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Nervenäste sich verbreiten, sich beim Haie nicht an der Innenfläche der Utriculuswand, sondern im Gregentheil an
der Innenfläche der Sacculuswand befindet, gerade an der Einmündungssteile und innerhalb des von dem frontalen
Bogengang führenden Cranges (Ductus canalis frontalis);
7) dass endlich der aus dem Sacculus — und aus diesem alleine, nicht aus dem Utriculus zugleich — entspringende
Ductus endolymphaticus nicht nach oben hin blind endigt, sondern im G-egentheil, durch Vermittelung
seines erweiterten Theiles, Saccus endolymphaticus, direct und frei an der Hautoberfläche ausmündet.
In einer späteren vorläufigen Mittheilung hob ich1 hervor, dass die von mir bei Knochenfischen und Plagio-
stomen früher als »Pars basilaris Cochlea?» beschriebene Nervenendstelle eine ganz andere Bedeutung hat; ich
nannte sie nunmehr Macida acusüca negleda und den Nervenzweig Bamulus neglectus.
Anatomische Beschreibung.
Unter den Haien habe ich Gelegenheit gehabt, Vertreter von drei verschiedenen Genera mit Kücksicht auf
das Gehörorgan untersuchen zu können, nämlich: Acanthias vulgaris, Scyttium canicula und Squatina angelus. Ich
würde gerne noch andere Haie in dieser Hinsicht studirt haben, konnte aber frische Exemplare nicht erhalten.
Von den erwähnten dreien habe ich das Gehörorgan des Acanthias auch mit Berücksichtigung der feineren Verhältnisse
eingehender untersucht.
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Das Gehörorgan von Acanthias vulgaris.
Tafel XVIII und XIX.
Zu beiden Seiten des hinteren Theils der Schädelhöhle, in dem knorpeligen Schädel, liegt das rechte und das
hnke membranöse Gehörorgan eingeschlossen. Es ist, wie bei den Plagiostomen überhaupt, durch eine knorpelige
nicht durch eine membranöse _ Wand von der Schädelhöhle abgetrennt; nur zwei Oeffnungen, durch welche
die Nerven in die Labyrinthhöhle eintreten, sind jederseits in dieser Knorpelwand vorhanden. Uebrigens sind
die beiden Labyrinthhöhlen auch nach den anderen Seiten hin von dem knorpeligen Schädel umschlossen; an
jeder der beiden Höhlen sind indessen oben am Dache zwei Oeffnungen belegen, von welchen die grössere, hintere
vermittelst einer Membran geschlossen, die etwas nach vorn davon liegende, kleinere canalartig ist und einen
Gang von unten nach oben führt. Die knorpeligen Wände der Höhle des Gehörorgans sind bis auf die erwähnten
Locher Überall zusammenhängend und bestehen nicht aus getrennten Stücken. Sie sind an verschiedenen Stellen
von sehr verschiedener Dicke.
Im ganzen sind die Höhlen nicht besonders räumlich; sie sind von den darin befindlichen membranösen Gehörorganen
bis auf kleinere Partien ausgefüllt und so ziemlich nach der Gestalt derselben geformt. Man kann eine
grossere, mittlere Abtheilung, das Vestihdum cartilagineum (proprium), eine vordere, kleinere, ebenfalls zu dem Vesti-
1 Gustaf Retzitjs, Zur Kenntniss des inneren Gehörorgans der Wirbelthiere, Archiv für Anatomie und Physiologie, Anatom. Abtheil, herausgeg.
' üls und Brauxe, 1880
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