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Anatomische Beschreibung.
Tafel XVII. Fig. 1—12.
Wie Breschet angegeben hat, ist das membranöse Gehörorgan der Chimsera nicht vollständig von der
Knorpelkapsel des Schädels umschlossen; nach der Schädelhöhle zu ist es nämlich wie bei den meisten Fischen von
derselben nur durch eine bindegewebige Membran abgetrennt. Nach Entfernung dieser Membran findet man also
nach der Schädelhöhle hin frei liegend (Fig. 5) den Utriculus mit den in ihn einmündenden oberen Enden der drei
Bogengänge, sowie den aus dem Sacke nach oben steigenden Ductus endolymphaticus. Ein wirkliches Vestibulum
cartilagineum ist deswegen nicht vorhanden, sondern wird nur durch einige Gruben an der inneren Schädelwand
sowie durch die die drei Bogengänge einschliessenden Knorpelcanäle vertreten. Von den Gruben ist eine besonders
gross; sie findet sich vorn-unten, den Sacculus mit der rudimentären Lagena sowie den Eecessus utriculi beherbergend
[Fovea sacculi et lagena? und Fovea recessus utriculi); diese beiden Fovese sind nur durch eine sehr schwach angedeutete
Firste von einander abgetrennt. Nach oben hin finden sich am Boden dieser grossen Grube zwei kleinere
ovale Gruben (Fig. 6 oaa, oae), von ihr sowie von einander durch schmale Firsten getrennt; sie beherbergen die
vordere und die äussere Ampulle [Fovea amp. anterioris und Fovea amp. externa?) und führen jede zu dem Knorpel-
canal des entsprechenden Bogengangs. Nach hinten-unten von der grossen Grube, von ihr durch eine schmale
scharfe Firste getrennt, findet sich eine kleinere Grube [Fovea amp. posterioris), welche zu dem entsprechenden
Knorpelcanal führt (Fig. 6 ocp'); die Oeffnung dieser Grube ist medialwärts von einer platten, schmalen Sehne überbrückt
. Nach oben und hinten von der Fovea amp. posterioris und der Fovea sacculi et rec. utriculi findet sich
ein viereckiges plattes Feld, dessen hintere Ecke von einer kleinen Grube oder Oeffnung eingenommen ist, welche
zu dem äusseren Knorpelcanal führt, und dessen obere Ecke zwei kleine, dicht beisammenliegende Gruben (Fig. 6
oca, ocp) enthält, die jede zu einem Knorpelcanal führt, nämlich den oberen Enden des vorderen und des hinteren
Canals. Nach oben hin steigt von ihnen eine schwach angedeutete Furche hinauf, welche für den Ductus endolymphaticus
bestimmt ist und in einen durch das Schädeldach hinaufsteigenden Canal übergeht. Uebrigens kann
auch bemerkt werden, dass die ganze Partie, welche die Oeffnungen aller dieser Gruben enthält, etwas concav ist.
An der äusseren (lateralen) Fläche des Schädelknorpels sieht man (Fig. 8), nach Entfernung der daran
haftenden Weichtheile, drei Firsten [kca, kce, kcp), welche eben dem Verlauf der Canäle im Knorpel entsprechen
. Wenn man diese Firsten abträgt (Fig. 7), liegen die drei Canäle, ihre Bogengänge enthaltend,
offen; die Bogengänge füllen die Canäle nicht ganz aus; sie liegen, wie bei anderen Wirbelthieren, näher ihrer
peripherischen Wand.
Eings um die Bogengänge sowie um die übrigen Theile des membranösen Gehörorganes findet sich ein ziemlich
sparsames, aber dichtes, perilymphatisches Gewebe, welches aus dünnen endothelialen, viele feine Fäserchen
enthaltenden Häutchen besteht.
An dem membranösen Gehörorgan der Chimsera monstrosa kann man folgende Theile unterscheiden:
Utriculus mit angehörigem Sinus superior, Becessus utriculi, Sacculus mit nicht abgetrennter Lagena Cochlea?, Ductus
endolymphaticus, Ampulla anterior, Ampulla externa, Ampulla posterior mit den entsprechenden drei Bogengängen.
Von Nervenendstellen kann man hier unterscheiden: Macula acustica recessus utriculi, Macula acustica
sacculi et Fapilla acustica lagena? Cochlea, Macula acustica neglecta und drei Crista? acustica? ampullarum.
Non Nerven Verzweigungen erkennt man folgende: der Nervus acusticus theilt sich in mehrere Zweige,
welche wie gewöhnlich zu zwei Hauptabtheilungen zusammengeführt werden können, von denen der vordere Ast,
Bantus anterior (E. vestibularis aut.) die Macula ac. recessus utriculi, sowie die Cristse ac. amp. anterioris und amp.
externse mit Zweigen [Bamulus rec. utriculi, Bamuli ampulla? anterioris und ampulla? externce) versieht, der hintere
Ast, Bamus posterior (E. cochlearis aut.) die Macula ac. sacculi und die mit ihr zusammenhängende Papilla ac.
lagense Cochleae, die Macula ac. neglecta, und die Crista ac. ampullse anterioris mit Zweigen [Bamulus sacculi et
lagenoe, Bamulus ampulla? posterioris, Bamulus neglectus) versorgt.
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