http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1881-1/0087
71
Das Gehörorgan von Exocoetus volitans L.
Tafel XI. Fig. 5 und 6.
Das membranöse Gehörorgan des Exocoetus ist in Betreff seiner ganzen Gestalt sehr eigenthümlich. Man
findet hier den Sacculus ausserordentlich klein, fast rudimentär im Verhältniss zu den sehr langen Bogengängen.
Leider kann ich hier kein ganz vollständiges Bild von diesem Organ liefern, indem bei dem einzigen, mir zuo-äno--
liehen Kopfe dieses Thieres die Gehörnerven bei der Präparation theilweise abgerissen wurden. Das Gehörorgan
ist jedoch von solchem Interesse, dass ich es werth fand, die Abbildungen, obwohl nicht vollständig, mitzutheilen.
Das membranöse Gehörorgan des Exocoetus besteht aus folgenden Theilen: Utriculus mit Sinus superior, Recessus
utrieuli, Ampulla anterior, Am pull a externa, Amputta posterior, die entsprechenden drei Bogengänge, Sacculus mit
Ductus endolymphaticus, Lagena Cochlea.
Von Nervenendstellen sind sieben vorhanden, nämlich: Macula ac. recessus utrieuli, drei Cristce ac. ampul-
larum, Macula ac. sacculi, Papilla ac. lagena, Maculi ac. neglecta.
Der Acusticus, welcher mit seinen Zweigen offenbar in eigentümlicher Weise und langen Weges verläuft,
wurde, wie erwähnt, bei der Präparation leider zum grossen Theil zerstört. Von ihm blieb indessen der Ramus
anterior zurück, welcher zu der vorderen und der äusseren Ampulle je einen Zweig, Ramulus amp. anterioris und
Mamulus amp. externce, sowie zur Macula rec. utrieuli einen Ramulus rec. utrieuli absendet. Vom Ramus posterior
war beim Präparat nur soviel zurück, dass sich ersehen liess, dass die übrigen, gewöhnlich vorhandenen Zweige, sogar
Ramulus neglectus, auch dem Exocoetus zukommen.
Der Utriculus (Fig. 5, 6 u) ist lang und eng, sendet nach oben einen, im Verhältniss zu den Bogengängen
nicht eben hohen, engen, apexlosen Sinus superior (Fig. 5, 6 ss) aus, senkt sich, allmählich sich erweiternd, nach vorn
zu dem Recessus utrieuli (Fig. 5, 6 rec), welcher, eine ziemlich kleine, blasenförmige Erweiterung darstellend, am
Boden die Macula acustica recessus utrieuli (Fig. 5, 6 mu) mit dem kleinen Otolithen trägt und vorn-aussen die
Ampulla anterior (Fig. 5, 6 aa) und Ampulla externa (Fig. 5, 6 ae) aufnimmt; erstere Ampulle, von gewöhnlicher
Form, geht in den langen Canalis m. anterior (Fig. 5, 6 ca) über, welcher nach oben-vorn-aussen verläuft, um dann
nach innen-oben-hinten umzubiegen und, sich etwas senkend, in das obere Ende des Sinus superior einzumünden.
Die Ampulla externa, ebenfalls von gewöhnlicher Gestalt, setzt sich in den langen Canalis m. externus (Fig. 5, G ce)
fort, welcher sich dann, in gerader Eichtling nach hinten-aussen und ein wenig nach oben steigend, nach hinten und
innen bieo-t, um, dem hinteren Bogengang und der hinteren Ampulle anliegend, in den Utriculus unter dem Sinus
superior zu münden. Die Ampulla posterior (Fig. 5, 6 ap), von gewöhnlicher Form, geht nach oben hin vom hinteren
Ende des Utriculus aus und setzt sich in den ebenfalls langen Canalis m. posterior (Fig. 5, 6 cp) fort, welcher
zuerst nach hinten-aussen und etwas nach oben verläuft, dann nach oben-vorn steigt, sich zuletzt nach vorn-innen-
nnten senkt und in den Sinus superior einmündet. Am Boden des Utriculus, welcher im vorderen Umfange eng,
im hinteren breiter und hoher ist, konnte ich keinen Canalis utriculo-saccularis finden, dagegen ist hier eine Macula
ac. neglecta (Fig. 5 mn) mit zugehörigem, schmalem Ramulus neglectus (Fig. 5 rn) vorhanden. Der Sacculus (Fig. 5,
6 s) ist, wie oben erwähnt, in sehr auffallender Weise verkümmert; beim ersten Betrachten kann er sogar leicht
übersehen werden- er lieo-t dem unteren Umfang des Utriculus dicht an, ist besonders niedrig, von ländlicher Ge-
stalt, vorn zugespitzt, hinten direct in die Lagena Cochlea (Fig. 5, 6 /) übergehend; an seiner medialen Wand führt
er eine, im Verhältniss zur Grösse des Sacculus selbst eher grosse Macula acustica sacculi (Fig. 5, 6 ms), welche
lancettförmig ist und einen kleinen, unregelmässig geformten Otolithen (Fig. 5, 6 o) trägt. Nach oben-hinten
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1881-1/0087