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Das Gehörorgan von Coregonus oxyrhynchus L.
Tafel XIV. Fig. 4—6.
Das membranöse Gehörorgan des Coregonus besteht aus: Utriculus mit Sinus superior und Apex, Becessus
utriculi, Amputta anterior, Ampulla externa, Ampulla posterior, den entsprechenden drei Bogengängen, Sacculus mit
dem Ductus endolymphaticus und der wenig abgegrenzten Lagena coclüea.
Von Nervenendstellen sind sieben vorhanden, nämlich: Macula ac. recessus utriculi, drei Christa ac. am-
puüarum, Macula ac. sacculi, Papilla ac. lagena, die aus zwei kleinen Platten bestehende Macula ac. neglecta.
Der Acusticus theilt sich sogleich in den Bantus anterior, welcher sich in den Bamulus amp. anteriores,
den Bamulus amp. externa und den Bamulus recessus utriculi zweigt; sowie in den Bamus posterior, welcher nach unten
den Bamulus sacculi abgiebt, dann weiter verläuft und sich in den Bamulus lagena und den Bamulus amp.
posteriores sowie in den ziemlich kleinen, sich bald zweitheilenden Bamulus neglectus, welcher von der Theilung-
stelle der beiden letztgenannten Zweige ausgeht.
Der kurze Utriculus (Fig. 4, 5 u) sendet nach oben und hinten den sich verengenden und oben in einen
kurzen Apex endenden Sinus superior (Fig. 4, 5 ss) aus. Nach vorn geht er in den erweiterten Becessus utriculi
(Fig. 4 rec) ftheY} an dessen concavem Boden sich die ovale Macula acustica rec. utric. (Fig. 4, 5 mu) mit unregelmässig
dreieckigem Otolithen (o) befindet; die vorn-oben ausgehende Ampulla anterior (Fig. 4, 5 aa) geht nach
unten in den Canalis m, anterior (Fig. 4, 5 cd) über, welcher sich zuerst in kleinem Bogen nach vorn-aussen, dann
nach oben, dann nach oben-hinten-innen wendet und eine weite Strecke in dieser Eichtung gerade verläuft, bis er
am oberen Ende des Sinus superior einmündet. Die vom oberen-äusseren Umfange des Eecessus ausgehende Ampulla
externa (Fig. 4, 5 ae) setzt sich in den kurzen, horizontal liegenden, etwa ringförmigen Canalis m. externus
(Fig. 4, 5 ce) fort, welcher, der hinteren Ampulle dicht anliegend, erweitert am unteren Ende des Sinus superior
einmündet. Die Ampulla posterior (Fig. 4, 5 ap) geht vom hinteren, besonders kurzen Ende des Utriculus nach
aussen-hinten aus und setzt sich in den Canalis m. posterior (Fig. 4, 5 cp) fort, welcher zuerst nach aussen-hinten-
unten, dann fast in rechtem Winkel umbiegend, nach oben hin verläuft und, zuletzt wieder in rechtem Winkel
nach innen-vorn sich biegend, in den Sinus sup. mündet. Der untere Umfang des Utriculus senkt sich zu einer
ziemlich grossen Ausstülpung nach unten, welche dem Sacculus dicht anliegt. Hier finden sich sehr nahe an einander
die beiden kleinen, ovalen Platten der Macula ac. neglecta (Fig. 5, 6 mn), welche mit je einem Zweige des Bamulus
neglectus (Fig. 5, 6 rn) versehen werden. Weiter nach vorn in der erwähnten Ausstülpung des Utriculus
bemerkt man eine kleine, verdünnte Stelle der Wand, aber keine wirkliche Oeffnung, also nur eine Andeutung des
Canalis utriculo-saccularis (Fig. 6 cus). Der Sacculus (Fig. 4, 5 s) ist ziemlich gross, oval-mandelförmig, vorn
zugespitzt, hinten abgestumpft, trägt an der medialen Wand die lange, schmale Macula acustica sacculi (Fig. 4,
5 Ws) und enthält einen ziemlich grossen, spitz-ovalen, mit gezackten Eändern versehenen Otolithen (Fig. 4,
5 o). Nach oben geht mit ovaler Oeffnung vom Sacculus der sich nach oben verengende und blind endende Ductus
endolymphaticus (Fig. 4, 6 de) aus, welcher der medialen Wand des Sinus superior sehr innig anliegt. Nach hinten-
°hen stülpt sich der Sacculus zu der von ihm nur sehr schwach, durch eine niedrige mediale Falte der Wand,
abgegrenzte Lagena Cochlea (Fig. 4, 5 l) aus; an ihrer medialen Wand findet sich die halbmondförmige Papilla
acustica (Fig. 4, 5 pl) mit ebenfalls halbmondförmigem Otolithen (o).
G. Retzius: Das Gehörorgan der Wirbelthiere. 11
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