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Das Gehörorgan von Silurus glanis L.
Tafel XIII. Fig. 1 und 2.
Unter den Siluroiclen habe ich das Gehörorgan des Silurus glanis und des Malapterurus electricus untersucht.
Das membranöse Gehörorgan des Silurus ist durch seine geringe Höhe, und besonders durch die eigenthüm-
liche Gestalt des Sacculus und der Lagena charakterisirt. Es besteht aus folgenden Theilen: Utriculus mit Sinus
superior, Becessus utriculi, Ampulla anterior, Ampulla externa, Ampulla posterior, die entsprechenden drei Bogengänge,
Sacculus und Lagena coclüem.
Von Nerven endsteilen sind sieben vorhanden, nämlich: Macula ac. recessus utriculi, drei Cristce ac. am-
pullarum, Macula ac. sacculi, Papilla ac. lagence, Macula ac. neglecta.
Der Acusticus theilt sich sogleich am Abgang von der Med. oblongata in einen Bamus anterior, welcher den
Bamulus amp. anterioris, den Bamulus amp. externen und den Bamulus rec. utriculi abgiebt; und in einen Bamus
posterior, welcher nach unten-hinten den Bamulus sacculi, und über diesem den Bamulus lagence und den Bamulus
amp. posterioris absendet; von der Theilungsstelle der beiden letzterwähnten Zweige, dem Ram. amp. poster. innig
anliegend, geht der Bamulus neglectus aus.
Der Utricidus (Fig. 1, 2 u) nicht eben lang, liegt horizontal und verlängert sich nach oben in einen ziemlich
kurzen Sinus superior (Fig. 1, 2 ss), welcher am oberen Ende einen sehr kurzen, zweigetheilten Apex besitzt und
die beiden verticalen Bogengänge aufnimmt. Vorn geht der Utriculus in den ziemlich grossen, blasig erweiterten
Becessus utriculi (Fig. 1, 2 rec) über, welcher am unteren, schalenförmigen Boden die halbmondförmig-ovale Macula
acustica rec. utric. (Fig. 1, 2 mu) mit ihrem unregelmässig viereckigen Otolithen trägt. Vorn-aussen setzt sich
der Eecessus in die beiden, dicht neben einander liegenden Ampullen fort, von denen die Ampulla anterior (Fig. 1, 2
aa), von etwa gewöhnlicher Gestalt, nach vorn und etwas nach aussen gerichtet ist; der von ihr ausgehende Ganalis
m. anterior (Fig. 1, 2 cd) biegt sich nach oben, dann nach hinten-innen und ein wenig nach oben, um sich zuletzt
in den Sinus superior zu senken. Die Ampulla externa (Fig. 1, 2 ae) ist, indem das Anfangsrohr am Recessus
ziemlich lang ist, der vorderen Ampulle ähnlicher gestaltet als gewöhnlich; sie setzt sich in den verhältnissmässig
langen, horizontalen Canalis m. externus (Fig. 1, 2 ce) fort, welcher, nach aussen-hinten umbiegend, zuletzt nach vorn-
innen verläuft, um in den Utriculus unmittelbar unter dem Sinus superior einzumünden. Die Ampulla posterior (Fig.
1, 2 ap\ der vorderen ähnlich, vom hinteren Ende des Utriculus ausgehend und nach hinten-aussen gerichtet, setzt
sich in den zuerst nach hinten-aussen-oben, dann nach innen-vorn-oben verlaufenden und am oberen Ende des Sinus
einmündenden Canalis m. posterior (Fig. 1, 2 cp) fort. Am unteren Umfang des Utriculus senkt sich in der Mitte
des Bodens die Wand nach unten zu einer breiten, trichterförmigen Ausstülpung, an deren lateraler Wand die
halbmondförmig-ovale Macula ac. neglecta (Fig. 1, 2 mn) liegt, in welcher der die hintere Wand dieser Ausstülpung
herumziehende Bamulus neglectus (Fig. 1, 2 rn) endigt; unten verlängert sich diese Ausstülpung zu einer kurzen,
engen Röhre, Canalis utriculo-saccularis (Fig. 1, 2 cus), welche zum Sacculus führt, indem sie fast gerade nach
unten ziehend am oberen Umfang desselben, nahe an dessen vorderem Ende einmündet. Der Sacculus (Fig. 1,2 s),
welcher mit diesem seinen vorderen Ende sogar nicht einmal bis zur Mitte der Länge des Gehörorgans reicht, setzt
sich nach unten-hinten und innen als eine verhältnissmässig enge Röhre fort, dessen hinteres Ende etwas hinter
und ziemlich weit nach innen von der Ampulla posterior steht. An der medialen und unteren Wand des Sacculus
breitet sich der ungewöhnlich lange Ramulus sacculi in eine ebenfalls langgestreckte und schmale Macula acustica
sacculi (Fig. 1 ms) aus; hier liegt ein langer, schmaler, stabförmiger Otolith (o) auf. Einen Ductus endolymphaticus
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