hasse früher bemerkt hat, die zum Eamulus sacculi gehörenden
Bündel als einen mittleren Zweig, einen Ramm medias, betrachten. Jedoch lässt sich auch die oben erwähnte Auffassung
, die übrigens mit dem allgemeinen Verzweigungstypus stimmt, gut vertheidigen.
Der Utriculus (Fig. 1, 2, 5 u) ist ein ungefähr horizontal liegender, seitlich etwas abgeplatteter häutiger Ca-
nal, welcher vorn in den Eecessus utriculi übergeht, hinten die frontale Ampulle und das hintere Ende des horizontalen
Bo^eng-ano-s aufnimmt und am oberen Umfang; in einen hohen, nach oben und etwas nach innen und hin-
ten aufsteigenden Sinus superior übergeht, Dieser Sinus (Fig. 1, 2 ss), welcher an seinem oberen Ende das hintere
Ende des vorderen Und das innere, obere des hinteren Bogengangs aufnimmt, läuft nach oben hin in einen,
bald kleineren, bald grösseren spitzen Apex (Fig. 1, 2 ass) aus; dieser reicht gegen das Schädeldach hinauf und
ist dort lose befestigt. Der Recessus utriculi ist die directe Fortsetzung des Utriculus nach vorn, ist aber räumlicher,
mit unterem schalenförmigem Boden, an welchem die ovale Macula acustica rec. utriculi (Fig. 1, 2, 5 mu) liegt,
während die zu ihr sich verzweigenden Nervenbündel des Eamulus rec. utriculi an der unteren Wand des Eecessus
sich ausbreiten. Auf dieser Macula ruht der Otolith des Eecessus (der sog. Lapillus); er ist unregelmässig viereckig
mit einer äusseren-unteren und einer oberen-inneren Fläche; an ihm haftet eine fast homogene Membrana tectoria,
an deren unterer Fläche eine Anzahl Löcher vorhanden ist. Oben mündet in den Eecessus die äussere Ampulle
und vorn die vordere Ampulle. Letztere, die Ampulla anterior (Fig. 1, 2 ad), ist durch eine schwache, ringförmige
Einschnürung der Wand vom Eecessus abgegrenzt, erweitert sich dann wieder in ihrem Lumen, ist von unten her
durch eine quere Einbiegung, das Septum transversum, eingeknickt, biegt sich etwas nach unten und endlich etwas
nach oben, um verschmälert in den vorderen Bogengang überzugehen. Von der Seite gesehen erhebt sich ihr Dach
sanft gewölbt; von oben her zeigt sie eine längliche Ovale (Fig. G), und am Durchschnitt (Fig. 7) sieht man, dass
sie von den Seiten etwas comprimirt ist. Das Septum, in welches der Eamulus ampulla? anterioris von unten her,
in zwei hauptsächliche Fascikel getheilt, hinaufsteigt, zeigt mitten eine Erhöhung an ihrem oberen Bande; auf diesem
findet sich die Crista acustica, welche von oben betrachtet (Fig. 6 er) in der Mitte breiter, dann nach beiden
Seiten hin sich verschmälert und an den Enden sich wieder zungenförmig erweitert, indem sie verbreitert etwas an
den Seitenwänden hinaufsteigt; über diesen Enden sieht man an den Seitenwänden je eine kleine halbmondförmige
Partie, die Plana semilunata. Auf der Crista ruht die Cupula terminalis (Fig. 7 cu), welche frisch untersucht so
durchsichtig und weich ist, dass man sie kaum wahrnimmt ; nach Erhärtung in Müllerscher Flüssigkeit, Chromsäure
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