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Der Utricidus (Fig. 8, 4 u) ist eine auffallend lange und enge Röhre, welche sich vorn sowohl wie auch hinten
, wo sie sich zugleich nach aussen dreht, nicht unbedeutend senkt; nach oben hin läuft von ihr ein sehr kurzer Sinus
superior (Fig. 8, 4 ss) aus, welcher oben, wo er den hinteren Bogengang aufnimmt, einen nur ganz kleinen Apex
hat, und etwas tiefer hinab den von vorn kommenden vorderen Bogengang aufnimmt. Der Utriculus geht vorn
in den kleinen, blasig erweiterten Becessus utriculi (Fig. 8, 4 rec) über, welcher am schalenförmigen Boden die
länglich-ovale Macula acusüca rec. utriculi (Fig. 3, 4 mu) mit etwa herzenförmigem Otolithen trägt. Die vorn-
oben auslaufende Ampulla anterior (Fig. 3, 4 aa) ist, wie die übrigen beiden Ampullen, klein und von gewöhnlicher
Gestalt; sie setzt sich zuerst nach oben in den Ganalis m. anterior (Fig. 3, 4 cd) fort, welcher, bald nach hinten-
oben-innen umgebogen, in ziemlich gerader Richtung verläuft, um zuletzt, etwas gesenkt, unter dem oberen Ende des
Sinus superior zu münden. Die Ampulla externa (Fig. 4 ae), aussen vom Recessus ausgehend, setzt sich in den
Canalis m. externus (Fig. 8, 4 ce) fort, welcher zuerst nach aussen-hinten und etwas nach unten verläuft, um dann nach
hinten-unten, oft s-förmig (und nicht, wie gewöhnlich, ringförmig) gebogen, zusammen mit der hinteren Ampulle in das
hintere, nach aussen-unten gedrehte Ende des Utriculus, Sinus posterior, überzugehen; der äussere Bogengang ist verhält-
nissmässig länger als gewöhnlich, verläuft mehr gerade und mit dem äusseren Umfang unter dem Horizontalplan gesenkt.
Die Ampulla posterior (Fig. 4 ap) geht fast in rechtem Winkel von dem winklig gebogenen, hinteren Ende des Utriculus,
S. posterior, aus, steigt nach oben-aussen auf und setzt sich in den Canalis m. posterior (Fig. 8, 4 cp) fort, welcher nach
oben-aussen-vorn verläuft, um dann nach innen-vorn zu gehen und in das obere Ende des Sinus superior zu münden.
Am Utriculus ist kein Canalis utriculo-saccularis vorhanden; ebenso fehlt hier die Macula ac. neglecta mit dem
entsprechenden Ramulus neglectus. Die untere Fläche des Utriculus ruht fast in ihrer ganzen Ausdehnung auf dem
Sacculus (Fig. 3, 4 s), welcher von höchst ansehnlicher Grösse und mandelförmiger Grestalt ist und, wie erwähnt,
dem Utriculus dicht anliegend, ohne mit ihm zuzammenzuhängen, aussen zugleich über ihn ein wenig hinaufragt.
An der medialen Sacculuswand findet sich eine grosse und ungewöhnlich breite Macula acusüca sacculi (Fig. 3 ms),
mitten an deren unterem Rande ein tiefer Einschnitt vorhanden ist, wodurch eine Andeutung zur Zweitheilung entsteht
; der Otolith (Fig. 4 o) ist fast ebenso lang und hoch als der Sacculus und hat dieselbe mandelförmige, vorn
und hinten abgestumpfte Grestalt wie dieser. Von der Mitte des oberen Umfangs des Sacculus geht mit ovaler Mündung
ein kurzer, enger Ductus endolymphaticus (Fig. 3 de) nach oben hin aus, welcher, dem Sinus superior dicht
angeheftet, oben an ihm blind endigt. Etwas über dem hinteren Ende des Sacculus findet sich, auf ihm ruhend,
die Lagena coclüece (Fig. 3, 4, 5 l) als eine birnförmige Ausstülpung, welche mit engem Halse und sehr kleiner
ovaler Oeffnung (Fig. 5 csl) in den Sacculus mündet; an ihrem medialen Umfange findet sich die länglich-ovale Papilla
acusüca (Fig. 8, 4, 5 pV)\ der Otolith war in den von mir untersuchten Gehörorganen schon weggefallen,,
weswegen ich seine Gestalt nicht anzugeben vermag.
Das Gehörorgan von Solea vulgaris Quensel.
Tafel XII. Fig. 6 und 7.
Das membr an ose Gehörorgan der Solea, an beiden Seiten des Kopfes ganz übereinstimmend gestaltet, zeichnet
sich bei erster Ansicht durch ungewöhnliche Höhe und Kürze und durch die Richtung der vorderen und der hinteren
Ampulle aus. Ihm fehlen auch, wie ich in früherer Zeit für Pleuronectes flesus angab, der Canalis utriculo-
saccularis und die Macula neglecta mit ihrem Nerven. Er besteht, wie gewöhnlich, aus folgenden Theilen: Utricidus
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