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III
Muskel mit schmaler Sehne aus, läuft dann mit schmalem, spindelförmigem, aus querstreifigen Muskelbündeln bestehendem
Bauche horizontal nach vorne und befestigt sich an der Aussenseite der Wand, an der nach vorn geknickten
Stelle des Ductus endolymphaticus, des sog. Saccus endolymphaticus (Taf. XVIII. Fig. 4, 5 mde).
Es finden sich in der knorpeligen Gehörkapsel noch ein Paar Löcher, die schon oben erwähnten Canäle,
durch welche die Nerven in die Labyrinthhöhle eintreten. Der schmale Glossopharyngeus dringt, nachdem er sich
vom Vagus getrennt hat, durch ein kleines Loch am unteren Umfang der medialen Wand (Taf. XVIII. Fig. 4,
°) '} 9 gl) schief nach hinten-aussen ein, schliesst sich dem hinteren Zweig des Acusticus an, trennt sich wieder
von ihm ab und geht hinter und über der Fovea lagense, von ihr durch eine fibröse Brücke getrennt, durch die
Schädelwand nach aussen ab. Eine kleine Strecke nach vorn von dem inneren Eintrittsloch des Grlossopharyngeus
findet sich in der medialen Wand der knorpeligen Grehörkapsel die viel grössere OerTnung für den Acusticus (Taf.
XVTEL Fig. 4, 5 ac). Nachdem sich dieser Nerv von dem Trigeminus (Fig. 4, 5 tr) abgetrennt hat, theilt er
sich in einen vorderen und einen hinteren Zweig, welche, je für sich, durch einen gemeinsamen kurzen Canal
m die Labyrinthhöhle eindringen; sie sind durch fibröses Gewebe von einander getrennt sowie von einem gelatinösen
Gewebe umgeben, welches in einer homogenen Masse zahlreiche Fibrillen und verzweigte, protoplasmatische
Zellen enthält.
In der geschilderten Höhle des knorpeligen Vestibulum und in den knorpeligen Canälen liegt jederseits das
membranöse Gehörorgan. Es füllt die Höhle nicht vollständig aus, sondern bleibt an den meisten Stellen
em verschieden grosser Baum, der perilymphatische Raum, zwischen ihm und dem Perichondrium der knorpeligen
Höhlen wand offen. An der sagittal geöffneten Vestibularhöhle (Taf. XVIII. Fig. 7—9) sieht man seine Ausdehnung
. In der mittleren vestibulären Abtheilung ist der Baum oben am grössten, unten-innen am kleinsten oder
sogar fehlend. In den Knorpelcanälen der Bogengänge ist der perilymphatische Baum von sehr verschiedener
Grösse; in dem vorderen (Fig. 6, 8 kca) ist er ziemlich gross; in dem äusseren (Fig. G) ist er sehr klein; in dem
hinteren (Fig. 7, 9 kep) ist in dem äusseren-hinteren und unteren Theil ein grosser, in dem inneren-vorderen dagegen
fast kein Baum vorhanden. Dieser perilymphatische Baum ist überall von einer klaren, klebrigen Flüssigkeit erfüllt und
von einen mehr oder weniger reichlichen perilymphatischen Gewebe durchsponnen; letzteres Gewebe, in der Vestibularhöhle
spärlicher, in den knorpeligen Canälen reichlicher vorhanden, führt die das membranöse Gehörorgan
umspinnenden Blutgefässe und besteht aus einem sehr schönen endothelialen Häutchengewebe (Taf. XVIII.
Fig. 10), welches von dem mit Endothel bekleideten Perichondrium mit zahlreichen, kleinen, sich kreuzenden
Häutchen zu den Blutgefässen und der Wand des membranösen Gehörorgans überspringt und an ihnen sich befestigt.
Die Häutchen bestehen aus spärlichen, verwebten Fibrillenbündeln, über welche sich Häutchenzellen segelartig aus-
bieiten; auch kommen zahlreich einzelne Fibrillenbündel mit Häutchenzellenscheide vor; an den Seiten der Ampullen
, besonders an den beiden Enden der Cristse acusticse, ist dieses Gewebe sehr reichlich.
An dem membranösen Gehörorgan des Acanthias vulgaris kann man folgende Abtheilungen als den
Iheilen Dei anderen Fischen und Wirbelthieren homolog unterscheiden: Utriculus mit angehörigem Sinus utriculi
superior., Recessus utriculi, Sacculus, Lagena Cochleae, Ductus endolymphaticus mit Saccus endolymphaticus, sowie Am-
Pula anterior, Ampulla externa, Ampulla posterior mit den entsprechenden drei Bogengängen.
Von Nervenendstellen erkennt man hier eine Macula acustica recessus utriculi, eine Macula acustica
sacculi, eine Macula acustica neglecta, eine Papilla acustica lagena} und drei Cristce acustica ampullarum.
Von Nerven Verzweigungen können folgende Abtheilungen unterschieden werden: der Nervus Acusticus
theilt sicn> wie erwähnt wurde, in zwei Hauptabtheilungen, von denen der vordere Ast, der Ramus anterior (B.
vestibularis aut.), die Macula ac. recessus utriculi, sowie die Crista ac. amp. anterioris und Crista ac. amp. externa;
mit Zweigen (Ramulus rec. utriculi, Ramulus ampullce anterioris, Ramulus ampulla externa) versieht, der hintere Ast
doer, der Ramus posterior (B. cochlearis aut.) die Macula ac. sacculi, die Macula ac. neglecta, die Papilla ac. lage-
1186 S0Wle die Crista der hinteren Ampulle mit Zweigen (Ramulus sacculi, Ramulus neglectus, Ramulus lagena und
Kumulus amp. posteriore) versorgt.
Ich gehe bei der folgenden Beschreibung des membran. Gehörorgans von dem Utriculus aus. Dieser, der
Utriculus (Taf. XVIII. Fig. 1_3 u), ist eine ziemlich weite, cylindrische Bohre, welche von der Ansatzstelle der
vorderen Ampulle (aa) nach hinten nach oben und etwas nach innen geht, an der Vor- und Oberseite des Becessus utri-
CUl vec) und des Sacculus (s) hegend; der Utriculus geht ohne weitere Grenze in den Theil über, welcher beiden
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