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concavirt. Die untere Fläche hat biconcave Ränder, welche an den Enden von einem concaven Rand vereinigt
sind; diese Fläche ist, in Uebereinstimmung mit der Gestalt der Crista acustica, der Länge nach convex, der Quere
nach aber concav. Nach den unteren Rändern verdünnt sich die Cupula und läuft in den Seitentheilen abgeflacht
aus. Die Cupula der hinteren Ampulle (Taf. XIX Fig. 9 cu, Fig. 11, 12, 18) hat im ganzen dieselbe Gestalt
wie die der vorderen, ist aber länger und breiter und zugleich etwas niedriger; ihr oberer Rand ist gewöhnlich quer
abgestutzt und fast gerade (Fig. 9 cu); die vier Seitenflächen sind mit tiefen Furchen versehen, was besonders bei
der Ansicht von unten oder oben (Fig. 11) deutlich hervortritt, aber auch in schiefer Seitenlage (Fig. 12) bemerkbar
ist; die untere Fläche hat eine mit der der vorderen Ampulle übereinstimmende, aber stärker ausgeprägte Grestalt.
Die Cupula der äusseren Ampulle (Taf. XIX Fig. 15 cu, Fig. 16, 17) ist kürzer und schmaler, aber verhältniss-
mässig höher; sie ist zwar übrigens im ganzen den anderen beiden ähnlich, nach dem einen Ende zu rücken aber
die Ränder an einander (Fig. 16) und geben der Cupula hier, von oben oder unten gesehen, eine nach dieser Seite
hin etwas abgerundete Gestalt. An allen drei Cupula? nimmt man bei etwas stärkerer Vergrösserung eine mehr
oder weniger senkrechte Streifung wahr, welche überall von der unteren Fläche nach der oberen steigt; die von
den Rändern aufsteigenden Streifen folgen den Seitenflächen und biegen sich also nach unten hin weit auseinander;
die aus der Mitte der unteren Fläche der Cupula kommenden steigen senkrecht hinauf; alle Streifen endigen an
der oberen Fläche, dicht neben einander gedrängt und wie quer abgestutzt. Die Cupula? zerfallen leicht in mehrere
Stücke, der Streifung gemäss. Bei stärkerer Vergrösserung sieht man, dass der Streifung eine Zusammensetzung aus
durchsichtigen, etwas unebenen, halbweichen, feinen Fasern entspricht, welche unverzweigt dicht neben einander in der
angegebenen Richtung der Streifen liegen; an der unteren Fläche der Cupula? findet man, besonders deutlich an den
Seiten rändern, viele kleine rundliche Löcher siebförmig geordnet; ebenfalls sieht man hier immer Körnerzellen,
deren Protoplasma theils rings um die runden Kerne angesammelt liegt, theils aber auch verzweigt nach den Seiten
ausläuft (Taf. XIX Fig. 18). Bei den Rochen, an denen der Bau der Cupula? derselbe ist, habe ich ihn eingehender
berücksichtigt; ich verweise deswegen auf die dort gegebene Beschreibung.
Nach dieser Schilderung der Zusammensetzung der Bogengänge und der Ampullen habe ich nun den Utriculus
noch zu beschreiben. Die Wand des Utriculus ist besonders dünn; sie besteht aus einer faserig verwebten, elastisch aussehenden
Haut (Taf. XIX Fig. 21), welche inwendig mit einer Schicht von polygonalem, plattem Epithel bekleidet
ist. Die Wand des Becessus utriculi besteht unter der Macula acustica aus demselbem hyalinen Gewebe mit verzweigten
Zellen wie in den Bogengängen und Ampullen; seitlich von der Macula wird in der übrigen Recessus-
wand diese häutige Schicht sehr dünn und ist innen von einer dünnen Faserhaut sowie von einem platten, polygonalen
Epithel bekleidet; in der Nähe der Macula wird dies Epithel höher und enthält einzelne, zerstreute, verzweigte
Zellen mit länglich ausgezogenen Kernen, sowie Reihen solcher Zellen. Die Macula ac. rec. utriculi selbst (Taf. XIX
Fig. 20), welche im ganzen oval und schalenförmig ist, den Boden des Recessus bekleidend und sich dann noch an
dessen hinterer Seitenwand mit schmaler, zungenförmiger Verlängerung ausbreitend, besteht aus denselben Elementen
wie das Nervenepithel der Crista? acustica?. Es finden sich also hier zwei Arten von Zellen, Fadenzellen und
Haarzellen (Taf. XIX Fig. 22 fz, hz), sowie in das Epithel aufsteigende und sich verzweigende Nervenfasern; ich
kann deswegen auf die bei den Ampullen gegebene Beschreibung verweisen. Die Höhe des Maculaepithels betrug
im Durchschnitt 0,07 mm.; von Haaren konnte ich nicht grössere als 0,015 mm. finden. Auf der Macula hegt
ein graulich erscheinender, aus grossen (mit unbewaffnetem Auge deutlich sichtbaren) Kristallen bestehender und
sehr leicht zerfallender Otolith, dessen eigentliche Gestalt ich eben deswegen nicht genauer angeben kann. Die
Kristalle (Taf. XVIII Fig. 13 a—d) sind grösstenteils fast kubisch, die Höhe derselben ist jedoch geringer als
ihre Breitendimension; sie sind stark glänzend, geben mit Salzsäure Gasblasen ab und erscheinen nach Verlust der
Kalksalze als durchsichtige, in Anilin sich färbende Körperchen von der ursprünglichen rechteckigen Gestalt; man
sieht an ihren Seitenflächen eine Streifung, welche eine Zusammensetzung der Kristalle aus dicht an einander liegenden
, quadratischen Platten andeutet. Unter den Kristallen kommen aber auch Körperchen von sehr unregelmässiger
Gestalt vor. An einer Fläche der Otolithenmasse, der der Macula zugewendeten, befindet sich eine kleine
Partie einer glasigen Substanz, welche rundliche, vacuolenförmige Räume verschiedener Grösse enthält; es ist diese
Substanz die Membrana tectoria.
Die Wand des Sacculus ist im ganzen sehr dünn; aussen mit einer schwachen, homogenen Schicht mit spärlichen
Zellen, einer diese Schicht innen bekleidenden Faserhaut und dann noch einem einschichtigen, platten,
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