http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/retzius1881-1/0117
iv. Das Gehörorgan der Elasmobranchier.
l. DAS GEHÖRORGAN DER HOLOCEPHALEN.
Das Gehörorgan von Chimaera monstrosa.
Geschichtliches.
Breschet1 hat das Gehörorgan der Chimsera callorynchus beschrieben und abgebildet. Es hat, sagt er, mehr
als eine Aehnlichkeit mit dem der Eochen. Bei Chimsera ist es aber von der Schädelhöhle nicht vollständig abgetrennt;
hier findet sich nämlich eine durch eine starke, fibrocartilaginöse, den hinteren häutigen Bogengang und den Sack bedeckende
Scheidewand gefüllte Oeffnung. Das in die knorpelige Höhle eingeschlossene, von ihrer Wand durch einen
grösseren oder kleineren Zwischenraum abgetrennte, membranöse Labyrinth besteht aus drei häutigen Bogengängen
(Canälen), nämlich einem vorderen, einem hinteren und einem äusseren oder horizontalen, ferner einem mittleren
Sinus, einer aufsteigenden Bohre und einem Sack. Der vordere und der hintere Bogengang endigen mit je einer
Ampulle am mittleren Sinus; ihre anderen beiden Enden bilden eine gemeinsame verticale Bohre (tube commun
vertical), welche ausserdem mit dem äusseren, vom mittleren Sinus kommenden Bogengang in Verbindung steht.
Der mittlere Sinus (Sinus median) ist breit und nimmt, ausser den drei Ampullen der Bogengänge sowie der gemeinsamen
verticalen Röhre und dem hinteren Ende des horizontalen Bogengangs, in seinem mittleren oberen Theil
^e aufsteigende Röhre (Canal ou tube ascendant) auf; diese letztere steigt neben der gemeinsamen verticalen Röhre
der Bogengänge hinauf, geht durch die knorpelige Schädelwand und öffnet sich nach einer schwachen Erweiterung,
aber ohne irgend eine Umbiegung zu bilden, an der Oberfläche des Kopfes vermittelst einer deutlich hervortretenden
Oeffnung; in dieser Röhre findet sich eine weisse Masse (Otoconie) und eine milchartige Flüssigkeit. Unter dem mittleren
Sinus liegt der Sack, welcher rundlich, Otoconien haltend, kleiner als der Sinus und mit ihm durch eine sehr
kurze Röhre vereinigt ist. Eine »fenestra vestibularis», wie die der Rochen und Haie, ist nicht vorhanden. Der
Nervus acusticus sendet seinen hauptsächlichsten Zweig zum mittleren Sinus und Sack, und je einen Nervenzweig
m den vorderen und hinteren Ampullen.
Leydig2 sah auch bei Chimsera einen vom häutigen Labyrinth ausgehenden, bis zur äusseren Haut sich erstreckenden
und dort ausmündenden Kanal, welche bei diesem Fische gerade nach dem für beide Ohren gemeinsamen
Loch im Knorpelschädel läuft.
' Gilbert Breschet, Recherches anatomiques et physiologiques sur lorgane de l'ouie des poissons. Extr. d. Mem. de l'Academie des Sciences Tom
d- Sav. &r. paris 183g<
2 Fr. Leydig, Beiträge zur mikroskopischen Anatomie und Entwickelungsgeschichte der Rochen und Haie. Leipzig 1852.
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